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Deutsche Bahn will Fläche verkaufen. Eisenbahn-Landwirtschaft bangt um Parzellen.

Villingen-Schwenningen - Wird das Gelände verkauft und damit das Ende ihres Idylls besiegelt? Die Kleingärtner der Eisenbahn-Landwirtschaft in Villingen stehen vor einer ungewissen Zukunft. Grund sind Verkäufe der Deutschen Bahn.

Ralf Streibert, Vorsitzender des hiesigen Unterbezirks der Eisenbahn-Landwirtschaft, führt in der Pforzheimer Straße vorbei an zahlreichen Gärten, vereinzelt blühen schon die ersten Tulpen. Er zeigt auf eines der vielen schmucken Häuschen und erklärt: "Die haben erst letztes Jahr neu gebaut, wir müssten hier alles wieder zurückbauen."

Streibert, der seit 2010 selbst Pächter eines Grundstücks in der Kleingartenanlage ist, bringt das derzeitige Dilemma auf den Punkt: "Wir sind in einer prekären Lage." Denn die Parzellen von insgesamt 19 Pächtern zwischen der Bundesstraße und dem Gelände der Stadtwerke VS sind in Gefahr. Der Grund: Man habe für das Grundstück eine Entbehrlichkeitsprüfung eingeleitet. Die Deutsche Bahn, die Besitzerin der Fläche ist, will dadurch prüfen lassen, ob sich die Liegenschaft zum Verkauf eignet.

Ein Verfahren, das derzeit bundesweit für zahlreiche Immobilien der Deutschen Bahn durchgeführt wird. "Sie möchte sich von solchen Grundstücken trennen, um den Verwaltungsaufwand zu reduzieren", berichtet Streibert. Zudem könnten hierdurch Erlöse erzielt werden. Über ein Konsortium in Berlin würden die Grundstücke anschließend im Internet versteigert.

Geschehen sei dies bereits bei Kleingärten der Eisenbahn-Landwirtschaft im hiesigen Unterbezirk – beispielsweise in Triberg, aber auch in Schwenningen. Dort habe man derzeit noch Grundstücke im Gunnental. "Die wurden im vergangenen Jahr verkauft, ein Geschäftsmann hat die Anlage ersteigert", berichtet er.

Konkret heißt das für die dortigen Kleingärtner: Die Anlage muss bis Ende des Jahres geräumt und alle Häuschen zurückgebaut sein. Geregelt wird dies alles in einem Generalpachtvertrag. Ein Gutachter schätzt vor dem Rückbau zwar die Entschädigungen der Pächter. Dennoch ist der Verkauf der Parzellen ein schwerer Schlag für viele, die abseits der Stadt nicht nur Ruhe suchen, sondern auch ihre eigenen Gärten pflegen und hegen möchten.

Ob die Kleingärtner in Villingen das gleiche Schicksal ereilt, ist derzeit noch ungewiss. "Bis zu einem möglichen Verkauf kann es drei oder vier Jahre dauern – oder es passiert eben nichts", beschreibt der Vorsitzende die Situation. Die Kleingärtner hängen derzeit also im luftleeren Raum – sie wissen nicht, wie es weiter geht. "Eigentlich hatten wir Verschönerungen geplant, manche wollte ein neues Häuschen bauen – da kann es dann aber sein, dass das alles für die Katz’ war", verdeutlicht er.

Für ihn und die anderen Pächter heißt es deshalb vor allem: abwarten. Man beobachte im Versteigerungsportal, ob das Grundstück angeboten wird. Sollte es tatsächlich dazu kommen, sieht Streibert schwarz. Zwar mussten die Kleingärtner bereits in den siebziger Jahren weichen, als man sie von ihrem damaligen Gelände an der AOK aufgrund einer Erweiterung der Krankenkasse umgesiedelt hatte. Doch mit nun insgesamt 19 Pächtern könne man nicht so einfach etwas Neues finden. Einige seien zudem in einem Alter, in dem sie sich überlegen, ob sie etwas Neues aufbauen möchten.

"Besonders leid würde es mir aber für die vielen jungen Pächter mit ihren Kindern tun, die dann ihr Grundstück verlieren", macht der Vorsitzende deutlich, dass hinter einem möglichen Verkauf zugleich der herbe Verlust eines geliebten Rückzugsortes steht.