Kurz vor Konzertbeginn darf in der ersten Reihe noch fotografiert werden, dann ist nur noch das Jubeln erlaubt. Foto: Bloss

Musikalisch gelungen, menschlich daneben: VS Entertainment nach Enttäuschung in Erklärungsnot.

VS-Schwenningen - Es war ein Abend voller Gegensätze - musikalisch gelungen, menschlich daneben, eine gut organisierte Infrastruktur, aber nur 1500 Besucher: Das Nena-Konzert erhitzt auch an den Tagen danach noch die Gemüter der Verantwortlichen.

Das hatten sich die Veranstalter von VS Entertainment wohl anders vorgestellt: Gerade einmal die Hälfte des sich selbst gesteckten Zieles von 3000 Gästen haben Gabriel Fechter und Veli Bolat mit dem Auftritt der Popsängerin in die Helios Arena holen können. Nach der geglückten Kneipennacht ist das große Pilotprojekt Nena ein herber Rückschlag für die Jungunternehmer gewesen, der sich unterm Strich auch finanziell negativ auswirken wird.

Waren die Eintrittspreise zu hoch oder die Werbung zu unprofessionell? Trifft Nena nicht mehr den Zeitgeist? Auch Fechter weiß keine genaue Antwort: "Vielleicht haben wir das Produkt Nena für den ländlichen Raum einfach überschätzt, und die Bürger sind hier nicht bereit, die Ticketpreise zu zahlen."

Dass vom Management Fotoverbot an die Zuschauer erteilt wurde, davon hätten Fechter und Bolat gar nichts mitbekommen. Insgesamt sei die Kommunikation mit dem Management "unglücklich" abgelaufen, sei doch in den letzten 48 Stunden vor Konzertbeginn nochmal einiges umgemodelt worden, was vorher anders abgesprochen war.

Damit erklärt Bolat auch die kurzfristige Absage der Vorband oder den verspäteten Konzertbeginn, den das Management zunächst sogar von 20 auf 21 Uhr verschoben hatte - man einigte sich auf 20.30 Uhr, 20.40 Uhr ist es schließlich geworden. "Wir können den Unmut der Fans verstehen. Trotzdem hatten wir das Gefühl, dass Nena die Leute zufriedengestellt hat."

Der Einzige, der halbwegs zufrieden mit der Nena-Sause sein kann, ist Hallenmanager Klaus Hässler. Bei der zehnten Veranstaltung, die in der Multifunktionshalle neben Eishockey stattgefunden hat, war von Kunsteisbahn-Seite aus erstmals alles glatt gelaufen: kein Zittern vor Kälte, kein fragendes Umherirren in den Hallengängen - sogar der Videowürfel an der Stadiondecke war in Betrieb und sollte den Besuchern Ausgänge und Imbiss-Möglichkeiten anzeigen. "Unsere Arbeit war okay, diesmal haben wir wirklich alle Forderungen erfüllt", sagt der Hallenmanager. Bei der Suche nach den Gründen für den durchwachsenen Abend verweist er zunächst auf die Veranstalter selber: "Ich hätte manches anders gemacht, vor allem in Bezug auf das Marketing."

Er habe vor "so einer großen Nummer" als Veranstaltungspremiere gewarnt, der Agentur sogar eine Konzert-Absage nahegelegt. Er hofft nun, dass Fechter und Bolat aus ihren Fehlern für weitere Events lernen werden. Doch Hässler macht gleichzeitig deutlich, dass nicht nur VS Entertainment für die Misere verantwortlich ist. Die kurzfristige Absage der Vorband, die Konzert-Kürze, die strengen Security-Auflagen - durch die Vorgaben des Nena-Managements seien den Organisatoren die Hände gebunden gewesen. "Für das Umfeld können wir leider nichts. Dass Nena ihre eigenen Vorstellungen hat und sogar herumzickt, dagegen ist man machtlos", meint der Helios-Chef.

Trotzdem: Die positive Reaktion der Zuschauer auf die Infrastruktur der Helios Arena hat gezeigt, dass das Multifunktions-Konzept langsam aufzugehen scheint. "Bitte mehr von so etwas", "wir kommen auf jeden Fall wieder", "die Helios Arena eignet sich gut für Veranstaltungen in dieser Größenordnung" - die Besucherstimmen, die nach dem Konzert zu hören waren, geben eine eindeutige Richtung vor. "Bedarf ist da in Schwenningen, und daran werden wir in Zukunft anknüpfen", ist sich Hässler sicher.