Das kanadische Cecilia String Quartett gab im Villinger Franziskaner seine Visitenkarte ab. Min-Jeong Koh, Sarah Nematallah, Rachel Desoer und Caitlin Boyle interpretierten auch kanadische Moderne neben europäischer "Klassik". Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

Cecilia String Quartet aus Kanada präsentiert sich im Villinger Franziskaner

Von Siegfried Kouba

Villingen-Schwenningen. Das Cecilia String Quartet aus Kanada stellte sich im Villinger Franziskaner vor. Traditionelle europäische Musik traf eine Komposition aus Übersee.

Die Vorstellung war doppelt interessant: einerseits der Musizierstil der jungen Frauen, andererseits die Tatsache, was man unter Moderne in Kanada versteht. Min-Jeong Koh, Sarah Nematallah (Violinen), Caitlin Boyle (Viola) und Rachel Desoer (Violoncello) verlegten sich auf einen sanften, sensibel-zarten Wohlklang, der betont feminine Züge trug. Während europäische Quartette eher auf äußerste Expressivität bei großer dynamischer Bandbreite abonniert sind, schien hier eine besondere, fast ästhetisch-süße Wiedergabeform gewählt worden zu sein. Die war durchgängig und erschloss damit einen "neuen" Beethoven mit dessen Opus 18 Nr. 1.

Interpretationswille gestaltet sich heutzutage in einem schier endlosen Raum, und der wurde ausgenutzt. Eigene Empfindungen, eigenes Verständnis des Werkes waren deutlich zu hören. Das fehlende "con brio" des Kopfsatzes wurde wettgemacht durch Gesanglichkeit, frauliche Leichtigkeit und junge Frische. Der zweite Satz kam offenbar den Frauen besonders entgegen – feierlich, fein klingend, pastoral, mit innerer Spannung und effektvollen Generalpausen. Im prickelnden Tempo wurde das Scherzo gestaltet, dynamisch ausgewogen das Finale.

Mit großer Neugierde wurde "Walking Away From..." der 1971 geborenen Komponistin Katarina Curcin erwartet. Klassische Form ließen die drei Satzbezeichnungen erkennen – Lebensstationen der aus Serbien stammenden Musikschöpferin. Glissandi bestimmten das Werk, das nüchtern betrachtet keinen Pulsgeber für die Moderne bedeutet. Sphärische Klänge, Dissonanzen, scharfe Pizzicati, Flageolette, Hingleiten zu Geräuscherzeugung prägten das "Dramatico". Schön erklangen die Doppelgriffpassagen des Cellos, genau wie der in Höhe wirbelnde Tanz der ersten Geige. Ein lyrisches Intermezzo erinnerte an Balkan und Stimmung alla zingarese. In angedeutetem Walzer kam das "Con Spirito" daher mit stufenlosen Skalen, Gesprächsmomenten unter den vier Beteiligten und Teilen, die an alte amerikanische Filmmusik erinnerten. Flächenhaft die musikalischen Schichtungen des Finales, eingeleitet durch lang anhaltende Töne. Schön der Gesang der zweiten Geige. Nach einem Crescendo erhob sich lautmalerisch die erste Geige. Jederzeit war klangintensiv die Bratsche zu hören und sonor das Cello, dessen perfekte Pizzicati bewundert werden durften. Sirenengesang führte zum Schluss des "Moderato".

Die schon angesprochene Lieblichkeit der vier jungen Frauen kam dem "Streichquartett 1905" von Anton Webern entgegen. Die zahlreichen deutschen Satzbezeichnungen glitten durch "con sordino" am Ohr des Hörers vorbei und hinterließen ein besonderes, auf angenehmen Klang fixiertes Erlebnis.

Wohlklang auch bei Felix Mendelssohn-Bartholdys D-Dur-Quartett op. 44/I. Technisches Können kann man den Musikerinnen nicht absprechen, auch nicht kongruentes Musizieren und auch nicht verständnisvolles Miteinander. Doch nur in sanftem romantischen Schwärmen aufzugehen, das verträgt auch ein jugendliches Werk des Komponisten nicht.