Stehen in den Unternehmen bei Fragen zur Pflege zur Seite: die Teilnehmerinnen der Fortbildung zu "Betrieblichen Pflegelotsen" mit der Referentin Gisela Gerst (zweite Reihe, links). Foto: Burghart Foto: Schwarzwälder-Bote

Bildungsträger schult betriebliche Ansprechpartner / Gerade Frauen versorgen Angehörige

VS-Villingen. Der Bildungsträger Berufliche Bildung gGmbH Villingen-Schwenningen (BBQ) hat im Juli zum ersten Mal acht Beschäftigte aus sieben Unternehmen zum "Betrieblichen Pflegelotsen" qualifiziert.

In Deutschland trägt derzeit jeder siebte Beschäftigte Pflegeverantwortung, die häufig eine hohe physische und psychische aber auch finanzielle Belastung mit sich bringt. Somit rückt auch die Betroffenheit der Beschäftigten zum Thema Vereinbarkeit von Pflege und Beruf vermehrt in den Fokus von Arbeitgebern. 20 Prozent der betroffenen Arbeitnehmer wechseln in Teilzeit, 16 Prozent geben ihre Arbeit auf, und 25 Prozent lehnen eine Beförderung ab. Gepflegt wird zu 70 Prozent Zuhause, und mit zwei Drittel sind es vor allem Frauen, die diese Pflegeaufgaben übernehmen. Mehr als 50 Prozent der pflegenden Berufstätigen haben gleichzeitig eigene Kinder im Haushalt zu versorgen. Modellrechnungen des Statistischen Bundesamts zeigen, dass durch die demografische Entwicklung in Deutschland die Zahl der Pflegebedürftigen bis zum Jahr 2020 weiter um rund 20 Prozent ansteigt.

Das Familynet-Unternehmensnetzwerk bei der BBQ hat die Brisanz des Themas erkannt und entsprechend sein Programmangebot erweitert. Diese Chance nutzten mehrere Firmen, um eine Ansprechperson für ihre Belegschaft zum "Betrieblichen Pflegelotsen" schulen zu lassen. Mit dabei waren Personalverantwortliche, Personalreferentinnen und eine Betriebsrätin. Im Bedarfsfall stehen sie als Ansprechpartner für die Beschäftigte beim Thema Pflege zur Verfügung, bündeln wichtige Informationen zum Thema Beruf und Pflege, stehen den Beschäftigten als Kontaktperson in der Pflegezeit zur Seite und fördern dadurch eine familienfreundliche Unternehmenskultur.

Pflegefachwirtin Gisela Gerst, selbst Krankenschwester mit langjähriger Erfahrung in der ambulanten Altenpflege, vermittelte als Referentin den Teilnehmerinnen, welche Aufgaben auf einen Pflegelotsen im Unternehmen zukommen und welche rechtlichen und gesetzlichen Rahmenbedingungen bestehen. Wichtige Inhalte der Fortbildung waren unter anderem, einen Überblick über Hilfsangebote zu geben, wie Betroffene Hilfen und Unterstützung für die Pflege zu Hause erhalten können, wie eine betriebliche Infothek auf gebaut werden kann und wie das Angebot im Unternehmen kommuniziert werden kann. An drei Vormittagen konnten sich die Teilnehmerinnen intensiv mit dem Thema auseinandersetzen und ihre Erfahrungen austauschen. Zudem erhielten sie umfangreiche Informationen und Recherche-Tipps.

Den Grundkurs bietet die BBQ im Herbst nochmals an. Geplant ist zudem ein Aufbaukurs zu spezielleren Inhalten wie dem Thema Demenz. Ansprechpartnerin des Projekts Familynet bei der BBQ in Villingen-Schwenningen ist Evi Burghart, Projektleitung und Fachberatung, Telefon 07721/87 86 45 11 und E-Mail burghart.evi@biwe-bbq.de.