In der Villinger Innenstadt ist eine 47-jährige Frau brutal überfallen worden. Foto: Eich

Frau wird unvermittelt von drei Männern angegriffen und verletzt - warum, weiß bislang niemand.

Villingen-Schwenningen - Sie wollte sich mit Bekannten einen schönen Abend machen, doch dieser endete in einem Albtraum. Eine 47-Jährige wurde in Villingen von drei bislang Unbekannten heftig attackiert – und das scheinbar ohne Grund.

Die Mutter wischt sich die Tränen aus dem Gesicht, schüttelt mit dem Kopf – so richtig begreifen kann sie auch mehr als zwei Wochen nach dem schlimmen Vorfall nicht, was geschehen ist. "Ich bin in Villingen aufgewachsen und hätte nie gedacht, dass mir hier so etwas passiert." Und tatsächlich: Es klingt unglaublich, was sich in jener Nacht – vom 18. auf den 19. August – mitten in der Villinger Innenstadt abspielte.

"Meine Bekannten hatten mich dazu überredet, mal wieder etwas zu unternehmen", berichtet die Frau im Gespräch mit unserer Zeitung. Anderthalb Jahre war sie nicht mehr unterwegs gewesen, nachdem ihre Familie von einem schweren Schicksalsschlag getroffen worden war, der ihr Leben und das ihrer Kinder und ihres Lebensgefährten komplett über den Haufen warf. Ausgerechnet an jenem Abend, den man ausgesucht hatte, um etwas Ablenkung von den Sorgen zu suchen, passierte das Unbegreifliche.

Nur 250 Meter alleine unterwegs

Die Gruppe verabredete sich und traf sich zunächst in einer Gaststätte etwas außerhalb der Innenstadt. "Wir waren gut drauf, hatten Spaß und wollten dann noch weiter", erinnert sich die Frau an die zunächst unbeschwerten Stunden zurück. Die vier Bekannten schritten schließlich durch das Obere Tor, entschieden sich dann, den Abend in der dort gelegenen Shisha-Bar ausklingen zu lassen. "Wir wollten das mal probieren und sind da spontan rein."

Ohne, dass es hier zu einem Zwischenfall kam, verließ sie gegen 2 Uhr die Lokalität, um in Richtung Färberstraße zu laufen – dort wollte ihr Sohn sie mit dem Auto abholen. Lediglich rund 250 Meter hatte die 47-Jährige vor, alleine zurückzulegen, "was soll denn da schon passieren", dachte sie sich. Ein folgenschwerer Trugschluss.

Ihr Weg führte von der Oberen Straße in die Kanzleigasse, um über den Münsterplatz eine Abkürzung in Richtung Rietstraße zu nehmen. Kurz nachdem sie in Richtung Münster abgebogen war, drehte sie sich nochmals um, "gesehen habe ich aber niemanden". Wenige Schritte später fand der fröhliche Abend ein jähes Ende – wie aus dem Nichts schlug ihr plötzlich jemand nichtsahnend heftig ins Kreuz. Völlig unvorbereitet stürzte sie mit dem Gesicht voraus auf die Pflastersteine, raffte sich erschrocken wieder auf und blickte dann zu den drei jungen Männern. Perplex zeigte sie ihnen den Vogel, brachte noch ein "was soll denn das?" heraus, als ihr der Größte aus der Gruppe unvermittelt zunächst mit dem Ellenbogen und anschließend mit der Faust ins Gesicht schlug. Ihr Kopf schnellte dabei nach hinten, schlug gegen die harte Wand des Münsters – dann sah sie nur noch Sterne.

Erinnerungen an Angriff fehlen

Der überraschende Angriff brachte mit sich, dass sich das Opfer an Einzelheiten der brutalen Täter nicht mehr erinnert. Dunkle kurze Haare, dunkle Hosen, zwischen 25 und 30 Jahre alt – viel mehr Hinweise kann sie nicht geben. Auch gesprochen hätte die Gruppe nicht, "ob das Ausländer waren oder nicht, weiß ich nicht, das spielt für mich keine Rolle."

Vielmehr trieb die Frau die Angst um, dass die Angreifer nochmals zu ihr zurückkehren, mit Eisenstangen oder weiteren Schlägern. "Ich hab gedacht, jetzt prügeln sie mich gleich ganz kaputt oder vergewaltigen mich." Die verletzte Frau rappelte sich auf, lief im Schatten des Villinger Wahrzeichens blutüberströmt und angsterfüllt in Richtung Färberstraße. Dort traf sie auf eine Gruppe junger Leute – der Schrecken fand ein Ende. Die Ersthelfer brachten sie zu einem Imbiss, wo sie versorgt wurde, hier war sie in Sicherheit. Kurz darauf traf auch ihr Sohn ein, der die Frau schließlich ins Klinikum brachte.

Die Ärzte diagnostizierten eine Schädelprellung, zudem hatte sie Verletzungen im Mund, an der Nase und über der Lippe, die genäht werden musste. Den gesamten Tag über wird die 47-Jährige zur Beobachtung dort behalten. "Eigentlich hatte ich sogar Glück im Unglück."

Zur Polizei wollte sie ursprünglich nicht: "Zu viel Tamm Tamm, ich wollte nur nach Hause und ins Bett, das war mir einfach zu viel." Ein Bekannter und ihre Familie konnten sie dennoch dazu überreden, Samstagabend das Revier aufzusuchen. Die Erfolgsaussichten der Ermittlungen stehen derzeit jedoch in den Sternen. Denn: Für die Mutter ist es absolut unerklärlich, wie es zu diesem Übergriff kam und was die Gründe sind, auch weil ihr nichts geraubt wurde. "Vielleicht hatten die einfach nur Spaß dabei, ich weiß es einfach nicht."

Klar ist nur: Die Frau hat weiterhin schwer mit den Folgen zu kämpfen. Sie muss starke Schmerzmittel nehmen, hat immer noch Schwindelanfälle und Kopfschmerzen. Einzig die Schwellungen sind verschwunden. "Das sind aber nur die äußerlichen Wunden, schlimmer ist das in meinem Inneren." Denn seit dem Übergriff wacht sie nach Albträumen oft schweißgebadet auf, traut sich nach Anbruch der Dunkelheit nicht mehr auf die Straße – und hat mit dem nun doppelten Schicksalsschlag schwer zu kämpfen.

Sie appelliert deshalb auch an alle Mädchen und Frauen, nachts nicht mehr alleine nach Hause zu laufen. "Lieber investiert man ein paar Euro in ein Taxi oder begleitet sich gegenseitig." Dass sie so einen Appell in ihrer Heimatstadt an andere richten muss, ist für sie unbegreiflich.

Die Villingerin hat bislang nie Angst gehabt, wenn sie alleine nach Hause läuft; dachte, dass solche Übergriffe immer nur woanders passieren. "Nun bin ich einer dieser Fälle, von denen man immer hört – was ist nur aus meiner Stadt geworden?", fragt sie sich und kann noch immer nicht begreifen, was ihr in jener schrecklichen Nacht widerfahren ist.

Weitere Informationen:

Die Polizei bittet um Hinweise zu den Tätern oder dem Vorfall: 07721/6010