Christian Engesser von der FDP VS (Zweiter von rechts) führt die Gesprächsrunde rund um Stefan Eberhardt, Lencke Steiner und Norman Graf (von links). Foto: Kratt Foto: Schwarzwälder-Bote

Wahlkampf: Unternehmerin Lencke Steiner setzt sich bei FDP-"After Work Talk" in Szene – aber authentisch

Natürlich war es Wahlkampf, den der FDP Stadtverband VS beim "After Work Talk" mit Politikerin und Unternehmerin Lencke Steiner betreiben wollte. Doch die authentische Bremerin und ihre Gesprächspartner dockten bei vielen Bürgern an.

VS-Schwenningen. Bei den Gesprächen mit den interessierten Bürgern vor und nach der Diskussionsrunde gibt sie sich als eine von vielen, doch sticht irgendwie heraus: die 31-jährige Lencke Steiner, die die FDP Bremen 2015 zurück in die Bremische Bürgerschaft geführt hatte. Sie gilt als eine der jüngsten erfolgreichsten Unternehmerinnen Deutschlands. Ihr kurzer royalblauer Jumpsuit und ihre Prada-Tasche sind farblich perfekt aufeinander abgestimmt. Ein Selfie für den Facebook-Auftritt darf natürlich nicht fehlen. Trotzdem ist Steiner nicht überheblich und arrogant, nein, ganz im Gegenteil wirkt sie mit ihrer lockeren Art und ihrem norddeutschen Slang authentisch und bürgernah.

Wirtschaft, Familienbetriebe, Existenzgründung: Über diese Themen darf das Mitglied im Bundesvorstand der FDP am Montagabend in der BKK gemeinsam mit Stefan Eberhardt, Vorsitzender der Wirtschaftsjunioren Schwarzwald-Baar-Heuberg, sowie mit Norman Graf, Geschäftsführer von Kendrion Donaueschingen, plaudern – als Unternehmerin ihr Steckenpferd natürlich.

Doch der FDP-Bundestagskandidat Marcel Klinge bringt bereits in seiner Einleitung zudem "sein" Wahlkampfthema, die geforderte "weltbeste Bildung", mit ins Spiel. Diese sei ein "Mondfahrtprojekt", denn für die Gesellschaft gelte es, an einem Strang zu ziehen. "Es fängt alles in der Kita an", nimmt auch Steiner das Thema auf. Genügend Medienkompetenz sei ebenso wichtig wie Wirtschaft in der Schule als Pflichtfach, fordert sie. Auch die Duale Ausbildung müsse wieder mehr wertgeschätzt werden – "nicht jeder muss zwingend Abitur machen".

Gleichzeitig müsse der Leistungsgedanke in Ausbildung und Beruf wieder mehr in den Fokus rücken. Auch in ihrem eigenen Unternehmen erlebe sie, dass die Jugendlichen nach einer Vier-Tages-Woche lechzten. Beim Begriff "Bergfest" am Mittwoch einer Woche drehe sie durch, stattdessen müsse es heißen: "Ich hab’ wieder Bock auf Montag", so die Bremerin ganz unverfroren.

Kritisch zeigt sich Kendrion-Geschäftsführer beim Thema Ausbildung und Beruf in mittelständischen Unternehmen: Besonders im Bereich der Zerspanung werde die Anzahl der Bewerber immer geringer. "Da gibt’s ein Hauen und Stechen um die Auszubildenden", meinte er. Um sich besser zu positionieren und attraktiver zu werden, müssten die Unternehmen auch außerhalb des hiesigen Standorts Möglichkeiten suchen. "Wir dürfen den Sprung nicht verpassen."

Viele Unternehmen gingen zugrunde, weil die Motivation fürs Handwerk fehle, ist auch Wirtschaftsjunior Stefan Eberhardt der Meinung. In vielen familiengeführten Unternehmen im Mittelstand gebe es keinen Nachfolger – ein "hausgemachtes Problem", besonders am Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg, fügt Norman Graf hinzu.

Gleichzeitig bemängelt Eberhardt: "Es gibt zu wenig Neugründungen." Und das müsse künftig gestärkt werden, auch von den Kommunen. Woran das liegt? In einem konservativ geprägten Land, in einer Kultur, etwas schaffen zu wollen, sei die Angst vor dem Versagen immer noch verpönt, meint Norman Graf.

Und genau hier sieht Lencke Steiner, die in zwei Staffeln der VOX-Fernsehshow "Die Höhle der Löwen" als Investorin über die Bildschirme flimmerte, den Ansatz für den großen Erfolg des TV-Formats: "Aus der Angst, sowohl Geld als auch Achtung zu verlieren, ist ein Positiv-Spirit entstanden: Du schaffst das!", meint sie.

Fachkräftemangel in der Region, Lohnkostenregelung oder Duale Ausbildung sind Themen, die in der anschließenden Fragerunde und bei privaten Gesprächen mit Steiner die Bürger bewegen. Sie weiß sie zu beantworten – natürlich auf ihre ganz eigene Art und Weise.