Sabine Petzold (rechts) wird voraussichtlich im kommenden Herbst wieder nach Nepal reisen, um im Hospital im Kathmandu-Tal zu behandeln. Derzeit herrscht dort noch ein Ausnahmezustand, der sogar die Versorgung der Erdbeben-Opfer im Freien erfordert. Fotos: Petzold Foto: Schwarzwälder-Bote

Anästhesistin Sabine Petzold ergreift mit Vortrag viele Besucher / Unterstützung für Klinik-Projekt nach Erdbeben

Von Mareike Bloss

VS-Schwenningen. Es war ein "bedrückender und trauriger Anlass", zu dem die VHS am Dienstagabend in die Stadtbibliothek eingeladen hatte. Mit einem Vortrag rund um das Erdbeben in Nepal wollte die Kreisklinikums-Ärztin Sabine Petzold informieren, aufklären und zur Hilfe anregen.

Auch, wenn die Bilder aus den Medien eigentlich schon bekannt sind, gehen sie den interessierten Besuchern an diesem Abend nochmal tiefer unter die Haut. Sie zeigen das Szenario, das sich derzeit in der Hauptstadt Kathmandu und den nepalesischen Bergregionen abspielt. Da die Internetverbindung seit vergangenem Sonntag wieder funktioniere, hat Sabine Petzold einige aktuelle Eindrücke aus Nepal zugeschickt bekommen.

"Es ist ein unendliches körperliches Leid, das die Menschen erfahren haben, aber noch viel mehr ein gnadenloses seelisches Leid", sagt die Anästhesistin. Seit nunmehr fünf Jahren verbringt sie stets einen Teil ihres Urlaubs in Nepal, um dort in einem Hospital, in dem vorwiegend die Armen der Bevölkerung behandelt werden, unentgeltlich zu arbeiten.

Hospitalbetrieb durch Spenden ermöglicht

Das Hospital im Kathmandu-Tal, das vom Erdbeben verschont geblieben ist, ist ein Projekt der Organisation "Interplast Germany" und gilt als Vorzeigeprojekt der Entwicklungshilfe.

Obwohl die ärztliche und administrative Leitung mittlerweile den Einheimischen obliegt, kommen jedes Jahr zahlreiche Gastärzte und Helfer aus Deutschland, um zu helfen, auszubilden und die Qualität der Behandlung auf einem guten Niveau zu halten.

Am liebsten würde Petzold natürlich selber vor Ort sein, um die zahlreichen Verletzten aus den umliegenden Dörfern mit zu versorgen. Nun versucht sie von Deutschland aus, einen Beitrag für das Land und seine Opfer zu leisten. Dass die Villingerin Nepal sehr zugetan ist und enormes Wissen darüber hat, bleibt nicht verborgen. Für sie bestehe das Land aus "verstaubten farbigen Legosteinen" – eine Hommage an das bunte, aber rückständige Nepal. Nicht nur aktuelle Katas-trophen-Bilder, sondern auch allgemeine Eindrücke zu Nepal, seiner Kultur, Religion und seinen Menschen sollen den Besuchern einen Überblick geben. Anmerkungen zum Gesundheitswesen oder zum Bildungssystem machen aber schnell deutlich, dass es ein armes und einfaches Land ist. "Die medizinische Versorgung ist total unterentwickelt. Daher ist das Hospital-Projekt auch so wichtig, um den Betrieb durch kontinuierlichen Spendenfluss finanzieren zu können", sagt die Ärztin.

Sie erklärt, dass das Spendengeld nicht nur geschultes Personal ermöglicht, sondern auch eine ausreichende Wasserversorgung, eine eigene Müllverbrennung sowie ein Notstromaggregat gewährleisten.

Nachbeben erschweren die Arbeit der Ärzte

Seit der Katastrophe vor rund zwei Wochen hätten die Dieselaggregate Tag und Nacht gearbeitet.

Petzold zeigt Bilder, die ins Mark gehen, nicht nur von den zahlreichen Verbrennungspatienten, die normalerweise im Sushma Koirara Memorial Hospital – auch von ihr selber – behandelt werden. Das Projekt ermöglicht zudem sogenannte Surgical Camps, für die mehrmals im Jahr ein kompletter OP-Saal im Bus mitgenommen wird, um an Gesundheitsstützpunkten im ganzen Land Hilfe zu leisten

Es sind auch wiederum aktuelle Fotos dabei, die das überfüllte Krankenhaus sowie die Wiese davor, voll mit Verwundeten, zeigen. "Die Mittel sind knapp und die Betten-Kapazitäten völlig ausgelastet", erklärt Petzold. Zudem hätten die heftigen Nachbeben in den folgenden Tagen die Arbeit der Ärzte und Pfleger erschwert – das zehre allmählich an den Nerven.

Der Vortrag und die damit verbundene Botschaft ergreift die Besucher. Auch im Anschluss gibt es noch unzählige Fragen an die Ärztin aus VS, die mit ihrem Einsatz den Erdbeben-Opfern ein Stück weit ihr Leiden abnehmen möchte.

Weitere Informationen zum Krankenhaus-Projekt und zu den Spendenmöglichkeiten unter www.nepalhospital.de.