Christian Krause ist Abteilungskommandant der Feuerwehr Schwenningen. Foto: Eich Foto: Schwarzwälder-Bote

Porträt: Christian Krause ist ehrenamtlicher Chef von 93 Feuerwehrmitarbeitern

Als Bub klebte er am Fenster und beobachtete Vater und Großvater beim Ausrücken mit dem Feuerwehrauto. Heute ist Christian Krause Abteilungskommandant der Feuerwehr Schwenningen und zugleich Zugführer bei der Wehr Niedereschach.

VS-Schwenningen. Bei der Schwenninger Firma Waldmann, in der er im Versand arbeitet, ist er außerdem Leiter der 18-Mann starken Werksfeuerwehr. Der 46-Jährige ist Vater von zwei Kindern, sein zwölfjähriger Sohn ist Mitglied der Jugendfeuerwehr – für die Fortschreibung des Stammbaumes in Sachen Feuerwehr ist also gesorgt.

Christian Krause wuchs in einem Haus auf, in dem nicht nur drei Feuerwehrfamilien lebten, sondern aus dem er auch direkten Blick auf das alte Feuerwehrgerätehaus hatte. Daher sei er ihm zunächst schon sehr schwer gefallen, der Umzug in das neue Gebäude vor genau einem Jahr. Doch inzwischen "sind wir alle angekommen", sagt Krause.

Er steht im Wachzimmer, das nach dem Geschmack des ganzen Teams eingerichtet ist, bezahlt aus der Mannschaftskasse. Hier trifft man sich nicht nur nach Einsätzen, sondern auch mal am Wochenende, zum Fußball- oder Formel-I-Gucken oder zu privaten Feiern. Die Freundschaft unter den Feuerwehrmännern und -frauen, die viel gepriesene Kameradschaft ist es, die Christian Krause an der Feuerwehr so sehr schätzt. Sie war auch das Zünglein an der Waage, das den Ausschlag für seine Zusage gab, im Mai die Kommandantur nach Klaus Nagel zu übernehmen. Zwei Monate lang hatte er sich Bedenkzeit erbeten.

Jetzt ist er ehrenamtlicher Chef von 93 ehrenamtlichen Feuerwehrmitarbeitern und weiß, dass es für ihn jetzt nicht länger nur um Menschenrettung und Brandbekämpfung geht, sondern auch um Fingerspitzengefühl bei der Menschenführung. "Ich werde mein Bestes tun", versichert er zwar, doch in seinem Hinterkopf geistert da auch der Satz "Jedem Menschen Recht getan ist eine Kunst, die keiner kann". Stöhnen muss er schon jetzt über die lästigste Kommandantenarbeit – die Bürokratie.

Der gelernte Bäcker, der seinen Beruf wegen einer Allergie aufgeben musste, ist mit Leib und Seele Feuerwehrmann. Als Maschinist kennt er sich in allen technischen Bereichen aus, war lange Jahre Atemschutzgerätewart und zuständig auch für die Technischen Hilfeleistungen. Viele Führungslehrgänge hat er besucht, war zuletzt stellvertretender Kommandant und ist – soweit es seine Zeit erlaubt – auch bei den Höhenrettern engagiert.

Nach Einsätzen gefragt, die ihm im Gedächtnis geblieben sind, fallen Krause seine beiden allerersten als 18-jähriger Aktiver ein: 1988 brannte es in Nordstetten, kurz darauf landete ein Flugzeug mit Fallschirmspringern in einem Baum – gestorben ist dabei zum Glück niemand. Doch auch das hat er schon erleben müssen: Als das Gasthaus "Falke" in der Oberdorfstraße brannte, konnte man 16 Eingeschlossene retten, einer verbrannte. Zwei Opfer kostete die Explosion einer Lackiererei in der Reutestraße. Die heute übliche Notfallseelsorge danach gab es damals noch nicht. Für ihn selbst sei nach solchen Einsätzen die Runde mit den Kameraden am heilsamsten, sagt Krause – und da ist sie wieder, die Motivation für eine freiwillige Aufgabe, die neben dem Beruf und der Familie viel Zeit und großes Engagement kostet.

Doch für Christian Krause steht auch fest: Wenn sein Sohn beim FC Kappel Fußball spielt, "dann stehe ich am Spielfeldrand". Am 1. und 2. Oktober wird der Abteilungskommandant aber im und rund um das Feuerwehrgerätehaus zu finden sein beim ersten "Tag der offenen Tür" am neuen Standort.