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Mike Lorenz kreiert seinen eigenen Energydrink

Schlicht, weiß, puristisch – der Neuling in der Dose sticht schon rein optisch aus der Gummibärchen-Fraktion der Energydrinks heraus. Er heißt Greenus und ist ein echter Villinger.

Villingen-Schwenningen. Pappsüß und völlig überzuckert, wenn Mike Lorenz, Inhaber der Boutique Moos in der Oberen Straße in Villingen, einen Energydrink konsumierte, dann ging es ihm wie vielen anderen: Das hatte so gar nichts mit Genuss zu tun. Und trotzdem greifen so viele in Clubs, im Auto oder auf Partys zu den Fitmachern aus der Dose. "Ich habe sie immer wieder probiert, aber es hat mir nicht geschmeckt", so die nüchterne Bilanz des 27-jährigen Villingers. Er suchte Alternativen und weil es die nicht gab, machte er sie kurzerhand selbst: Mike Lorenz kreierte seinen eigenen Energydrink.

Von einem Kurs zum Barkeeper bei der Barschule in München brachte er Fachwissen mit. Doch abgesehen davon ging es nach Feierabend in der heimischen Küche ganz bodenständig zur Sache. Das große Experimentieren mit der Rezeptur begann. Den Messbecher sowie Papier und Bleistift zur Hand, schraubte Lorenz immer wieder an der Zusammensetzung. Die Richtung war klar: Der Drink sollte fruchtig schmecken, ausschließlich über natürliche Inhaltsstoffe verfügen und nicht zu süß sein. Chemie pur wie den großen Vorläufern kam Mike Lorenz nicht in die Dose. Am liebsten, erzählt er, hätte er sogar ganz auf Zucker verzichtet. "Ich habe dann alle möglichen Zuckerarten probiert" – Agavendicksaft, Kokosblütensirup, Ahornsirup wanderten ins Getränk – doch sie alle schafften eines nicht: den Guarana-Geschmack zu überdecken. "Also habe ich doch Zucker genommen, aber in geringerer Dosis."

Irgendwann war die Rezeptur perfekt. Und dann ging alles ganz schnell: Der junge Geschäftsmann schickte die Rezeptur zusammen mit einem Muster an eine österreichische Firma, mit der Bitte, den Drink in Dosen abzufüllen. Das ist in der ersten Charge bei dem Lohnabfüller gleich 30 000-fach passiert.

Und auch einen Namen brauchte das Kind noch. Er sollte zweierlei transportieren: Natürlichkeit und die Wirkungsweise eines Energydrinks – da zu sein, sich zu konzentrieren oder auch zu fokussieren. "Greenus" als Symbiose aus "Green" und "Focus" war geboren. Und bald danach, nach intensiven Brainstormings mit seiner Kollegin und Modedesignerin Sarah de Miguel auch das Design. Es sollte in krassem Gegensatz zu den meist kreischenden Verpackungen der gängigen Energydrinks stehen – also wurde es vornehmlich weiß. Vom Ursprungsgedanken als Vogel als Motiv waren bald nur noch die Adleraugen und schließlich dann doch die menschlichen – natürlich grünen – Augen übrig.

Und jetzt steht sie da, die schlanke, schlichte, weiße Dose. Knapp ein Jahr ist seit Mike Lorenz’ Idee, einen eigenen Energydrink zu kreieren, vergangen – im Herbst kam dann die erste Getränkedose auf den Markt, zwischenzeitlich wird Greenus in einigen Bars in der Färberstraße ausgeschenkt und steht sie nicht nur in der Boutique Moos im Verkaufsregal, sondern auch bei einer Tankstelle, einem Edeka-Markt und einer Bäckerei. Tendenz steigend. Sogar ein Deal mit dem Champagner-Riesen Moet für einen gemeinsamen Auftritt beim Reitturnier in Donaueschingen hat schon geklappt. Zu große Flügel verliehen hat der Energydrink dem jungen Designer trotzdem noch nicht: "Das Geschäft ist noch im Start", sagt er nämlich, "aber es ist schön zu sehen, wie Villingen das annimmt."