Polizeiprominenz aus dem In- und Ausland war bei der Verabschiedung des 34. Studienjahrgangs an der Hochschule für Polizei anwesend Fotos: Schück Foto: Schwarzwälder-Bote

Ehrengäste aus fünf Nationen bei der Verabschiedung des 34. Studienjahrgangs an der Hochschule in Schwenningen

Von Felicitas Schück

Schwarzwald-Baar-Kreis. Als "Humankapital" der Polizei bezeichnete Innenminister Reinhold Gall 417 Kommissare, die an der Hochschule für Polizei ihre Ernennungsurkunden erhielten.

"Ihnen wurde von Ihren Dienstherren Vertrauen entgegen gebracht, diese Veranstaltung ist der Beweis, dass dieses Vertrauen zu Recht in Sie gesetzt wurde", erklärte der Innenminister und meinte voll Anerkennung: "Dieses Studium absolviert man nicht im Vorbeigehen". Man benötige dazu persönliche Reife. "Es liegen vielfältige Herausforderungen vor Ihnen, ich wünsche Erfolg und ein Quäntchen Glück." Die Studierenden hätten sich verändert, und, so fügte Gall hinzu, "die Polizei ist auch nicht mehr dieselbe wie zu Beginn ihres Studiums."

Zu der Veranstaltung waren neben den erfolgreichen Studierenden und ihren Familien Ehrengäste aus fünf Nationen gekommen, aus Österreich, der Schweiz, Kanada, Frankreich und mit William Coolstock, dem britischen Verbindungsbeamten beim BKA, erstmals aus Großbritannien. Durch Abwesenheit glänzten die Landratsämter Tuttlingen und Schwarzwald-Baar, die in den Vorjahren stets präsent waren. Stark vertreten waren die Polizeigewerkschaften mit ihren Landesvorsitzenden. "Sie sind das Humankapital der Polizei, scheuen Sie sich nicht vor dieser Last", ermunterte der Innenminister und fügte hinzu: "Erfolg ist eine Reise, kein Ziel. Ganz gleich, wohin Ihr Weg Sie führen wird, Sie werden keine ausgetretenen Pfade vorfinden."

"Wir erkennen immer mehr einen Wandel in der Polizeiarbeit"

Gall forderte dazu auf, im persönlichen Engagement nicht nachzulassen. "Wir erkennen einmal mehr einen Wandel der Polizeiarbeit und ihren Herausforderungen", so Gall, der auf die Cyberkriminalität hinwies. "Ein erheblicher Teil der Straftaten trägt sich im virtuellen Raum zu. Wir haben reagiert und uns neu aufgestellt", erklärte Gall.

"Vielfältige Maßnahmen" hätten Landeskriminalamt und Polizeidienstellen gegen Wohnungseinbrüche getroffen. "Sie greifen langsam, vielleicht zu langsam", räumte der Minister ein. Mit erhöhten Einstellungszahlen wolle die Polizei den Einbruchsdelikten begegnen. Ein weiteres Sonderprogramm gelte dem islamistischen Terror um Charlie Hebdo. Der starke Zustrom an Flüchtlingen aus Osteuropa stelle eine Herausforderung dar.

Innerhalb der nächsten zehn Jahre stehe der Polizei ein "Refresh des Personalkörpers" bevor, deutete Gall an. In den Jahren 2017 und 2018 solle dann eine Ausbildungsoffensive gestartet werden, die Ausbildungsplätze sollen auf 2800 erhöht werden.

Der 34. Studienjahrgang ist mit einem durchschnittlichen Notenschnitt von 10,3 der beste aller Zeiten, erklärte Rektor Alexander Pick. Drittbester ist Marvin Engel (Freiburg), den ersten Platz teilen sich Nicole Kurz (Landeskriminalamt) und Jonas Seiberle (Hochschule Polizei). Der Rektor stellte klar, "dass sich mit dem Abschluss des Studiums nicht die Erwartungshaltung verbindet, dass Sie in Zukunft fehlerfrei Ihren Dienst verrichten." Wer nämlich keine Fehler vorzuweisen habe, stehe im Verdacht "ein mutloser Zauderer" zu sein. "Wir machen Fehler", räumte anschließend Minister Gall ein: "Die Frage ist, wie gehen wir damit um?"

Pick ließ das Weltgeschehen der ersten drei Monate des neuen Jahres Revue passieren, das er als "ungewöhnlich stark von bedrückenden Ereignissen geprägt" bezeichnete. "Die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ostukraine, das grausame Wüten islamistischer Terrororganisationen in Syrien, im Nordirak, im Jemen und in Nordafrika. Die Terroranschläge von Paris und Tunis. Der zerstörerische Zyklon über der Südsee. Oder vor kurzem die kaum fassbare Tragödie um den Absturz der Germanwings Maschine in den Alpen mit 150 Toten", zählte Pick auf. "Da tut ein Tag wie der heutige einfach gut. Für etwa zwei Stunden können wir den Blick auf einen Anlass zur Freude richten."

Kritische Worte fanden die Asta-Vorsitzenden Martell Günther und Hans Jennek. So habe durch den Abzug von Dozenten Unterrichtsausfall gegeben. "Zwar kennen sich einige von uns jetzt besonders gut mit Brandbekämpfung aus, aber das Seminar Abwehr und Zugriff konnte nicht in dem Maße stattfinden, wie wir es uns gewünscht hätten", erklärten sie: "Unsere Zeit war geprägt von Veränderungen, die Polizeireform stand an, zum Glück waren wir im Schonraum der Hochschule." Neben Dozenten fehlen an der Hochschule für Polizei offenbar jetzt auch Unterkünfte, die von der Verwaltung belegt werden, welche im Zug der Reform dort angesiedelt wurde.