Der Raubüberfall auf diesen Netto-Markt »An der Schelmengass« in Villingen wurde vor Gericht verhandelt. Foto: SB-Archiv

Gegen drei Tatverdächtige umfangreich ermittelt. Früherer Azubi soll sich nur zum Schein überfallen lassen haben.

Villingen-Schwenningen - Der im Oktober 2013 stattgefundene räuberische Überfall auf einen Villinger Lebensmitteldiscounter war nach bisherigen Ermittlungen ein regelrechter Coup. Am Dienstag nun nahmen drei angeklagte junge Männer im Konstanzer Landgericht Platz.

Ein Plan, Absprachen, Schreckschusspistole, Messer, Kopfhaube, Kabelbinder als Fesseln – Polizei und Staatsanwaltschaft haben sich mit den Ermittlungen lange Zeit gelassen und selbst DNA-Analysen in Auftrag gegeben. Nun soll die Beweislage ausreichend erhärtet sein, das Trio schweigt allerdings zum Tatvorwurf.

Laut Klageschrift haben ein ehemaliger Auszubildender im Markt sowie zwei Bekannte gemeinsame Sache gemacht und auch den Versuch der Irreführung unternommen. Nach der abendlichen Filialschließung wurde eine komplette Tageseinnahme von 12. 917 Euro erbeutet.

Der frühere Azubi soll sich nur zum Schein überfallen lassen haben, zum damaligen Zeitpunkt waren lediglich der 23-Jährige und der gleichaltrige frühere Leiter der Abendschicht im Markt tätig. Eine Person trat demnach als maskierter Haupttäter auf, eine dritte soll die Rolle des Chauffeurs übernommen haben. Der Schichtleiter wurde eigenen Angaben zufolge mit Kabelbindern und Klebeband auf einem Stuhl im Büro fixiert und mit dem Gesicht zur Wand gesetzt, seiner Einschätzung nach hat sich der unter anderem mit Messer und Schreckschusspistole ausstaffierte Haupttäter längere Zeit auf der Damentoilette der Niederlassung versteckt.

Ob der damalige Azubi gleich in mehrfacher Hinsicht zum personifizierten Schlüssel wurde und auch ein rückwärtiges Lagertor geöffnet hat, soll sich im Verfahrensverlauf herausstellen. Die gerichtliche Aufarbeitung des Vorfalls ist auf vier Sitzungstage angesetzt. Verletzt wurde am 20. Oktober 2013 niemand, durch die recht strenge Fesselung mit den dünnen Kunststoffbindern hatte der Schichtleiter aber tiefere Abdrücke an den Handgelenken.

"Ich kann nicht sagen, ob gemeinsame Sache gemacht wurde, ich weiß es nicht", gab der heute nicht mehr im Markt tätige Schichtleiter gestern zu Protokoll. Dessen Vernehmung dehnte sich auf über zwei Stunden. Schon zuvor war ihm ordentlich auf den Zahn gefühlt worden, ganze sieben Mal musste er für polizeiliche Vernehmungen zur Verfügung stehen. "Einer der hier sitzenden Angeklagten stand mir damals jedenfalls nicht mit Messer und Pistole gegenüber, das ist sicher. Ich kenne seine Stimme recht gut. Er steckte nicht unter der Haube."

Etliche Fragen werfen sich auf, nicht zuletzt deshalb ergibt sich am Bodensee ein Marathon-Verfahren. Wie weit die DNA-Analyse als Überführungsmittel reicht, muss sich weisen, jedem der drei Angeklagten im Alter von 23, 26 und 28 Jahren steht eine engagierte Anwaltschaft zur Seite. Ein Polizist habe sich am Fall regelrecht festgebissen und nicht locker gelassen. "Das ist auch der Grund, weshalb die Sache erst nach zwei Jahren zum Aufruf kommt", so ein Rechtsbeistand.

Am morgigen Donnerstag und kommenden Freitag wird erneut verhandelt, voraussichtlicher Schlusstag ist Montag, 1. Februar.