Rolf Schofer, Rektor der Hochschule Furtwangen, spricht über Perspektiven / Weitere Flächen werden benötigt

Schwarzwald-Baar-Kreis. Rolf Schofer, Rektor der Hochschule Furtwangen, spricht zum Jahreswechsel über Perspektiven der Hochschule.

Welche neuen Studiengänge wird die Hochschule Furtwangen 2015 an den Standorten Furtwangen, Schwenningen und Tuttlingen anbieten?

Der Schwerpunkt wird im nächsten Jahr auf Weiterbildung und Studienorientierung liegen. An neuen Angeboten startet gemeinsam mit der Universität Freiburg das modulare Weiterbildungsprogramm Interdisziplinäre Gesundheitsförderung, das bis zum Masterabschluss führen kann. Es werden einzelne Module angeboten, für die man Zertifikate erwerben kann. Außerdem werden wir ein Orientierungssemester für Bachelor-Studierende in Tuttlingen anbieten, das es Studieninteressierten ermöglicht, im Sommersemester Grundlagenveranstaltungen zu besuchen und gleichzeitig Einblicke in die verschiedenen Studiengänge und die regionalen Firmen zu bekommen. Die in diesem Semester erbrachten Leistungen können angerechnet werden. Wir haben im Wintersemester fünf neue Masterstudiengänge angeboten, 2015 werden die begonnenen Studiengänge weiterentwickelt. Erstmals ein zweites Semester angeboten wird in diesem Sommersemester für die Studiengänge Mikromedizin, Nachhaltige Bioprozesstechnik, Advanced Precision Engineering und Mobile Systeme.

Ist die Nachfrage nach Studienplätzen nach wie vor gut? Unternehmen Sie neue Initiativen zur Gewinnung von Studierenden, zum Beispiel im Ausland?

Die Nachfrage ist nach wie vor sehr gut. Im Wintersemester 2014/15 gibt es nochmals eine Steigerung der Studierendenzahlen im Hinblick auf das Vorjahr. 1487 Personen haben ihr Studium aufgenommen. Zwei Jahre nach dem doppelten Abiturjahrgang ist die Übergangsquote Schule-Hochschule größer geworden. Insgesamt gibt es jetzt 6409 Studierende an der Hochschule Furtwangen. Vor einigen Wochen wurde in Straßburg der Kooperationsvertrag TriRhenaTech unterzeichnet, in dem die technischen Hochschulen im Elsass, die Fachhochschule Nordostschweiz sowie die Hochschulen Offenburg, Karlsruhe und Furtwangen vereinbaren, künftig noch enger zusammenzuarbeiten. Angeboten werden gemeinsame Studiengänge sowie ein intensiver Studierendenaustausch. Bundesweit wurde die Hochschule 2014 durch das Projekt "Rheines Wasser" bekannt, wodurch wir auch Studieninteressierte in anderen Bundesländern angesprochen haben.

Welche räumlichen Erweiterungen sind 2015 vorgesehen?

In Schwenningen möchte die HFU weitere Flächen in der Karlschule anmieten, wo wir bereits das Erdgeschoss nutzen. Wir würden gerne die oberen Stockwerke nutzen. Jedoch wären dafür hohe Investitionen in den Brandschutz notwendig. Außerdem möchten wir gerne Räumlichkeiten in der Werastraße beziehen. Am Standort Tuttlingen werden wir das Leuchtturmprojekt Innovations- und Technologietransferzentrum Hochschulcampus Tuttlingen, das im Rahmen von RegioWin gerade bewilligt wurde, verwirklichen können. In Furtwangen werden wir im Frühjahr das Future Care Lab einweihen, eine Forschungsumgebung für Assistenzsysteme, die das Wohnen im Alter in den eigenen vier Wänden besser ermöglichen werden als bisher. Technische Assistenzsysteme haben das Potenzial, pflegebedürftigen Menschen lange ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen und können dazu beitragen, knappe Ressourcen in der Pflege besser einzusetzen.

Gibt es wirtschaftliche Erfolge durch Existenzgründungen von Studierenden?

Seit Juni 2013 berät das Innovations- und Gründungszentrum (IGZ) an der Hochschule Furtwangen potenzielle Existenzgründer. 72 Existenzgründer betreut das IGZ derzeit. Mittlerweile haben 14 Projekte den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt. Firmen aus der Region nutzen die Angebote der Jung-Unternehmer gerne, so dass wir eine Win-Win-Situation schaffen. Nach der Gründung eines kooperativen Promotionskollegs steht der weitere Ausbau der Promotionen und das Stärken der Forschung im Vordergrund. Verlängert worden ist das Promotionskolleg mit der Uni Freiburg, 14 Doktoranden promovierten bereits mit Stipendien.

Welchen Schwerpunkt sehen Sie als zukunftweisend für die nächsten Jahre?

Ein weiterer Schwerpunkt liegt klar auf berufsbegleitenden Studiengängen im Bachelor- und Masterbereich. Außerdem sollen englischsprachige Studiengänge und Vorlesungen deutlich ausgebaut werden. Ein Schwerpunkt wird darauf liegen, Professorenstellen zu besetzen. Außerdem steigen wir in die EMAS-Zertifizierung ein. Das ist ein Zertifikat, das für geprüftes Umweltmanagement verliehen wird. Ein großes Projekt wird in diesem Zusammenhang die Realisierung eines Holzhackschnitzelblockheizkraftwerkes sein.

Ist die finanzielle Ausstattung der Hochschule gut? Wo würden Sie sich mehr wünschen?

Ein Rektor wünscht sich immer mehr Mittel. Vor allem die Übernahme aller Mietkosten durch das Land und die dauerhafte Finanzierung der Mitarbeiter für so wichtige Aufgaben wie Qualitätssicherung, Controlling, Gründerberatung. Planungssicherheit über 2020 hinaus steht ganz oben auf der Wunschliste.

Wie international ist die Zusammensetzung der Studierenden?

Derzeit sind an der Hochschule Furtwangen 882 ausländische Studierende aus 89 Ländern eingeschrieben. Das sind 13,5 Prozent. Türkei, Indien, Kamerun, China und Italien sind die Spitzenreiter. Aber es sind auch Studierende aus ärmeren Ländern, wie zum Beispiel Elfenbeinküste und Burkina Faso darunter. u Die Fragen stellte Felicitas Schück