Konzert: Berliner Comedian Harmonists begeistern mit "Café ohne Aussicht" / Hervorragende Solisten

Von Wolfgang Tribukait

VS-Villingen. Die Berliner Comedian Harmonists begeisterten das Publikum im Villinger Theater am Ring. Franz Wittenbrink, Regie und musikalische Arrangements, hatte für die Komödie am Kurfürstendamm das Programm "Café ohne Aussicht" inszeniert.

Trostlos scheint die Lage für die drei Brüder (Holger Off, Olaf Drauschke, Ralf Steinhagen), die ein kleines Berliner Traditionscafé betreiben – die alte Juke-Box ist nicht mehr reparabel, kein Geld mehr, um die fällige Miete zu bezahlen, seit langem kein Gast mehr zu sehen. Melodiös singen die drei ihren Frust, vertrösten den Handwerker (Karl-Heinz Fricke) auf spätere Bezahlung, nehmen den zerlumpten und stinkenden Penner (Horst Maria Merz) widerwillig auf. Der entpuppt sich als Pianist, der ihnen Mut zu machen versucht.

Aber schon misst die lange dünne Maklerin (Philipp Seibert, Bariton) mit rauer Stimme den Raum und die Möbel aus, kündigt singend an: "Zum ersten seid ihr raus!"; es bleibt nur, den melancholischen Blues "Willkommen am Ende der Welt" anzustimmen. Galgenhumor tröstet; mit fröhlichem Gegacker singen und spielen sie den alten Schlager "Ich wollt’, ich wär ein Huhn", wandeln ihn ab ("ein Hahn!"), bravourös mischen sich die gackernden Stimmen. In einem ungarischen Tanz von Brahms, verteilt auf vier Stimmen, fordern sie den Zigeuner-Geiger zur Liebe auf. Und dann folgt Johann Strauss "Perpetuum Mobile", Singstimmen und Klavier, während des Spiels kleiden sie den Pianist vom Penner zum Befrackten um.

Wieder erscheint die Maklerin mit einem griechischen Investor (Wolfgang Höltzel, Bariton), der das Café kaufen will – Sirtaki singend und tanzend, vergleicht er die finanzielle Situation Athens und Berlins. Die "Maklerin" entpuppt sich als Mann, singt Hildegard Knefs "Illusionen", und das Sextett der Comedian Harmonists singt Fritz Kreislers Lied über Liebesleid – großartig die Harmonie der wunderbaren Stimmen. Und indem sie rhythmisch bewegt "Heut Nacht oder nie!" intonieren, parodieren sie die moderne Sucht nach Schlankheit ("Ich bin zu fett!").

Szenenwechsel vom heruntergekommenen Café zum eleganten Lokal: Singend haben sie Ansehen und Geld erworben. Italienisch bewegt schwärmen sie für die Signorina mit dem blonden Haar, verlangen in glühender Hitze am Strand ein Eis. Vor erlesenem Publikum und der Präsidenten-Gattin dürfen sie Mendelssohns "Abschied vom Wald" parodieren, singen "Haben sie schon mal im Dunkeln geküsst?".

Schwungvolle Melodien reißen mit. Bewundernswert die herrlichen Stimmen, jeder ein hervorragender Solist, hier in harmonischer Vielfalt vereint. Sie imitieren klanglich und schauspielerisch verschiedene Instrumente, entfalten hinreißenden Humor, der mit spontanem Beifall belohnt wird. Mit vielen hervorragend dargebotenen Melodien erfreute die Gruppe das Publikum im gut gefüllten Theater am Ring.