Die Seite "heftig.co" lockt mit aufsehenerregenden Überschriften – und häufig enttäuschenden Inhalten. Foto: Kienzler Foto: Schwarzwälder-Bote

Blog "heftig.co" macht Facebook-Spitzenreitern Konkurrenz / Leser wird meist enttäuscht

Von Nicolas Kienzler

u  Den meisten Nutzern sozialer Netzwerke wird sie bereits aufgefallen sein, der ein oder andere wird einen Beitrag vielleicht sogar "geliked" oder "geteilt" haben: Die Seite "heftig.co" ist seit einigen Monaten vor allem auf Facebook omnipräsent. Ihre Masche ist auf eine einzigartige Art und Weise genial und perfide zugleich – und vor allem gewinnbringend.

Mit emotionalen Überschriften wie "Sie war nur kurz aufmerksam. Dann hielten die Autos. Er hatte verloren" wird man zum Weiterlesen animiert. Was sich dahinter verbirgt, widerspricht meist den Erwartungen des Lesers. So handelt es sich bei diesem Beispiel keineswegs um einen Autounfall oder dergleichen, sondern um ein in einen Ampelschalter eingebautes Pingpong-Spiel, mit dem man die Wartezeit bis zum Grün-Signal überbrücken kann. Ganz bequem wird nur auf ein Youtube- Video verlinkt – mit der Aufforderung, den Beitrag auf Facebook zu teilen. Immerhin macht man sich ab und an die Mühe, einen Text zu verfassen, der ebenso reißerisch ist wie die Überschrift.

"Dinge, die wichtig sind" lautet die Selbstbeschreibung der Website. Natürlich sind "wichtig" und "unwichtig" höchst subjektive Begriffe, aber man lehnt sich nicht allzu weit aus dem Fenster, wenn man behauptet, dass die Inhalte auf "heftig.co" relativ trivial, rein unterhaltend und ohne Informationswert sind. Knapp 1,1 Millionen "Gefällt mir"-Angaben zählt die Seite auf Facebook gegenwärtig, Tendenz stark steigend. Darin und bei geteilten Inhalten konkurriert das Portal mit den Facebook-Spitzenreitern "bild.de" und "Spiegel Online".

Das Kürzel der Domain, ".co", steht für Kolumbien. Wie fast immer, wenn eine deutschsprachige Internetseite exotische Internetkürzel verwendet, geschieht dies vor allem aus rechtlichen Gründen. So sind die meisten Beiträge, die "heftig" veröffentlicht, aus diversen anderen Online-Medien kopiert.

Mittlerweile sind die Gründer bekannt, es sind zwei Unternehmer aus Potsdam. Dank des regen Besucherstroms lässt sich über Werbung einiges an Geld verdienen. Man darf gespannt sein, ob sich "heftig.co" langfristig im Internet behaupten kann oder ob es nur kurzfristig erfolgreich sein wird. Immerhin: Die beiden Betreiber wollen zukünftig vermehrt auf eigene Inhalte setzen.