Hermann Blankenhorn (links) aus Sigmaringen stellte der Heimatstube Tannheim eine der noch wenigen erhaltenen Pilgermedaillen als Ausstellungsstück zur Verfügung, hier mit Pater David vom Pauliner-Konvent in Todtmoos. Foto: Zimmermann Foto: Schwarzwälder-Bote

Jubiläum: Ordensvertreter zu Gast / Ehemaliges Kloster steht im Mittelpunkt

VS-Tannheim. Das ehemalige Kloster Tannheim sowie die Erinnerungskultur daran stand bei der Pauliner-Tagung am Wochenende im Rahmen des Ortsjubiläums im Mittelpunkt. Ohne ein Projekt zum ehemaligen Kloster wäre für Tannheim ein Ortsjubiläums nicht denkbar, erklärte Ortsvorsteherin Anja Keller, denn das Kloster war ein wichtiger Bestandteil des Ortes und im Bewusstsein der Bevölkerung tief verankert.

Es sei eine einmalige Veranstaltung im Hinblick auf die Erforschung des Klosters und seiner Bedeutung. Die Entwicklung des Klosters von den Anfängen bis heute erinnere an eine Geschichte aus einem Groschenroman, erklärte der Organisator der Tagung Martin Zimmermann. Ein Kloster in einem Schwarzwalddorf im 14. Jahrhundert mit einem seligen Cuno, der für kranke Kinder zuständig war, einem ausgeprägten Wallfahrtswesen, Unruhen nach dem verfügten Ende, Zumauern des Grabes und Abriss des Klosters, nahezu Tilgung der Zeugnisse dieser Struktur, Bau der Nachsorge-Klinik, Wiederauffinden der Skulptur des seligen Cuno nach dem Sturm Lothar im Tannheimer Wald durch den Vater eines kranken Kindes; da schließe sich ein Kreis.

Für Oberbürgermeister Rupert Kubon ist das Kloster für die Erinnerungskultur in Tannheim essenziell. Das Echo werde wahrgenommen und habe in gewissem Sinne auch internationale Auswirkung. Die Säkularisierung und das Zumauern des vermeintlichen Grabes vor dem Hintergrund der Aufklärung war ein schwerwiegender Eingriff ins Dorfbewusstsein. Mit der Entnahme von Erde aus dem Grab des Heiligen als Essenszusatz sei vielleicht ähnlich gelagert wie mit der Romäusquelle in Villingen. Dieses sei ausdrücklich als Nicht-Trinkwasser gekennzeichnet, trotzdem werde in großen Mengen entnommen.

Der Geschäftsführer der Nachsorgeklinik Roland Wehrle erinnerte an die Solidargemeinschaft Tannheim. 14 000 Familien seien in den 20 Jahren des Bestehens in Reha gewesen, man fühle sich "sauwohl". Schmunzelnd fügte er den Ausführungen seiner Vorgänger hinzu, dass er einstmals im Sandkasten die Empfehlung seiner Mutter, mindestens drei Pfund Dreck zu essen, schon einmal wörtlich genommen habe.

Michael Hütt vom Franziskanermuseum erinnerte an die konzeptionelle Umsetzung der Heimatstube vor 20 Jahren in den Räumen einer Sozialstation eines Dorfes. Zusammen mit einigen verbliebenen Ausstattungstücken aus dem Kloster und den wieder der Öffentlichkeit zugängigen neuen Dauerleihgaben sei das Museum jetzt auch multimedial neu konzipiert worden.

Der Vorsitzende des Baarvereins Friedemann Karwohl rückte die Forschungen von Karl Alois Fickler, dem Direktor des Gymnasiums Donaueschingen vor der 1848er-Revolution in den Mittelpunkt, dessen Ausführungen von den Schülern des Fürstenberg-Gymnasiums in einem Projekt für Klostergeschichte im Schulunterricht umgesetzt wurden. Einen Überblick über die Geschichte des Pauliner-Ordens und des Klosters Tannheim gab der frühere Kreisarchivar und Leiter des Kulturamtes im Landratsamt Bodenseekreis Elmar L. Kuhn.

Der Pauliner-Orden hatte und hat immer noch seinen Schwerpunkt in Osteuropa mit einem etwas leicht abseits gelegenen Schwäbischen Kreis. Um 1500 gab es 20 kleinere Klöster, am Ende des 18. Jahrhunderts blieben noch fünf übrig, dazu gehörten neben Langnau bei Tettnang und Rohrhalden bei Rottenburg auch Tannheim, Grünwald und Bonndorf in fürstenbergischen Landen.

Für Tannheim sind 55 Mönche namentlich bekannt, davon 28 in der Funktion als Prior, was bedeutet, dass das Kloster oftmals nur einen Geistlichen hatte. Seelsorgerische Tätigkeit stand nicht unbedingt im Vordergrund.