Grit Reinemann und Marven Strittmatter fühlen sich vom Oberbürgermeister nicht ernst genommen. Foto: Kübler

Während Veranstaltung mit Jugendlichen lautstark Telefonat geführt. Schülerin: "Kein Anstand." Mit Kommentar

Villingen-Schwenningen - Im Zuge der jüngsten Jugendbeteiligungswerkstatt entbrannte in den sozialen Netzwerken ein Sturm der Entrüstung gegen OB Rupert Kubon. Denn während der Veranstaltung hatte Kubon ein Telefonat geführt. Die 18-jährige Abiturientin Grit Reinemann fühlte sich bei ihrem Vortrag so irritiert, dass sie ihn abbrach. Die Schülerin äußerte sich am Mittwoch im Gespräch mit unserer Zeitung: "Er hat in einer Lautstärke geredet, dass es der halbe Saal gehört hat."

Reinemann wurde wütend, ihr kamen die Tränen und sie verließ aufgebracht den Raum. Nach Ende des Telefonats ging Kubon ihr nach. Draußen habe er ihr erklärt, dass er seinen nächsten Termin habe absagen müssen und sich entschuldigt. Reinemann hat hierfür wenig Verständnis, auch wenn sie nicht nachtragend sein will. "Für mich ist das einfach kein Anstand", erklärt die 18-Jährige.

Auch den Gemeinderäten, die beim Workshop dabei waren, stößt Kubons Verhalten sauer auf. "Das war eine Glanzleistung!", reagierte CDU-Stadtrat Klaus Martin direkt. Auch wenn er dies nicht offiziell vor den Jugendlichen gerügt hätte, kritisiert ebenso Siegfried Heinzmann von der SPD das öffentliche Telefonat: "Ich halte so etwas nicht für zielführend. Es gehört Anstand dazu." Denn wenn man Schüler eingeladen habe, dann solle man sie zu Wort kommen lassen. "Jugendliche sind sensibler, dafür muss man mehr Gefühl haben", ergänzt Heinzmann.

Der OB erklärte sich am Mittwoch indes auf der Facebookseite der Stadt. Er entschuldigte sich für sein Verhalten und räumte einen Fehler ein. Gleichzeitig wies er aber auf die teils beleidigenden Kommentare hin. Dem 17-jährigen Marven Strittmatter, der auch beim Workshop dabei war, reicht diese Entschuldigung nicht: "Wir haben das Gefühl, dass er sich nicht wirklich für die Jugendbeteiligung interessiert." Gleichzeitig sagt der Schüler: "Wir hoffen, dass jetzt noch mehr Jugendliche aufmerksam werden und wir ernster genommen werden."