Beate Behrens, Geschäftsführerin der Wirtschaft und Tourismus GmbH, hat viele Ideen. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Porträt: Beate Behrens lebt und arbeitet seit rund drei Jahren in Villingen-Schwenningen

"Ich bin ein Dienstleistungsmensch", sagt Beate Behrens. Seit rund drei Jahren ist die 49-Jährige Geschäftsführerin der Wirtschaft und Tourismus GmbH (WTVS) und will Villingen-Schwenningen auf der Innovationsachse Stuttgart-Zürich zu einem ebenbürtigen Anlaufpunkt machen.

Villingen-Schwenningen. Ihre aktuelle Bilanz kann sich sehen lassen: Das Gewerbegebiet Salzgrube ist fast voll, die Nachverdichtung auf Herdenen durch die Ansiedlung von Jopp Electronics gelang, und der seit November 2015 jährlich veranstaltete Wirtschaftsempfang erfreut sich großer Beliebtheit.

Es geht um Fachkräfte

In die Reihe von Wirtschaft und Tourismus gehört für Beate Behrens immer auch ein Stadtmarketing, um das Oberzentrum lebenswert zu machen und vor allem die von den Betrieben so dringend benötigten Fachkräfte anzulocken. Eines ihrer aktuellen Projekte ist eine demnächst erscheinende Broschüre, "mit der sich die Arbeitgeber bei den Arbeitnehmern bewerben können". Auch einen "Tag der Macher" hat sie schon angedacht.

War es früher die Lage einer Stadt, die den Ausschlag zum Zuzug gab, so wurde dieses Kriterium inzwischen vom Vorhandensein eines flächendeckenden Glasfasernetzes und bezahlbaren Wohnraums abgelöst. "Beides ist ja auf einem guten Weg".

Die Attraktivität von Villingen-Schwenningen werde durch die beiden Stadtkerne geprägt, daher liege ihr deren Entwicklung besonders am Herzen, sagt die ehemalige Citymanagerin von Göttingen.

In Hannover wurde sie geboren und lernte zunächst den Beruf der Speditionskauffrau. In drei Jahren als Zolldeklarantin sammelte sie erste Erfahrungen mit Behörden und Unternehmen und jobbte nebenbei auf der Hannover Messe. Das Abitur holte sie nach, verbrachte ein Jahr in Kolumbien als Streetworkerin – "da wäre ich fast geblieben" – und entschied sich mit 26 Jahren und nachdem sie in Hanoi/Vietnam noch ein umfangreiches Messeprojekt umgesetzt hatte, zum Studium der Geographie mit Ausrichtung Tourismus.

1996 bekam sie eine Tochter, die sie alleine aufzog. Ihre erste Stelle fand sie – "Dank meiner Mutter, die Paula betreute" – in Rinteln, einer 30 000-Einwohnerstadt an der Weser, wo sie mit ihrem Stadtmarketing fast sechs Jahre lang Zeichen setzte. Im Oberzentrum Göttingen unterlag ihr, wie schon erwähnt, das Citymanagement – ebenfalls sechs Jahre lang.

Schließlich ging es noch weiter in den Süden: Im November 2014 trat sie die Stelle als Wirtschaftsförderin von Villingen-Schwenningen an und traf auf ein "tolles Team", wie sie sagt. Hier fühlt sich Beate Behrens wohl. Sie liebt die Fasnet, hat in der Zehntscheuer schon Maschgere bewirtet und will im nächsten Jahr am "Schmotzigen" ihren runden Geburtstag mit einer rockigen Tanzparty feiern.

"Ich bin kein Großstadtmensch", sagt Beate Behrens, freut sich, wenn sie ihren Bäcker persönlich kennt, viel Natur genießen und auf dem Markt ein Schwätzchen halten kann.

Netzwerken ist ihre Stärke und das tut sie stets mit Konrad Adenauers Zitat im Hinterkopf: "Man muss die Menschen nehmen wie sie sind, es gibt keine anderen". Beate Behrens denkt ganzheitlich. In einem erfolgreichen Oberzentrum muss auch der Tourismus funktionieren.

Platz für Wohnmobile

Ihr Lieblingskind ist zurzeit ein Stellplatz für Wohnmobile, den sie in Villingen auf der "Brigachinsel" bei der Herrenmühle im Lantwatten angesiedelt sehen möchte. Dafür sucht sie bundesweit Investoren. Die brauchen allerdings "klare Signale aus VS, dass man das hier will", sagt sie.

Ein Anliegen ist ihr der Einzelhandel, der sich durch den Onlinehandel und die wachsende Zahl an Filialisten im Umbruch befindet und sich neu ausrichten muss. Dafür müssen und das wünscht sie sich, Stadtverwaltung und Gemeinderat mit dem Handel, mit Hauseigentümern, Gastronomen und Freiberuflern an einem Strang ziehen.

Ideen hat Beate Behrens noch viele. Mit ihrer beherzten und doch sympathischen Art schiebt sie Projekte an und versucht Blockaden zu überwinden. Manchmal 60 Stunden pro Woche.

Einen Ausgleich findet sie an ihrem Sehnsuchtsort, der Ostsee. Als "Steuerfrau, Smutje oder manchmal auch Gallionsfigur" auf einem Segelschiff.