Radfahrer wollen mit einer Aktion, auch in Villingen, gegen die Übermacht der Blechlawinen ankämpfen. Foto: Pedersen Foto: Schwarzwälder-Bote

Verkehr: ADFC plant in Villingen am 27. Oktober erneut "Critical Mass" / Auf Regeln hingewiesen

Einmal im Monat wollen die Radfahrer in Villingen unter dem Motto "Critical Mass" die Straßen erobern – eine Form des zivilen Widerstands gegen die Übermacht der Blechlawinen, teilt der ADFC Schwarzwald-Baar mit. Nächste Aktion soll am Freitag, 27. Oktober, sein.

VS-Villingen. Immer am letzten Freitag im Monat – Premiere in Villingen war am 29. September – treffen sich bundesweit spontan Radfahrer, um die Straße für sich zu beanspruchen. "Critical Mass" fand ihren Ursprung 1992 in San Francisco, erklärt der Allgemeinde Deutsche Fahrradclub (ADFC). "Wenn sich nur genügend Radfahrer zusammentun, gelingt es die Straße für sich zu erobern – eine Form des zivilen Widerstands gegen die Übermacht der Blechlawinen in Metropolen weltweit, so die Ausgangsüberlegung", zeigt der Club weiter auf. In Deutschland finde diese Aktionsform seit 2006 Verbreitung.

15 sind kritische Masse

Die Idee dabei sei, dass sich möglichst viele Radfahrer zusammentun, um auf ihre Anliegen als Straßenverkehrsteilnehmer aufmerksam zu machen. Ein weiterer Beweggrund der Radfahrer sei der Austausch untereinander in einer lockeren geselligen Runde, auch nebeneinander fahrend. "Nach deutschem Straßenverkehrsrecht gilt, mehr als 15 Radfahrer können sich zu einem Verband zusammenfinden. Das ist die kritische Masse um sich auf den Paragrafen 27 Straßenverkehrsordnung zu berufen. Damit bewegt sich der Verband legal auf der Straße, die Radwegbenützungspflicht ist aufgehoben beziehungsweise ein derartiger Verband muss sogar Straße benützen", erklärt der ADFC weiter.

Was bewegt die Radfahrer? Die Verkehrssituation in deutschen Städten habe sich in den vergangenen Jahren weiter zugespitzt, so der Verband. Der Radwegeausbau werde von Kommunen vernachlässigt, der Autoverkehr dominiert die Städte und raube mit Lärm, Luftverschmutzung und Platzbedarf Lebensqualität von Menschen.

Friedfertige Aktionsform

Mit der Aktionsform Critical Mass wollten Radfahrer auf Alternativen aufmerksam machen. "Diese Aktionsform ist eine friedfertige Aktionsform. Die Zielsetzungen wie mehr Lebensqualität, sauberer Luft in Städten und mehr Verkehrssicherheit für Radfahrende ist absolut erstrebenswert", erklärt der ADFC weiter.

Gleichwohl führe die Aktionsform in Städten, wo Critical Mass wenig bekannt ist, zur einen oder anderen Irritation und Gemütsregung von Autofahrern. So hätten sich am 29. September um 18 Uhr in Villingen etwa 18 Radfahrer eingefunden, die sich spontan zu einer Radtour über den Innenring in Richtung Außenring auf den Weg machten. In Villingen sei von ADFC-Mitgliedern beobachtet worden, dass es zu einzelnen recht ruppigen Reaktionen von Autofahrern kam. Deshalb wolle der ADFC Schwarzwald-Baar mit Blick auf kommende Aktionen auf die Verkehrsregelung aufmerksam machen. Wichtig sei es dem örtlichen Verband, dass diese Aktion keine Veranstaltung des ADFC ist, sondern eine Aktionsform, die frei entsteht.

Die wichtigsten Regeln laut ADFC sind: Der Fahrzeugverband von mehr als 15 Radfahrern muss die Straße benützen. An Ampelkreuzungen gilt die Grünphase für den gesamten Verband, wenn der erste Fahrer die Ampel bei grün passiert. Analog eines Lastwagen mit Anhänger, wenn die Zugmaschine bei grün über die Ampel fährt, darf der Anhänger auch bei Rot über die Kreuzung gezogen werden. Im Verband dürfen Radfahrer grundsätzlich in Zweierreihen fahren. Ansonsten ist dies nur eingeschränkt zulässig. Überholt werden darf der Verband nur, wenn er gefahrlos insgesamt überholt werden kann. Einscheren innerhalb des Verbands ist nicht zulässig. Nach Einschätzung des ADFC-Schwarzwald-Baar ist davon auszugehen, dass im Oktober eine erneute Critical Mass-Aktion in VS stattfinden wird.

Besonnenheit verlangt

"Von daher werden alle Verkehrsteilnehmer gebeten, den Freitag, 27. Oktober, mit Besonnenheit und der nötigen Ruhe anzugehen und sich kritisch mit der Automobilität auseinanderzusetzen", informiert der ADFC, der gespannt ist, wieviele Radfahrer teilnehmen.