Regierungspräsidentin würdigt Zunft und hält Plädoyer für Meisterbrief

Von Michael Kienzler

Schwarzwald-Baar-Heuberg. Nachhaltig wirken", unter dieses Motto stellten die Schornsteinfeger in Baden-Württemberg ihren Verbandstag im Kurhaus Titisee. Angesichts der hoheitlichen Aufgaben, welche der Berufsstand erfüllt, forderte Präsident Franz Klumpp stellvertretend von der Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer eine maximale Unterstützung der Politik.

Mit dem "Hoch Badnerland" empfingen die Schornsteinfeger-Kapelle und einige Auszubildende in der schicken, schwarzen Zunft-Kluft mit Zylinder Bärbel Schäfer. Sie freute sich sichtlich über soviel Glücksbringer gleich zum Auftakt. Vor ihrer Festrede informierte sich die Regierungspräsidentin bei einem kleinen Rundgang über die Fachmesse zum Schwerpunkt "Messtechnik".. Präsident Klumpp und Werner Rottler, Obermeister der Schornsteinfeger-Innung im Regierungsbezirk Freiburg, lobten in ihren Reden zwar die gute Zusammenarbeit mit der Behörde, sprachen aber auch deutlich die Probleme an, die den Schornsteinfegern derzeit auf der Seele brennen. So etwa das derzeitige Vergabeverfahren der Kehrbezirke mit seinen Härtefällen, die Vertretungsregelung in den Kehrbezirken, aber auch eine mögliche Abwertung des Meisterbriefes. Franz Klumpp machte deutlich, dass kein anderer Handwerksberuf einem so großen Wandel im Berufsbild in den vergangenen Jahren unterlegen sei. Man stehe vor der Herausforderung, sich den ständig ändernden gesetzlichen Rahmenbedingungen anpassen zu müssen. "Unser Handwerk leistet einen Spagat zwischen Wettbewerb und hoheitlichen Aufgaben, es wird künftig die Aufgabe sein, diesen zu meistern."

Als erfreulich bezeichnete Klumpp, dass man im Vergleich zu anderen Handwerkssparten noch in der glücklichen Lage sei, genügend Auszubildende zu finden. "Mein Kommen ist eine Wertschätzung für die Leistung ihres Berufsstandes", sagte Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer bei ihrer Festrede. Auch sie lobte die gute Zusammenarbeit mit der Innung und bot den Schornsteinfegern weiterhin den Dialog an. "Es geht aber nur gemeinsam und jeder muss seinen Teil dazu beitragen." Neben dem integrierten Klimaschutzprojekt der grün-roten Landesregierung sprach sich Schäfer für energieautonome Regionen und Nahwärme-Versorgungsprojekte aus.

Der Brennstoff Holz genieße gerade in hiesigen Regionen eine hohe bis steigende Akzeptanz. Diesem Umstand müsse durch technische Innovationen Rechnung getragen werden, um die Feinstaub-Ausstoß zu reduzieren. "Mit ihrem Fachwissen sind Sie als Energieberater wichtiger denn je", so Schäfer. Sie räumte ein, dass man mit dem derzeit laufenden 630 Vergabeverfahren der Kehrbezirke in Baden-Württemberg auch vereinzelt massiv in Existenzen eingreife. Dennoch: Der freie Dienstleistungwettbewerb sei ein hohes Gut, stelle aber auch die Betriebe vor hohe Herausforderungen. Bis zum Ende des Jahres sollen die Bezirke vergeben sein. "Wir hoffen, dass wir keine Härtefälle schaffen. Die Kunst liegt darin, in einer Einzelabwägung die Kompetenzen der einzelnen Schornsteinfeger in den Vordergrund zu stellen."

Heiß diskutiert wird derzeit auch die Vertretungsregelung. Ist ein Bezirksschornsteinfeger verhindert, soll er von einem Kollegen aus dem Nachbarbezirk vertreten werden. "Wir müssen darüber nachdenken, ob hier nicht der eigene Meister im Krankheits- oder Urlaubsfall die Vertretung übernehmen kann, es muss einfach so unbürokratisch wie möglich sein", forderte Schäfer unter dem Applaus der Teilnehmer.

Aus der Seele sprach die Regierungspräsidenten den Schornsteinfegern mit ihrem Plädoyer für den Meisterbrief. "Darauf dürfen wir nicht verzichten, der Meister ist nicht schlechter wie der Master", formulierte Schäfer und machte sich für das System der dualen Ausbildung stark. "Sie sind ein Ausrüster der Energiewende bezeichnet, ohne Schornsteinfeger werden wir diese nicht schaffen", sagte der Präsident der Handwerkskammer Freiburg, Paul Baier, der den Status als Energieberater als sehr wichtig bezeichnete.

Grußworte sprachen Titisee-Neustadts Bürgermeister Armin Hinterseh, Walter Baum als stellvertretender Verbandspräsident sowie der stellvertretende Präsident des Bundesverbandes, Oswald Wilhelm.