Seit 1994 können Besucher sich in Gästebüchern des Uhrenindustriemuseums verewigen / Positive Rückmeldung

Von Alicja Bienger

VS-Schwenningen. Zeichnungen, Dankesworte und sogar chinesische Schriftzeichen: Betrachtet man die Gästebücher des Uhrenindustriemuseums, fällt einem zunächst vor allem der durchweg positive Tenor auf.

"Vielen Dank für die tolle und interessante Führung!" So oder so ähnlich lauten die meisten Eintragungen in den inzwischen sechs Gästebüchern, die seit 1994 im Uhrenindustriemuseum ausliegen und Gelegenheit für Lob und Kritik bieten. Ersteres überwiegt eindeutig: Manche Einträge ufern geradezu aus in überschwänglicher Begeisterung. Könnte es ein schöneres Kompliment für das Museumsteam geben?

"Es gibt Schulen, die kommen jedes Jahr mit einer Klasse her", erzählt Silvia Ginosa, die seit 13 Jahren durchs Museum führt. "Die Schüler sind dann oft überrascht, wie interessant es hier ist, und bedanken sich mit netten Einträgen."

Ginosa selbst ist häufig Gegenstand der Komplimente, auch wenn die Besucher neben den lebendigen Führungen vor allem die Vielfalt der Exponate schätzen.

Die Gästebücher sind auch ein Zeugnis der noch immer gegenwärtigen Schwenninger Uhrengeschichte. So haben sich nicht nur unzählige ehemalige Fabrikarbeiter darin verewigt, sondern auch direkte Nachfahren der Fabrikanten, so beispielsweise die Urenkelin von Johannes Bürk. Und auch Polit-Prominenz gastierte schon im Uhrenindustriemuseum, so etwa Hermann Schäfer, ehemaliger Leiter des Hauses der Geschichte in Bonn und der eine oder andere Bundestags-Abgeordnete, erinnert sich Museums-Chefin Ingeborg Kottmann.

Bei seinem Eintrag ist manch ein Besucher richtig kreativ: Neben Gebasteltem wie roten Herzen oder kunstvoll kalligrafierten chinesischen Schriftzeichen ist auch Gereimtes darunter. So griff beispielsweise eine Familie aus Bitterfeld tief in die Poesie-Kiste und dichtete: "Wir kamen aus Bitterfeld daher, alles, was wir sahen, gefällt uns sehr. Wir sagen nun ein ›Wiedersehn‹ und von uns allen ein ›Dankeschön!‹". Nostalgie ("Erinnerungen an meine Lehrzeit bei Kienzle kommen auf"; "Im Zuge einer Nostalgiereise besuchte ich das Uhrenindustriemuseum, um die Uhren meines Großvaters zu betrachten") findet man ebenso wie Humorvolles ("Die Zeit wartet auf niemanden, außer auf Chuck Norris"), und viele Gäste haben auf den ausgestellten Fotos sich selbst oder Verwandte und Bekannte entdeckt und tun der Freude darüber ebenfalls in den Büchern kund.

Ein ganz besonderes Ereignis markiert ein Eintrag vom 5. Mai 2012: "Damals hatten wir im Uhrenindustriemuseum die erste Hochzeit", erinnert sich Ingeborg Kottmann und zeigt auf die entsprechende Stelle. "Seither hatten wir immer wieder Trauungen hier. Es ist eine besondere Kulisse, viele Leute schätzen das."

Eigentlich sind die Gästebücher viel zu schade, um im Magazin zu ruhen.

Vielleicht sollte man sie ja ebenfalls einmal ausstellen? "Die Überlegung gab es mal, aber wenn so viele Menschen die Bücher anschauen, haben wir am Ende eine lose Blättersammlung", bedauert Ingeborg Kottmann.