Die Stadtbibliothek im hellen Glanz: Damals gab es zur Muslenplatzseite hin noch einen Bäcker und ein Stehcafé. Foto: Stadtarchiv

Teilfläche verkauft. City Rondell-Immobilienverwaltung involviert. Architekt macht Urheberrecht geltend.

VS-Schwenningen - Der Kampf um den Bestand des Stadtbibliotheksgebäudes nimmt atemberaubende Formen an. Eine Teilfläche wurde an einen Industriefonds verkauft, der mit der City Immobilienverwaltung des City Rondells in Verbindung steht. Architekt Wolf Maier meldet Urheberrechte für die Bibliothek an.

Vor zwei Monaten hat der Industrie-Fonds Neufahrn den Kaufvertrag für das mittlerweile leerstehende Tattoo-Studio Ink Me im Gebäude der Stadtbibliothek unterzeichnet, war aus gut unterrichteten Kreisen zu erfahren. Und es mag kein Zufall sein, dass jenes Unternehmen in engem Zusammenhang mit der City Immobilienverwaltung des City Rondells steht, haben doch beide Firmen im Internet denselben Adresseintrag am Standort Pforzheim. Baubürgermeister Detlev Bührer hatte im Verwaltungsausschuss bereits eine Andeutung gemacht, dass sich die Konkurrenz in die Eigentümergemeinschaft eingemietet habe. Ganz offensichtlich hat die Stadt es aber versäumt, ihr Vorkaufsrecht auszuüben – oder es bewusst nicht wahrgenommen.

Doch welches Interesse könnte das City Rondell haben, sich in den geplanten Übergang zwischen Fußgängerzone und dem Forum Schwenningen – so plant es die HBB – einzunisten? Dass es dem im Stadtbezirk etablierten Einkaufszentrum ein Dorn im Auge sein könnte, dass ihm eine weitere, größere Mall die Händler abzieht, war bereits in der Vergangenheit von mehreren Seiten laut geworden.

Bekannt ist mittlerweile auch, dass das Gebäudeensemble nicht nur der Stadt mit 71 Prozent, sondern mit 29 Prozent einer Gemeinschaft aus sieben Eigentümern gehört. Wird am Gesamtgebäude, auch wenn nur an der Fassade, etwas verändert, muss ein einstimmiger Beschluss her. Bereits eine Gegenstimme könnte das Projekt kippen – so auch diejenige des neuen Eigentümers an der Seite Richtung Rössle-Kreisverkehr. Änderungen in der Bibliothek können jedoch ungeachtet dessen vorgenommen werden. Offensichtlich ist dieser beim Kauf damals davon ausgegangen, dass die Bibliothek abgerissen wird. Die HBB hat aufgrund der Eigentumsverhältnisse aber umgeschwenkt und geht nun die Schiene Umbau in einem Teilbereich des Gebäudes an der Ecke zwischen Muslenplatz und Eingang Stadtbibliothek.

Dieser betrifft im Wesentlichen das Optikergeschäft Die Brille, mitbetroffen könnte aber auch das Modegeschäft Milan sein. Deren Inhaberin hält sich indes bedeckt, was die HBB-Pläne angeht. Sie erwarte mit Spannung die Entscheidung des Gemeinderats und hoffe, dass sie im Sinne des Stadtbezirks ausgehe – "damit sich in Schwenningen endlich was tut."

Architekt Wolf Maier brachte eine weitere Hürde ins Gespräch. Er habe der Stadt "einfach geschrieben" und auf das Urheberrecht aufmerksam gemacht. Er war in einer Architektengemeinschaft mit dem Büro asplan damals mit dem Bau der Stadtbibliothek befasst. Es gehe ihm nicht um Konfrontation mit der Stadt, meinte er gestern, sondern alleine darum, eine Bremse reinzuhauen und darauf hinweisen, dass es nicht so einfach möglich sei, das Bibliotheksgebäude zu verändern. Zumal es mit dem renommierten Hugo-Häring-Preis ausgezeichnet wurde, weil es vor mehr als 30 Jahren als modern und wegweisend galt. Maier steht auch heute noch zu dem Bau, der über einen Aufzug verfüge und somit für Behindertengerechtheit sorgt. Ebenso werde Besuchern ein schneller Zugang durch die Plätze im unmittelbar benachbarten Parkhaus ermöglicht. Schade sei nur, dass das durchgängige Foyer vom Muslenplatz über das längst geschlossene Café nicht mehr bestehe.

Für die Architektenkammer gilt Urheberrecht an Gebäuden, wenn sie aus der Masse des alltäglichen Bauschaffens herausragen und das Ergebnis einer persönlichen geistigen Schöpfung sind oder sich vom durchschnittlichen Architektenschaffen abheben.

Unabhängig noch zu klärender Rechtsfragen werde die Stadt in Bezug auf ein mögliches Urheberrecht versuchen, im Einvernehmen mit dem Architekten Lösungen für das weitere Vorgehen zu erarbeiten, hieß es gestern von der Pressestelle der Stadt. Die Einschaltung des Urhebers bei der Planung von Änderungsmaßnahmen sei eine allgemein übliche Vorgehensweise, der sich weder die Stadt noch der mögliche künftige Eigentümer HBB verschließen werde. Die derzeitige Zielvorstellung der Veränderung im Eckbereich des Gebäudes der Stadtbibliothek sei hierbei sicher der Favorit, jedoch nicht zwingend.