Ein Bild von Menschlichkeit gibt Pinchas Zukerman ab. Mit seinem virtuosen Violinspiel befriedigt er komplett und begeistert als Dirigent. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Ein weltberühmter Streicher und die Deutsche Staatsphilharmonie waren im Franziskaner-Konzerthaus zu hören

Von Siegfried Kouba

VS-Villingen. Ein klassisches Programm mit Beethoven-Werken und einem brillanten Geiger bescherten dem Amt für Kultur ein ausverkauftes Franziskaner-Konzerthaus. Das Weihnachtsgeschenk überbrachten Pinchas Zukerman und die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland- Pfalz am Sonntag.

Mit Spannung wurde der weltberühmte Streicher mit seinem "satten Geigenton" erwartet. Wie funktioniert die Doppelfunktion als Solo-Violinist und Dirigent bei einem sinfonischen Werk wie Beethovens Opus 61? Die Frage war schnell beantwortet: Lange Erfahrung, beste Streichtechnik, Virtuosität und innere Ruhe waren Säulen, die die glänzende Interpretation ermöglichten. Es war der permanent gleich geführte Bogenstrich, welcher den intensiven Klang sowohl im Piano als auch im Forte erzeugte.

Hinzu kam, dass Pinchas Zukerman in der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz einen ebenbürtigen Partner hatte, der auf gleicher Wellenlänge agierte. Zuverlässig waren die Tuttieinsätze. Was Zukerman auszeichnete: Er ließ affekt- und effektvolle Gemütsregungen zu. Beethovens D-Dur- Violinkonzert erschien damit in einem besonderen Licht, das weit in die Romantik hinein strahlte.

Der Virtuose jubelte im Kopfsatz, brachte Ruhe hinein, gestaltete einen organischen Ablauf, erfreute mit Trillern, bezauberte in hohen Lagen und kam mit sonorem Klang auf G- und D-Saite bestens an. Das Orchester reagierte spontan mit ansprechenden Klangformulierungen. Variationsreicher Ausdruck wurde im Finale vermittelt, und der Solist brillierte bei den Kadenzen.

Beim Larghetto schien das Publikum den Atem anzuhalten. Kein Räuspern oder Hüsteln war zu vernehmen. Der Mittelsatz wurde auf einem musikalischen Altar mit einem feierlichen Religioso zelebriert.

"Der Geiger" wurde schon bei der Egmont-Ouvertüre spürbar. Zukerman dirigierte auswendig. In sich gerundet waren seine Bewegungen. Die Zeichengebung reichte von zarter Andeutung bis zur großen Geste. Mit unterschiedlicher Bewertung wurde Beethovens zweite Sinfonie aufgenommen.

Er selbst schien nicht glücklich über das Opus 36: "Das verfluchte Zeug, und ich möchte, dass es verbrannt würde". Hektor Berlioz urteilte positiv: "ein Modell von Noblesse, Grazie, heroischem Geist, Zärtlichkeit, Geistreichtum und Lebhaftigkeit".

Ganz in diesem Sinne schien die Interpretation durch Dirigent und Orchester. Mit der Linken schaufelte Zukerman die Melodiebögen aus den ersten Geigen im Allegro con brio, ließ frühlingshaften Zauber im zweiten Satz vermitteln, der der Seele schmeichelte, schöpfte leichtfüßige Spritzigkeit des Scherzo, und ließ Beethovens großen Atem im Allegro molto wehen.