Galerieleiter Wendelin Renn schaut sich die Lithographie von Otto Dix an. Foto: Simon Foto: Schwarzwälder-Bote

Kunst: Ausstellung "70 Jahre Lovis-Presse" in Galerie zu sehen

Villingen-Schwenningen. Gerade zwei Jahre lang, von 1947 bis 1949, existierte die von dem von 1944 bis 1949 in Schwenningen ansässigen Arzt Franz Georg Ludwig (Lovis) Gremliza ins Leben gerufene "Lovis-Presse" in der Neckarstadt. Eine kurze, aber überaus und vor allem nachhaltend prägende Zeit für den Kunststandort.

Schon seit über zwei Jahrzehnten weist der offizielle Name der Städtischen Galerie "Lovis-Kabinett" auf diese fruchtbare Episode Schwenninger Kunstgeschichte hin. Im Stadtjubiläumsjahr gibt es dort auf zwei Stockwerken eine umfangreiche Ausstellung mit Arbeiten, die vor 70 Jahren in der Presse entstanden sind, zu sehen. Das runde Datum erfährt nun eine besondere Würdigung im doppelstädtischen Jubiläumsjahr.

Mit den Werken bedeutender Künstler wie Otto Dix oder Erich Heckel richtet die Galerie den Blick auf die Zeit des Aufbruchs nach den Schrecken des Zweiten Weltkrieges. "Die Lovis-Presse steht für ein grundlegendes Menschenrecht: Freiheit für die Kunst", so Ausstellungsmacher Wendelin Renn. In der Ausstellung seien mehr als 140 Werke ehemals von den Nationalsozialisten verfemten Künstlern, die Arbeits- und auch Ausstellungsverbot hatten, zu sehen. Zudem würden Arbeiten präsentiert, die von den Künstlern der Lovis-Presse ab 1988 für die Sammlung der Städtischen Galerie erworben wurden.

Bereits vor 29 Jahren, zu den Landeskunstwochen 1988, wurden 39 Radierungen, Holzschnitte, Lithografien und Grafikmappen von Curth Georg Becker, Otto Dix, Werner Gothein, Erich Heckel, Walter Herzger, Erich Kuhn, Gertraud Rostosky und Wilhelm Schnarrenberger, die von 1947 bis 1949 in Schwenningen entstanden sind, an ihrem Ursprungsort gezeigt. Und zum ersten Mal wurde einer kunstinteressierten Öffentlichkeit bewusst, welches bedeutende Kapitel Kunstgeschichte die "Lovis-Presse" unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg geschrieben hatte.

Was gibt es nun in der Ausstellung zu sehen? Welche Schätze gibt es im doppelstädtischen Kunstbesitz zu entdecken? Unter den 146 Exponaten befindet sich der fast komplette Satz an Dix-Grafiken aus dem Bestand. Auf alle Fälle sollte man sich Zeit nehmen für den Ausstellungsbesuch, zur Annäherung an das kunsthistorisch nicht unbedeutende Konvolut. Auf den ersten Blick eher unscheinbare Blätter wie "die Odyssee" von Walter Herzger erfordern eine umso größere Konzentration des Betrachters, das Formale, die Bildinhalte und die Hintergründe zu erforschen. Zu sehen gibt es aber auch Werner Gotheins Pastelle, in denen er Georg Büchners "Woyzeck" zum ersten Mal überhaupt in der Bildenden Kunst thematisiert. Somit viele Gründe für einen Besuch des "Lovis-Kabinetts".

Die Ausstellung wird morgen, 17 Uhr, eröffnet. Der Kunsthistoriker Andreas Gabelmann aus Radolfzell führt in die Ausstellung ein.