Foto: Kauffmann Foto: Schwarzwälder-Bote

Serie "Mein schönster Sommerplatz in VS":Mit Ortsvorsteherin Anja Keller im Tannheimer Freibad

Egal, ob in der Innenstadt oder im Grünen: VS hat viele reizvolle Ecken, gerade im Sommer. Der Schwarzwälder Bote besucht die schönsten Sommerplätze mit Persönlichkeiten der Stadt – immer dabei: ein Liegestuhl. Darauf macht es sich heute Anja Keller bequem.

VS-Tannheim. Es ist ein kalter Nachmittag im Dezember, als die Tannheimer vor dem Villinger Rathaus auf die Barrikaden gehen. "Tannheim sagt NEIN", steht auf dem Plakat, das Anja Keller hochhält. Sie und ihre Mitsreiter demonstrierten an diesem Tag gegen die Schließung des Freibads. "Wir sind da in Villingen aufmarschiert", erzählt sie. "Erst waren wir schockiert, die Empörung war groß und dann war klar, dass wir da etwas machen müssen", erinnert sich die Ortsvorsteherin. Zuvor wurde die Hauptschule geschlossen, "und jetzt wollen sie uns noch das Freibad nehmen."

"Wir haben erreicht, dass wir einen jährlichen Zuschuss bekommen." Das Freibad sei eben "schon etwas Besonderes". Bald habe sich ein Förderverein gegründet: Rund 50 Mitglieder halten den Betrieb des Bads aufrecht: Sie mähen ehrenamtlich das Gras, Streichen jedes Jahr das Becken und stehen im Drei-Schicht-Betrieb hinter dem Tresen des Kiosks. "Wir waren hoch erfreut, dass wir Leute gefunden haben, die beim Förderverein mitmachen."

Inzwischen sei das Freibad eine Erfolgsgeschichte: Nicht nur Tannheimer, sondern auch Badegäste aus den angrenzenden Gemeinden und aus Villingen kämen gerne. "Viele schätzen, dass es bei uns übersichtlich und familiär zugeht. Da hat man die Kinder besser im Blick", erklärt Keller. Früher ist sie selbst mit ihrer Mutter an diesen Ort gekommen, hier hat sie Schwimmen gelernt – und mit ihren Kindern setzt sie diese Familientradition fort. Wenn sie könnte, würde sie im Sommer jede freie Minute mit ihren beiden Kindern im Bad genießen: "Wenn’s Wetter gut ist, schaue ich, dass ich’s möglich machen kann", sagt sie lachend. "Seit vorgestern macht mein Jüngster Salto vom Dreier", ihre Tochter ist lieber unter Wasser: "Sie taucht hier gerne." Begeistert seien die Kids von der Matschanlage, an der sie sich austoben könnten. "Zum Baden fahren wir übrigens nie auswärts", sagt die Keller lachend, "nur im Urlaub baden wir mal woanders".

Es gibt übrigens auch Momente, in denen das Familienbad mit kuriosen Anblicken aufwartet. Zum Beispiel als die Footballer aus Schwenningen noch vor der offiziellen Eröffnung am Morgen im Wasser trainierten. "Als die älteren Damen dann zum Frühschwimmen kamen, waren die erst mal verwirrt, was da um sie herum passiert."

All diese Aktivitäten seien jedoch nur möglich, weil so viele Tannheimer tatkräftig witmachten. Da kann es schon mal vorkommen, dass Familien mit ihren Kindern kommen und im Frühjahr mithelfen, das Becken zu pflegen. "So erfährt man erst mal, wie viel Arbeit so ein Bad macht." Wenn im Frühjahr das Wasser abgelassen wird, bietet sich vor allem die Kindern eine besondere Aufgabe: "In der Pfütze, die dann noch übrig ist, überwintern Kröten und Frösche", erklärt Keller. "Wir tragen die in den Bach", berichtet ihr Sohn, Leon. "Die, die aus den Fingern flutschen seien die Frösche", sagt seine Mutter. Die Tiere werden in den nahegelegenen Wolfsbach ausgesetzt.

Wenn es um’s Freibad geht, helfen in Tannheim eben alle mit – selbst die Kleinsten. Weil so viele mithelfen, vermittle das Freibad für Keller das Gefühl, "dass wir in Tannheim zusammenhalten".