Gespannt lauscht OB Rupert Kubon (Mitte) zusammen mit Bürgermeister Detlev Bührer (links) den Anklagen von Narrenpolizist Lutz Melzer und dem Gericht. Foto: Schwarzwälder-Bote

Verhaftung: 20. Narrengericht spricht Kubon schuldig / Ersatz für Niederes Tor und Shuttle-Service für Richter

Es war das 20. Mal, dass sich ein Oberbürgermeister dem Schwenninger Narrengericht im Rathaus stellen muss. Die närrischen Richter befanden gestern Rupert Kubon in fünf Anklagepunkten für schuldig.

VS-Schwenningen. Schweren Schrittes und mit Wärmflasche sowie Schal ausgestattet begaben sich die Alfred Schlenker, Michael Schopfer und Volker Müller auf die Richterbank. Denn während sie – geplagt von diversesten Krankheiten wie Keuchhusten, Malaria und Herz-Rhythmus-Störungen – ihrer Pflicht beikämen, habe sich Oberbürgermeister Kubon am vergangenen Dreikönigstag wegen eines "gewöhnlichen Rathausschnupfens" der Narrenzunft entzogen.

So wurde er zunächst verurteilt, sich beim anschließenden Empfang in der Zunftstube um das erkrankte Narrengericht zu kümmern und Butler zu spielen. Kubon tat es ohne Widerwillen.

Der Umgang mit dem elek-trischen Anschließen seines Mercedes C 350 e Hybrid an eine Stromzapfsäule wurde im zweiten Anklagepunkt von Narrenpolizist Lutz Melzer gerügt: Das detaillierte Bildmaterial, das ihn hilflos an der Ladestation vor dem Landratsamt zeigt, beweise: "Wer seinen Stecker nicht in die dafür vorgesehene Dose kriegt, für den ist doch so ein Gerät total überkandidelt."

Zum Üben und mithilfe der Anleitung der Zunft müsse er daher beim Sommerfest auf der Festwiese 200 Lichterketten aufhängen und anschließen. Ein Geschenk bekam Kubon obendrein überreicht: ein "Narrenzunft-Powerpack" Batterien – wenn mal wieder der Strom ausgehe, so Richter Michael Schopfer.

Der dritte Anklagepunkt befasste sich mit dem Parkplatzproblem um die neue Neckarhalle: Zum einen könne einem heutigen Studenten nicht zugemutet werden, seinen 450 PS starken 3er-BMW in fußläufiger Entfernung von zehn Minuten in der Burgstraße abzustellen, so Volker Müller. Zum anderen bekäme Schwenningen die erste Stadthalle in Europa ohne Parkplätze.

Doch bevor die Schwenninger in Villingen im Tonhallenparkhaus parken und mit dem Ringzug nach Schwenningen fahren müssten: "Die Narrenzunft überlegt sich, ihren Bauhof für sozial schwache Schwenninger Mitbürger bei Besuchen der Neckarhalle und für zugeparkte Necklemer zu öffnen", berichtete Alfred Schlenker. Und der Oberbürgermeister wurde verpflichtet, für die Richter einen Shuttle-Service mit seinem Benz einzurichten, wenn diese künftig eine Veranstaltung in der Neckarhalle besuchen wollen.

Beim vierten Anklagepunkt ging es um das Niedere Tor in Villingen, das als Stahlgerüst rekonstruiert werden sollte. Hierbei habe der OB verpasst, die zurückgebaute Muslen-überdachung den Villingern kostengünstig zu überlassen.

Doch das Narrengericht habe eine viel bessere Idee: den Muslenbrunnen als "touristisches Highlight" für Villingen. Denn der weiße Marmor mit dem "Restduft von chlorgeschwängertem Neckarwasser" würde die Villinger Innenstadt unbeschreiblich aufwerten. Davon solle Kubon die Villinger mit Vehemenz überzeugen, und ebenso mit Narrozunftmeister Anselm Säger eine "historische Schwenninger Brunnenführung" organisieren. Diese Strafe sei nicht erfüllbar, konterte der OB sofort: " Die Villinger lassen sich schwierig überzeugen."

Der laxe Umgang mit der vergangenen Strafe des Narrengerichts – Verteilen von Süßigkeiten an der Gartenschule – führte zum letzten Anklagepunkt. Denn er habe vielmehr "staubtrockene Dritte-Welt-Kekse" an die Schüler verteilt, die eigentlich nur ihm selber schmeckten, so Narrenpolizist Melzer. Um endlich einmal in strahlende Kinderaugen blicken zu können, müsse er ungesunde Kost verteilen – und beim Herbstfest der Narrenzunft am Pizzaofen Flammkuchen backen. Auch hier zeigte sich der OB nicht sonderlich getroffen: "Tätigkeiten in der Küche sind eine Strafe, die ich nicht ungern annehme."