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24-jähriger Lehramtsstudent war bei Casting in Villingen erfolgreich. Ausschlaggebend war witziges Auftreten.

Villingen-Schwenningen - Sie kamen, sie sahen und gingen meist mit hängendem Kopf. Beim "Deutschland sucht den Superstar"-Casting in Villingen musste so mancher seinen Traum aufgeben. Einer nicht: Patrick Gambin darf Dieter Bohlen samt Jury am 16. Oktober sein Talent beweisen.

Eigentlich wollte er nur eine große Show: Rauf auf die Bühne, seinen Song vor den Villingern performen und vielleicht mal das Band-Shirt in die Kamera halten. Doch alles kam anders. Statt einer großen öffentlichen Bühne am Riettor mit Publikum gab es nur Wagen, in denen man der Jury vorsang und aus denen kein Ton nach außen drang.

Im ersten Moment eine Enttäuschung, doch Patrick Gambins Bandkollege Andi ermutigte ihn dazu, trotzdem vorzusingen – "fürs Team". Und das tat Gambin dann auch – auf seine eigene, ein wenig schnodderige Art. So gab er zwar wie unzählige junge Männer mit Gitarre Ronan Keatings Kuschel-Nummer "When you say nothing at all" zum Besten, überzeugte jedoch besonders durch seine Art. "Die Jury fand den Gesang solide, aber ausschlaggebend war mein witziges Auftreten. Die meinten: ›Du bist wahnsinnig, das mögen wir‹", erinnert er sich grinsend. Mit einer Rap-Einlage überzeugte er die Jury dann vollkommen und wurde zum nächsten Casting der 14. Staffel nach Köln eingeladen. Praktisch, dass sein Bruder Alexander auch eine Runde weiterkam.

Patrick Gambin ist in der Villinger Musikszene kein Unbekannter. Der 24-jährige Lehramtsstudent ist mit der Gruppe "Rap Squad One" sowie solo als Richard Lykson schon einige Jahre erfolgreich. "Alles begann 2008: Deutschrap für cool befunden und erste Texte geschrieben", erzählt er von den Anfängen.

Vor zwei bis drei Jahren wurde er dann fester Bestandteil der Band "Rap Squad One". Schnell wurde aus Business Freundschaft. In der Band rappt und singt er, spielt Gitarre und Keyboard und arbeitet als "Schirmherr der Technik" an den Beats und Instrumental-Kompositionen.

Ähnlich wie beim ersten Casting fuhr Gambin also am Freitag vor einer Woche mit keinerlei Erwartungen per ICE nach Köln. Bezahlt hat RTL – "sonst hätte ich das wohl nicht auf mich genommen", gibt Gambin zu.

Vor Ort kam dann nicht wirklich TV-Glamour rüber. Er fand sich in einer großen Lagerhalle mit weißen PVC-Stühlen wieder. Hier und da groovten sich die Kandidaten mit Gitarre und Ohrstöpseln auf ihren Auftritt ein, doch nach mehreren Stunden Wartezeit sei selbst der Letzte auf dem Boden der Tatsachen angekommen. "Die Stimmung war am Kochen", erinnert sich Gambin.

Auf dem Boden der Tatsachen angekommen

Wie gut, dass zumindest der ein oder andere lustige Kandidat vorbeikam. So hat Gambin Andreas Gerlich, besser bekannt als "Alfi Hartkor", getroffen. Dieser ist in der Vergangenheit durch seine witzig-schlechte Interpretation von Scooter bekannt geworden. Zum Casting kreuzte er in einem Pikachu-Kostüm auf und riss Gambin kurz aus dem Stimmungstief.

"Als ich endlich an die Reihe kam, war ich auf 180. Ich hatte keinen Bock mehr", spricht er ganz offen. Das erste Fazit des Executive Producers, der diesmal in der Jury saß, zur Ronan Keating-Nummer machte es nicht besser: "Das macht jeder zweite 16-Jährige". Doch ähnlich wie beim ersten Casting war er begeistert, als Gambin ganz locker Seeeds "Ding" vorrappte. Ehe er sich versehen konnte, war der Villinger weiter und wurde für erste Fragen vor die Kamera geschleift – verschwitzt, müde und abgekämpft. "Ich bin nicht kamerascheu, aber ich hatte wirklich keine Lust mehr."

Am Sonntag, 16. Oktober, ist nun der Augenblick der Wahrheit: Gambin wird in Köln Dieter Bohlen und bislang unbekannten Jury-Mitgliedern gegenüberstehen. "Peter Fox wäre natürlich ein Träumchen", findet Gambin, denn er wird wieder Seeeds "Ding" vorrappen. Zusätzlich soll er sich noch einen bekannten Pop-Song aussuchen, hieß es bei der Beratung. "Vielleicht singe ich ›Für Steve‹, meinen eigenen Song, obwohl der nicht massentauglich ist", überlegt Gambin. Vor Ort habe man ihm den Tipp gegeben, dass Dieter Bohlen Ed Sheeran-Fan sei.

Ein schlechtes Feedback fürchtet der Villinger nicht. "Das Einzige, was ich mir vorstellen kann, ist, dass Bohlen mit dem Genre Rap nichts anfangen kann", meint er. Er sei vor allem darauf gespannt, den Jury-Chef kennenzulernen. "Wenn ich rausfliege, werde ich nicht bitter weinen", sagt er lachend.

Wovon viele andere träumen, ist derweil eine Befürchtung des Sängers: ein Vertrag. "Es ist schwer, sich weit da rein zu trauen. Wenn man einen Vertrag angeboten kriegt, dann ist man gebunden. Das könnte ›Rap Squad One‹ Steine in den Weg legen", überlegt er. Seine eigene Musik steht für ihn an erster Stelle. Natürlich sei er sich aber des Formats bewusst und wisse um die Chance für Aufmerksamkeit.

Sein erstes eigenes Album ist eigentlich schon fertig, der letzte Schliff fehlt aber noch. "Ich werde einfach schauen, wohin es führt", lautet Gambins Fazit. Dann könne er immer noch weiter überlegen. Gespannt ist der Rapper auch auf die TV-Produktion. "Bohlen ist ein witziger Typ und besonders am Anfang waren die DSDS-Staffeln richtig geil", findet Gambin. "Diese Chance will ich mitnehmen. Und wenn nur ein Shake-Hands und ein Selfie dabei herauskommen, dann ist das auch okay", sagt der Rapper einmal mehr in seiner gewinnend lockeren Art.