Maiada Alahmad hilft regelmäßig im Spektrum, diesmal in der Küche beim Kochen von Falafeln. Foto: Kratt Foto: Schwarzwälder-Bote

Serie: Syrerin Maida Alahmad beginnt Weiterbildung zur Erzieherin / Motto: Immer weiterkämpfen

"Arbeit ist wie Luft zum Atmen für mich", sagt die Syrerin Maiada Alahmad, die mit ihrer Tochter vor drei Jahren nach Deutschland kam. Und seither bemüht ist, ein Netzwerk und einen Beruf zu finden. Und es sieht gut aus: Im Oktober beginnt sie eine Ausbildung zur Erzieherin.

VS-Schwenningen. In den Sommerferien ist besonders viel los im Jugendhaus Spektrum. Im Zuge des Kinderferienprogramms gibt es heute arabische Falafel. Im Organisationsteam mit dabei: Maiada Alahmad, die gerade den Kichererbsenteig zubereitet. "Das Rezept ist ein anderes als bei uns in Syrien, ich bin gespannt, wie es schmeckt", meint sie.

Vor drei Jahren ist die Syrerin nach Deutschland geflohen, kam aus Karlsruhe nach Schwenningen in die Gemeinschaftsunterkunft in der Alleenstraße und ist nach der Anerkennung vor zwei Jahren zusammen mit ihrer Tochter in eine eigene Wohnung im Stadtteil Rieten gezogen. Schon lange hilft sie Ulrike und Henning Lichte ehrenamtlich beim ProKids-Treff im Spektrum, momentan macht sie im Jugendhaus zudem ein mehrwöchiges Praktikum. Denn das kann sie gut gebrachen für ihre Weiterbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin, die sie im Oktober bei der Stiftung Lernen-Fördern-Arbeiten beginnt.

Überglücklich zeigt sich Maiada, dass sie nach ihrem Engagement im Bereich der Flüchtlingshilfe nun etwas "Richtiges" in Aussicht hat. "Ich habe in Schwenningen vom ersten Tag an in irgendeiner Form gearbeitet. Ein Leben ohne Arbeit kann ich mir nicht vorstellen", meint die Syrerin, die in ihrer Heimat als Dolmetscherin tätig war.

C1-Prüfung ist Voraussetzung

Grünes Licht für eine Weiterbildung in Deutschland hat ihr die bestandene C1-Sprachprüfung im Frühjahr diesen Jahres gegeben, die Grundvoraussetzung für jegliche Ausbildung oder gar ein Studium ist. "Der Kurs war sehr schwierig. Aber er hat mir gezeigt, dass es sich lohnt, zu kämpfen und weiterzumachen", sagt sie rückblickend.

Ein für die Weiterbildung obligatorisches Praktikum im Paul-Gerhard-Kindergarten ging ihrer Tätigkeit im Spektrum voraus. Denn nicht nur der Umgang mit Jugendlichen, sondern auch mit Kleinkindern sei für den Beruf des Erziehers wichtig, erklärt Maida. Im Kindergarten, in der Jugendhilfe oder als Betreuerin für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge könne sie sich vorstellen, später zu arbeiten.

Das Praktikum im Kindergarten: "Zuerst war alles neu und ungewohnt und die Kinder sehr vorsichtig", erinnert sich Maiada. Doch nicht lange, dann habe sie Anschluss gefunden. Und völlig neue Erfahrungen mit den Kindern gemacht. "Denn ihre Welt ist eigentlich vergleichbar mit unserer: Es gibt Kinder, die sich schlagen, die sich hassen, aber auch welche, die sich lieben und gut zueinander sind."

Ihre Zeit im Kindergarten sei so prägend und bereichernd gewesen, dass Maiada das erste Pflichtpraktikum während ihrer Weiterbildung wieder in der Einrichtung in der Mozartstraße absolvieren möchte.

Die Syrerin ist froh, endlich an diesem Punkt angekommen zu sein. In ein fremdes Land zu kommen, sich umzuorientieren und ein völlig neues Leben zu beginnen, sei ihr zunächst schwer gefallen und habe ihr Angst bereitet. "Hier in Deutschland habe ich begriffen, dass man niemals aufgeben darf. Egal, wie schlimm es einem geht: Mit der Zeit kommt alles in Ordnung."

Auch wenn sie weiß, dass die Flüchtlingspolitik von Kanzlerin Merkel umstritten ist: Die Syrerin zeigt sich dankbar, dass Deutschland "viele Menschen aufnimmt und ihnen hilft". Daher stünden diese Menschen – ebenso wie sie – in der Pflicht, dem Land etwas zurückzugeben. "Ich schaffe das", meint Maida mit einem glücklichen Blick in ihre neue, selbst geschaffene Zukunft, und widmet sich wieder ihren Falafeln.