Schaden in Höhe von mehr als 30.000 Euro hat dieser umgestürzte Baum in der Nacht beim Hermann-Schwer-Kindergarten in Villingen verursacht. Am Dienstagnachmittag wurde das Dach provisorisch abgedeckt. Foto: Eich

Kindergarten wird von Tanne getroffen. Zahlreiche Straßen wegen umgestürzter Bäume gesperrt. Keine Verletzten.

Villingen-Schwenningen - Das Sturmtief "Niklas" hat am Dienstag die Doppelstadt kräftig durcheinander gewirbelt. In Villingen krachte eine Tanne auf einen Kindergarten, in Schwenningen musste die Feuerwehr ein Gerüst am "Bürktürmle" sichern. Verletzt wurde niemand.

Der Schreck am gestrigen Morgen war groß, als Mitarbeiter des Hermann-Schwer-Kindergartens "Kikripp" gegen 6.45 Uhr an der Villa auf dem ehemaligen Saba-Gelände ankamen: Eine etwa 20 Meter große Tanne war wohl in der Nacht durch die Sturmböen umgeknickt und durchs Dach gekracht.

"Der frisch renovierte Turnraum im Obergeschoss wurde direkt getroffen", berichtet "Kikripp"-Leiterin Marisa Faisst-Neininger. Der Schaden sei immens, er wird von der Kindergartenleitern auf mindestens 30 000 Euro geschätzt. Zudem drang Wasser durch das beschädigte Dach. Der Betrieb sei allerdings nicht gefährdet. Am Nachmittag konnte der Baum entfernt und das Dach provisorisch abgedeckt werden.

Zahlreiche Straßen in und rund um Villingen-Schwenningen wurden seit den Morgenstunden von Bäumen blockiert. So mussten beispielsweise der Nordring zwischen Villingen und Schwenningen und auch die Landstraße in Richtung Mönchweiler kurzzeitig gesperrt werden, um die Schäden zu beseitigen. Die Technischen Dienste VS (TDVS) zeigten sich bestens vorbereitet und waren mit 20 Mann im Einsatz: In Rekordzeit fuhren diese die zahlreichen Einsatzstellen an, um Bäume zu zersägen und den Verkehr wieder fließen zu lassen. Gegen Mittag wurden auch in den Ringanlagen mit den Laubbläsern für Ordnung gesorgt und kleinere Äste entfernt.

Neben den TDVS war zudem die Villinger Feuerwehr sieben Mal im Einsatz. So drohte in der Herdstraße beispielsweise ein Baum auf ein Haus zu stürzen – über die Drehleiter konnte die Gefahr jedoch gebannt werden.

In der Villinger Innenstadt, aber ebenso in weiteren Wohngebieten hatten die Helfer mit umherwirbelnden Müll, der zum Teil durch umgekippte Mülltonnen auf die Straße gelangte, zu kämpfen. Auch Werbebanner und Passantenstopper machten sich selbstständig. "Hereinspaziert" hieß es beim Drogeriemarkt Müller, wohin viele Kunden während heftiger Sturmböen flüchteten. Der Andrang durch den Haupteingang machte sich allerdings am Hintereingang bemerkbar: Durch den Luftzug wurde die Hintertür ständig aufgestoßen, so dass das Personal diese schließlich ganz zusperrte und die Kundschaft nun nur noch durch die vorderen Türen einließ.

Auch Schwenningen blieb nicht vom Unwetter verschont: Neben einiger umgestürzter Bäume zum Beispiel auf eine Garage und ein Verkehrsschild rückte die Höhenrettung am Mittag zum Uhrenindustriemuseum aus. Dort drohte das Holzdach des Gerüsts über dem Bürk-Uhrentürmchen davonzufliegen. Ein Mitarbeiter der Wohnungsbaugesellschaft (wbg) hatte aus seinem Büro aus gesehen, dass sich am Türmchen etwas bewegt. Geschäftsführer Rainer Müldner handelte sofort und alarmierte die Feuerwehr. Die rückte mit sieben Mann von der Höhenrettung und weiteren 13 Feuerwehrleuten an, um das Gerüstdach mit fünf Seilen zu sichern.

Derzeit wird das historische Türmchen renoviert. Anfang Mai sollte es der Öffentlichkeit präsentiert werden, wenn die Arbeiten abgeschlossen sind. "Jetzt haben wir eine ungewollte Denkmalenthüllung", nahm Müldner den Vorfall humorvoll, denn es mussten auch die Abdeckplanen rund um das Türmchen aufgerissen werden wegen des Winddrucks, erläuterte Zugführer Michael Rothfelder.

Info: Forstamt warnt

Das Forstamt empfiehlt Spaziergängern und Sportlern, in den nächsten Tagen die Wälder rund um VS zu meiden. Das Sturmtief Niklas habe auch im Stadtwald für einige Schäden gesorgt, die nun mit Hochdruck beseitigt würden.

Zahlreiche Waldwege seien durch umgefallene Bäume versperrt, abgeknickte Baumkronen und Äste, die noch in den Baumwipfeln hängen und jederzeit herabfallen können, bergen weiteres Gefahrenpotenzial. "Wer derzeit den Wald betritt, geht ein unnötiges Risiko ein und begibt sich in Lebensgefahr", erklärt Forstamtsleiter Tobias Kühn.

Die Aufräumarbeiten im Stadtwald dauern voraussichtlich bis nach Ostern an. Auch danach empfiehlt das Forstamt Besuchern des Waldes, besonders vorsichtig zu sein und den Blick auf Baumkronen und schräg stehende Bäume zu richten. "Angerissene Bäume können, wenn die letzte haltende Wurzel reißt, jederzeit ohne Windeinfluss umstürzen. Deshalb sollte der Blick öfter mal nach oben gehen", rät Kühn. Auch in den Parks und Grünanlagen sei in den nächsten Tagen Vorsicht vor herabstürzenden Ästen geboten.