Als "Europaabgeordnete" redeten sich die Zehntklässler des Romäusring-Gymnasiums beim Planspiel "Festung Europa" gestern die Köpfe heiß. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Zehntklässler des Romäusring-Gymnasiums versetzen sich beim Planspiel in die Rolle von Europaabgeordneten

Von Birgit Heinig

VS-Villingen. In die Rolle von Europaabgeordneten versetzt sahen sich gestern die Zehntklässler des Gymnasiums am Romäusring (GaR). Beim Planspiel "Festung Europa" hatten sie sich als Ländervertreter mit der Flüchtlingsproblematik auseinanderzusetzen – im wahren Leben alles andere als ein Spiel.

Der Ernst der Lage wurde den Schülern schnell bewusst. Mit Unterstützung ihrer Lehrer Dominika Mrugala, Madeleine Heckhausen, Yvonne Hapke, Dan Lebert und Christian Wallner – der Fachschaft Gemeinschaftskunde am GaR – und schriftlichen Informationen aus der Landeszentrale für politische Bildung als Spieleherausgeber, waren sie schon nach kurzer Zeit in der Lage, die verschiedenen Positionen der vom Flüchtlingsstrom betroffenen Nationen zu vertreten.

Je nach Herkunftsland kommen die Flüchtlinge bekanntlich über das Mittelmeer, aus der Türkei über Griechenland und von den spanischen Enklaven Marokkos. Nicht erst seit den menschlichen Katastrophen in Lampedusa ist der Druck auf die Europäische Union groß geworden, Lösungen zu finden.

Die Schüler simulierten dazu einen Sondergipfel des Europarates. Alle "Staatsoberhäupter" und ihre "Innenminister" waren "angereist". Der "Ratspräsident" eröffnete den Gipfel und führte in die Problematik ein. In Kurzvorstellungen gaben die Ländervertreter ihre jeweiligen Positionen bekannt – und das authentisch. Schweden macht sich stark für die Quotenregelung bei der Flüchtlingsverteilung, Ungarn lehnt diese kategorisch ab, Estland und die Dänen halten die geltende Regelung für ausreichend, Italien und Griechenland drängen auf Entlastung, und Deutschland will sich zwar finanziell einbringen, sieht sich aber außerstande, noch mehr Flüchtlinge aufzunehmen.

In informellen Gesprächen versuchten die Schüler hernach, aus kleinen Gruppen heraus oder in öffentlichen Diskussionen zu Einigungen zu kommen. Bei den Abstimmungen wurde deutlich: Da auf Europaebene Entscheidungen nur einstimmig gefällt werden könne, müssen sich die Nationen auf einen Minimalkonsens einigen – "ganz schön anstrengend", stöhnte ein Schüler.

Schließlich waren sich zumindest alle Planspieler einig: Das Spiel hat ihnen die Flüchtlingsproblematik nähergebracht, jeder hat für sich eine Meinung dazu gefunden und erkannt, dass Demokratie Arbeit ist, aber auch Spaß macht. Überraschendes Zusatzergebnis: der eigentlich ausgesprochene Dresscode für den Sondergipfel, den nur wenige Schüler befolgt hatten, hat seine Berechtigung. "In korrekter Kleidung wird man einfach ernster genommen", sagt Dominika Mrugala.