Kuratorin Anita Auer (Mitte) bekam viel Lob für die neue Sonderausstellung "Wie tickt Villingen-Schwenningen". Foto: Spitz Foto: Schwarzwälder-Bote

Jubiläum: Sonderausstellung erntet viel Beifall / Musikakademie umrahmt Eröffnung bravourös

"Wie tickt Villingen-Schwenningen?" – seit Freitagabend gibt dazu eine Ausstellung im Franziskanermuseum – und gibt sie doch nicht.

VS-Villingen. Mit der Ausstellung zum Stadtjubiläum wurde im Beisein zahlreicher geladener Gäste eine Kunst- und Kulturschau eröffnet, die Villingen-Schwenningen auf den Grund geht, wie keine zweite. Wer wissen will, wie VS tickt und sich hier eine allgemeingültige Antwort erhofft, bekommt sie wahrlich nicht. Wer die Ausstellung aber besucht, um Villingen-Schwenningen in all seinen Facetten, seinen Widersprüchen und Einigkeiten, seiner Geschichte und seinen Geschichten, eben mit all seinen "Ticks" zu erfassen, der ist im Franziskanermuseum bei einer dem Stadtjubiläum würdigen Ausstellung goldrichtig.

Es war an Oberbürgermeister Rupert Kubon im voll besetzten Franziskanerfoyer zu begrüßen zur Eröffnung einer Sonderausstellung, deren Name zu einer Stadt, die die Uhrenindustrie beherbergte, gut zu Gesicht steht. "Wie tickt Villingen-Schwenningen?" – eine Frage, die keine eindeutige Antwort erlaubt, komme es doch, so Kubon, auf die verschiedenen Betrachtungsweisen an, ob man VS von innen als Bürger der Stadt, von außen als Besucher wahrnimmt, oder sogar das Ticken der anderen innerhalb der Stadt beurteilt. "Manchmal ticken die Uhren, auch wenn sie dieselbe Zeit anzeigen, nicht alle gleich", so das Stadtoberhaupt.

Wie auch immer, VS tickt jedenfalls auch ganz schön kulturell. "Villingen-Schwenningen wird seinem Ruf als Kulturstadt gerecht", lobte Staatssekretärin Petra Olschowski vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst in Baden-Württemberg. Und das sei gut so, denn: "Kunst und Kultur sind kein Luxus, sondern Notwendigkeit". Kreativität, Toleranz, Fantasie, Empathie, all diese Fähigkeiten erwachsen aus der Berührung mit Kunst, so Olschowski. Wer wissen wolle, "was uns als Stadt zusammenhält", sei gut beraten, Ausstellungen wie diese zu besuchen, die ein Fenster zurück in die Vergangenheit eröffnen, auch auch den Blick in die Zukunft werfen". Wie vielfältig VS sei mit Kultur einerseits, Industrie andererseits, Baden und Württemberg, all dem was hier "aufeinander stößt und sich reibt", zeige die Sonderausstellung eindrucksvoll auf. Aus diesen Besonderheiten, "Villingen – Schwenningen" ergebe sich auch eine gemeinsame Identität – und davon habe VS mehrere.

Peter Erhart, Stiftsarchivar des Stiftsarchivs St. Gallen hielt einen kurzen historischen Exkurs über ein Prunkstück der Ausstellung: die Abschrift der Schenkungsurkunde von Kaiser Ludwig dem Frommen, aus dem 13. Jahrhundert, mit der er Zinseinnahmen aus 47 landwirtschaftlichen Gütern dem Kloster St. Gallen überlassen hatte. Er freue sich, so Erhart, dass das Stiftsarchiv damit seinen Beitrag zu diesem "wundervollen Ausstellungsprojekt" habe leisten können, "dem noch dazu der Brückenschlag in die Zukunft gelingt".

Apropos Gelingen: Ganz besonders gelungen war die musikalische Umrahmung der Ausstellungseröffnung durch eine Percussiongruppe der Musikakademie Villingen-Schwenningen (Frank Neu und Schüler). Wie sie tickten? Ganz besonders rhythmisch an Marimbaphon, Trommeln, Cajon oder Woodblocks und außerordentlich korrespondierend mit dem Ausstellungstitel. "Sie haben das Ticken vernommen und festgestellt, dass man, auch wenn man unterschiedlich getickt hat, am Ende wieder gemeinsam ticken kann", stellte dann auch die Kuratorin der Ausstellung, Anita Auer, fest, die auf Hintergründiges und Vordergründiges einer Ausstellung einging, für die sie an diesem Abend besonders viele Glückwünsche entgegennehmen durfte.