Die Abneigung gegen sexuelle Randgruppen war Thema beim ersten Fest des Christopher-Street-Day Vereins. Es hatte nur gelegentlich einen Hauch von bekannten Paraden. Foto: Schlenker

Verein veranstaltet erstes Fest auf der Möglingshöhe in Schwenningen. Homos suchen Gespräch mit Heteros.

Villingen-Schwenningen - Der Christopher-Street-Day-Verein (CSD) veranstaltete sein erstes Fest auf der Möglingshöhe in Schwenningen. Ein Ziel war es, mit der Bevölkerung über homosexuelle, transsexuelle und "queere" Menschen ins Gespräch zu kommen.

Die kritischen Äußerungen von Joachim Kretschmann zur Homosexualität überschatteten das Fest. Organisator Bernd Ayasse hatte vor dem Fest prominente Unterstützung ins Boot geholt. Er ist als Vertreter der Aids-Hilfe einer der 22 Mitglieder des noch jungen Vereins. Oberbürgermeister Rupert Kubon übernahm die Schirmherrschaft. Sozialministerin Katrin Altpeter und Ministerpräsident Winfried Kretschmann stärkten der hiesigen Community mit ihren Grußbotschaften den Rücken.

Dass der ehemalige Schriftführer des SPD-Ortsvereins, Joachim Kretschmann, kurz vor dem Fest mit markigen Worten seine Ablehnung zur Veranstaltung kundtat, traf die CSD-Verantwortlichen ins Mark. Sein Standpunkt zur Homosexualität verletzte ihre Gemüter. Aus Ärger über die aus seiner Sicht aufhetzenden Äußerungen Kretschmanns habe er ein Einladungsplakat zum CSD-Fest ganz in der Nähe von dessen Wohnung aufhängen lassen, gab Ayasse preis.

Britta Beha wollte ihren Verein nicht als Homo-Truppe beschimpfen lassen. Die heterosexuelle Vorsitzende will erreichen, dass Menschen die sexuellen Orientierungen ihrer Mitmenschen akzeptieren. Auch in den Gesprächen von Besuchern spielten die Äußerungen von Joachim Kretschmann eine Rolle.

Sonja Schweighofer und Melanie Slezinski kamen nur wegen dessen Kritik zum Fest: „Wir verstecken uns nicht und wollen uns solidarisch zeigen." Die Art und Weise der Stellungnahme gehe nicht, stimmte Sylvia Neumann mit vielen Gästen überein. Eine Sitznachbarin nannte Kretschmanns Stellungnahme eine Diskriminierung hoch drei. Ihren Namen wollte sie aus Angst vor Nachteilen nicht nennen. Unter der Festgemeinschaft befanden sich neben einer Reihe zufällig Hereingeschneiter zahlreiche Menschen, die homosexuelle Bekannte oder Verwandte haben. Viele zogen es vor, ihre Fürsprache für die Angehörigen anonym zu halten.

Für Walli Tschabrun ist die sexuelle Orientierung egal. Sie habe wunderbare Ferien mit Homosexuellen verbracht, brach sie eine Lanze für mehr Normalität.

Neugierige Festbesucher, die sich ein buntes Spektakel wie bei Christopher-Street-Day-Paraden erhofft hatten, wurden enttäuscht. Auch Bernd Ayasse hätte sich mehr Vielfalt gewünscht. Einige Gruppen, wie der Orden der Schwestern der perpentuellen Indulgenz, hätten wegen anderer Veranstaltungen abgesagt, bedauerte er.

Am Samstagabend spielte die Band Grace of Chloe. "Wir schräge Typen passen gut hierher, auch wenn wir nicht Teil der Community sind", urteilte ihr Sprecher mit dem Künstlernamen Mary Stormchild. Außerdem unterhielten Marita Stinsky, DJ Dieter, Gloria Diamond, Edis Karaoke und die Villinger Schalmeien die Besucher.