Das Theater am Ring in Villingen ist die zentrale Spielstätte der Doppelstadt, Besucher aus einem weiten Umfeld kommen zu den Aufführungen. Doch die in die Jahre gekommene Bestuhlung steht seit Jahren in der Kritik. Foto: Eich Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausschuss: Fraktionen uneins über Zeitplan / Freundeskreis Kultur wartet auf Signal für Suche nach Stuhlpaten

Noch ist keine Entscheidung über die neue Bestuhlung für das Theater am Ring gefallen. Kulturamtsleiter Andreas Dobmeier hielt zwar ein flammendes Plädoyer, dem Freundeskreis Kultur Villingen-Schwenningen ein positives Signal zu senden, dass dieser seine Spendenaktion starten kann. Doch der Verwaltungs- und Kulturausschuss lehnte dies ab.

Villingen-Schwenningen. Besucher der zentralen Spielstätte der Stadt wissen, dass die 1970 eingebauten und 1998 neu überzogenen Sitze schon lange nicht mehr bequem und teils auch beschädigt sind, ein frisches Polster also nicht mehr ausreicht. Inzwischen liegt ein Konzept für eine neue Bestuhlung vor, das die Vorschriften für Abstände zwischen den Reihen und Gängen, zudem die erforderliche Anzahl an Plätzen für Rollstuhlfahrer samt Begleitpersonen berücksichtigt. So fallen zwar 177 der bisher 869 Sitze weg. Dies hält das Amt für Kultur wegen der durchschnittlichen Auslastung von 72 Prozent für vertretbar.

Inzwischen hat ein Anbieter einen Stuhl für das Theater entwickelt, der rund 430 Euro kostet. Bei knapp 690 Sesseln liegt die Investition bei fast 295 000 Euro. Für die Erneuerung des Teppichs in den Seitengängen fallen weitere 30 000 Euro an. Um die Modernisierung zu Gang zu bringen, hatte der Freundeskreis bereits vor fünf Jahren vorgeschlagen, in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt ein Stuhlpatenschaftsprojekt zu initiieren und rund die Hälfte der Summe durch Spenden von Bürgern zusammenzubringen. Gedacht ist sowohl an Paten für einen kompletten Sitz als auch an niedrigere Beiträge. Allerdings sieht der Verein dann auch die Stadt in der Pflicht, als Betreiberin des Theaters den restlichen Betrag zu finanzieren. Auch der Beirat Kultur steht hinter dem Projekt. Geplant ist bisher, den Einbau der Stühle in der Sommerpause im nächsten Jahr in Angriff zu nehmen, um pünktlich in die Spielzeit 2018/19 starten zu können.

So schlug die Stadt dem Ausschuss in der Sitzung am Mittwochabend vor, die Gesamtkosten von 325 000 Euro im Haushaltsplan anzumelden und mit einem Sperrvermerk zu versehen, bis der Freundeskreis seinen Teil geleistet hat. In der Diskussion zeigte sich, dass alle Fraktionen um den schlechten Zustand der Sessel wissen. Aber an den Fragen, wann die Entscheidung für eine neue Bestuhlung fällt und ob die Initiative des Freundeskreises überhaupt annehmbar ist, schieden sich die Geister.

Prinzipiell sei die CDU dagegen, mitten unterm Jahr dieser Ausgabe zuzustimmen, vielmehr gehöre das Thema im Rahmen der Haushaltsplanberatungen auf den Tisch, erklärte die CDU-Fraktionsvorsitzende Renate Breuning. Und die einen fänden die Idee des Freundeskreises toll, die anderen seien jedoch dagegen, die Bürger zur Kasse zu bitten. Die Aktion an sich stoße bei den Freien Wählern auf Zustimmung, betonte Dominik Beha. Allerdings sei das eine Sache für die Haushaltsdebatte. Die SPD stellte sich hingegen nicht nur hinter das Finanzierungsmodell, sondern auch den Zeitplan. Es sei eine tolle Aktion, lobte Silvia Wölfle den Freundeskreis. Und auch Joachim von Mirbach sah keine Hürden, die Kosten im Etat anzumelden, es sei ja immer noch am Gemeinderat, im Rahmen der Beratungen einen endgültigen Beschluss zu treffen. Er finde es blamabel, wenn sich die Stadt als kulturelles Oberzentrum nicht mal mehr die Stühle fürs Theater leisten könne und eine solche Spendeninitiative unterstütze, warf Klaus Martin, CDU, ein.

Für ihn sei es vielmehr peinlich, dass es überhaupt so lange brauche, über den Vorschlag des Freundeskreises nachzudenken, entgegnete Dobmeier. Ebenso wie Oberbürgermeister Rupert Kubon setzte er sich vehement dafür ein, dem Verein ein Zeichen zu geben, dass er sich auf die Suche nach Förderern machen kann. Andernfalls halte er es für ausgeschlossen, dass der Freundeskreis bis im Frühjahr an die 150 000 Euro einnimmt. Dann sei die Realisierung im nächsten Sommer wohl kaum mehr möglich.

Und Kubon gab allen Kritikern zu bedenken, dass solche Patenschaften in der ganzen Republik üblich sind. Es sei auch ein Ausdruck des bürgerschaftlichen Engagements und der Wertschätzung der Kultur in einer Stadt. Schließlich verzichtete Kubon jedoch auf eine Abstimmung. Bis zur Gemeinderatssitzung nächsten Mittwoch mache sich die Verwaltung Gedanken über eine Formulierung des Beschlusses, die dem Freundeskreis zumindest die Sicherheit gibt, mit der Suche nach Paten loslegen zu können. So gibt es vielleicht doch noch bald ein Happy End für die unendliche Geschichte der Bestuhlung im Theater am Ring.