Foto: Schwarzwälder-Bote

Am morgigen Donnerstag findet der 24-Stunden-Blitzmarathon statt. Damit soll die Unfallursache

Am morgigen Donnerstag findet der 24-Stunden-Blitzmarathon statt. Damit soll die Unfallursache Geschwindigkeit mit Kontrollen an sogenannten Aufregerstellen bekämpft werden.

Von Alicja Bienger

"Abzocke" und "erhobener Zeigefinger": So oder so ähnlich äußern sich dieser Tage viele Bürger zum geplanten 24-Stunden-Blitzmarathon, der landesweit von Donnerstag bis Freitag dauert.

Bei aller Verärgerung über die lästige Geldbuße, die manch einen flinken Flitzer in diesem Zeitraum ereilen könnte: Die Aktion soll in erster Linie nicht die klammen Kassen von Städten und Gemeinden aufbessern, sondern aufklären und wachrütteln. Dies beweist nicht zuletzt die Tatsache, dass die Bürger selbst der Polizei Gefahren- und Unfallschwerpunkte melden konnten, an denen häufig zu schnell gefahren wird – etwa vor Schulen, Kindergärten und in Wohngebieten. Zudem wurden Zeitpunkt der Aktion und Standorte der Messungen bereits lange im Voraus angekündigt.

Dennoch waren 16 000 Autofahrer bei der landesweiten Aktion im vergangenen Jahr zu schnell unterwegs, 280 Fahrverbote wurden verhängt. Das zeigt: Viele scheren sich trotz alarmierender Verkehrstoten-Zahlen noch immer nicht um örtliche Tempolimits. Mag sein, dass die einmalige Blitzaktion hier nur der sprichwörtliche Tropfen auf dem heißen Stein ist – sie zeigt aber, dass weder Polizei noch jene Autofahrer, die sich an Verkehrsregeln halten und für die Sicherheit im Straßenverkehr ein hohes Gut ist, nicht bereit sind, die ständige Raserei einfach hinzunehmen. Das gilt im Übrigen auch für die – ebenfalls häufig mit den gleichen Argumenten kritisierten – stationären Radaranlagen. Solange Präventivkampagnen, etwa in Schulen, nichts bringen, muss man auf Abschreckung durch Strafe setzen – notfalls eben mithilfe von Bußgeldern und Fahrverboten.

Also, liebe Autofahrer: Es geht hier um die Sicherheit, auch um die eigene. Und wer sich an die Regeln hält, hat ohnehin nichts zu befürchten.

Zur Person: Alicja Bienger ist Volontärin in der Lokalredaktion in Schwenningen.

Von Marc Eich

Der Blitzmarathon als Mittel zur Bekämpfung der Raserei, die Unfallursache Nummer eins im Land ist? Das ist doch lediglich Augenwischerei!

Er ist nichts anderes als eine PR-Kampagne, um das durch die Reform angekratzte Image der Polizei in Baden-Württemberg aufzupolieren. Die Bürger sollen denken, dass dank ihrer Meldung der "Aufregerstellen" etwas gegen die Raserei vor der Haustür getan wird. Doch die Wahrheit sieht anders aus. Der Blitzmarathon setzt nicht auf Nachhaltigkeit, sondern auf den kurzfristigen Effekt.

Kein Wunder: Man muss schon komplett isoliert von der Außenwelt leben und sämtliche Medien meiden, um nicht zu erfahren, wo morgen im Schwarzwald-Baar-Kreis kontrolliert wird. Schon Wochen vorher wird dieser Tag der Tage lang und breit angekündigt – schließlich soll niemand vergessen, hinter welcher Ecke die Beamten mit den Laserpistolen lauern werden. Klar drücken selbst die uneinsichtigsten Raser dann auf die Bremse. Doch der Effekt? Gleich null!

Vielleicht werden in diesen 24 Stunden die Straßen im Kreis ein bisschen sicherer sein, vielleicht wird es sogar an diesem Tag ausnahmsweise keine Unfälle wegen zu hoher Geschwindigkeit geben. Das ist natürlich schon viel wert. Aber spätestens eine Woche nach dem groß angekündigten Marathon ist der Bleifuß bei den meisten zurück und sind die ermahnenden Worte aus den Pressestellen der Polizei längst wieder vergessen.

Wenn man wirklich gegen die Unfallursache "überhöhte Geschwindigkeit" vorgehen will, dann helfen nur häufige und unangekündigte Kontrollen – und zwar flächendeckend. Das funktioniert aber nur mit mehr Polizisten auf den Straßen – doch das ist ein Luxus, der trotz (oder gerade wegen?) der Polizeireform in weite Ferne gerückt ist.

Zur Person: Marc Eich ist freier Reporter für die Lokalredaktion Villingen.