Musikalisch-poetischer Dialog (von links): Die Bläser Robin Nikol, Chen-Lun Huang, Johann Mølgaard und Camille Renauld und Sprecher Andreas Dobmeier verbreiteten alpenländischen Weihnachtszauber. Foto: Seniorenrat VS Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Alpenländische Weihnacht mit Poesie und Musik

VS-Villingen. Das Bedürfnis der Menschen nach Besinnung in diesen hektischen und unruhigen Adventstagen ist offenbar ausgeprägt. Wie im Vorjahr war die Benediktinerkirche am Mittwochnachmittag voll besetzt, wohin Seniorenrat und Musikakademie VS zum zweiten Mal im Rahmen der Reihe "Musik am Nachmittag" zur Alpenländischen Weihnacht geladen hatten.

Ein junges Bläserensemble der Akademie und Organist Hanspeter Stoll bezauberten die Besucher mit musikalischer Lyrik, Andreas Dobmeier mit literarischer. Die Stimmung war andächtig, der gemeinsame Gesang am Schluss kräftig und freudvoll, der Beifall lebhaft.

Zur Begrüßung erhebt die rekonstruierte Silbermann-Orgel ihre machtvolle Stimme und holt das Publikum aus der Alltagswelt ab. Hanspeter Stoll zelebriert das ergreifende Pastorale von Johann Sebastian Bach wie ein meditatives Gebet. Die schlichten Melodien entwickeln in behutsamer Registrierung eine unwirkliche Kraft, die das Publikum dankbar in sich aufnimmt.

Andreas Dobmeier spinnt den Faden von ländlich-pastoraler Weihnachtsfreude mit Auszügen aus "Die stillste Zeit im Jahr" von Karl Heinrich Waggerl vergnüglich und besinnlich weiter. Der Kulturamtsleiter rezitiert und erzählt anschaulich und berührend. Das Publikum schmunzelt bei Anekdoten aus der Weihnachtsküche, da die qualvolle Zeit des Teigrührens in laut gebetete Vaterunser eingeteilt wurde. "Schlaflos in der Heiligen Nacht" heißt die poetische Weihnachtsgeschichte von Ludwig Thoma in bayerischer Mundart, die Dobmeier verblüffend authentisch imitiert. "Das Christkind haben bloß arme Leut gesehen", lautet das nachdenkliche Fazit.

Die heimatlichen Geschichten werden von einem Blechbläser-Quartett der Musikakademie mit anmutigen Hirten- und Wiegenliedern fortgesetzt und klangprächtig illustriert. Robin Nikol, Chen-Lun Huang (beide Trompete), Johann Mølgaard und Camille Renauld (beide Posaune) interpretieren die volkstümlichen Instrumentalgesänge in harmonischer Interkation und mit virtuoser Hingabe.

Nach dem anrührenden Andachtsjodler der Bläser kommt noch einmal die mächtige Orgel zu Wort. Hanspeter Stoll fesselt die Hörer mit einer Fantasie über den Choral "Nun komm der Heiden Heiland" von Altmeister Bach, bevor er den Adventsklassiker anstimmt, den das Publikum regelrecht erwartet hat und enthusiastisch die erste Strophe mitsingt: "Macht hoch die Tür, die Tor macht weit". Der überaus herzliche Beifall bestätigt, wie sehr die Besucher die besinnliche Auszeit vom Weihnachtsstress genossen.