Martin Schmitt und Martin Luther philosophieren über die Freiheit. Foto: Schimkat

Zu jedem Thema hämmert Reformator im Kirchenpavillon lautstark seine Thesen an eine Tafel.

Villingen-Schwenningen - So viele Zuschauer hatte der Kirchenpavillon lange nicht mehr erlebt, wie am Reformationstag.

Mindestens 300 Besucher drängten sich auf den Stufen, und auch auf der Wiese standen die Zuschauer dichtgedrängt. Pfarrer Andreas Güntter sprach mit viel Pathos von dem historischen Ereignis. Lange hatte man darauf gewartet, dass "Die mit der Leiter" die Mauer von Villingen verlassen würden, um im Kirchenpavillon die Lutherzahlen aus dem Betonmischtrommel zu ziehen. "Dass die Fasnetgruppe aus Villingen hier in Schwenningen auftritt, das ist ein historisches Ereignis", freute sich Güntter auf Anselm Säger, Alexander Brüderle, Andreas Meßmer und Klaus Richter, die vier mit der Leiter.

Die Nummer 16 dreht sich um das Thema "Freiheit"

Diese schritten auch sofort zur Tat, wobei sie verschiedene berühmte Figuren mit einem Augenzwinkern spielten. Ach ja, Karin Tietze musste mit der Ziehung der ersten Zahl etwas warten, da Luther verspätet mit der "Air Berlin" angereist war.

Die erste Zahl war die Nummer 16 und hatte das Thema "Freiheit". "Wenn du freiwillig an einem freien Tag hierher kommst und du hörst, der Eintritt sei frei und dich dann einer fragt, ob du freiwillig spendest und du dann freiwillig nicht spendest, dann merkst du, dass der Begriff Freiheit paradox ist", trug Martin Schmitt den Begriff Freiheit vor. Hier bogen sich die Zuschauer schon vor Lachen. Bei der Nummer 59, also am "Reformationsjubiläum" telefonierte Margot Käsmann mit Luther und schlug ihm gleich vor: "Du kannst Margot zu mir sagen, das war bei den anonymen Alkoholikern so üblich. Du bist vom Blitz getroffen worden und ich wurde vom Blitzer bei zu schnellem Fahren getroffen", stellte sie mühelos die Verbindung zwischen ihnen her.

Was das mit dem Reformationsjubiläum zu tun hatte, leuchtete nicht allen Zuschauern ein, aber lustig und schräg war es allemal. Die mit der Leiter scheuten auch nicht vor einem Rap zurück, blitzschnelles Umziehen vor jeder Lutherzahl war selbstverständlich. "Das ist die Story von Martin Luther, er wurde geboren von seiner Mutter", rappten sie. Auf die Wartburg rennt er per pedes, heute fährt jeder Bischof einen fetten Mercedes, ging es weiter.

Zu jedem Thema hämmerte Luther lautstark seine Thesen an eine Tafel, garantiert unpassend, aber was soll’s. Auf der Leiter schniefte der Kunde er hätte so gerne eine heilige Familie, aber die Figuren hätten rote Augen und triefende Nasen: "Das gehört so, das sind ja auch K/Grippe-Figuren, klärte ihn die Verkäuferin auf. Weiter maulte der Kunde, er habe ein Blumengesteck gekauft, das aber gar nicht dufte: Das gehört so, das ist ja auch ein Rosenkranz, der duftet nicht, lautete die Antwort, während Luther mit dem Anschlagen der Thesen kaum noch nachkam.

Mit stehenden Ovationen wurden die mit der Leiter von einem restlos begeisterten Publikum verabschiedet.