Das Flüchtlingsmädchen Cora (gespielt von Jessica Müller, großes Bild, Mitte) versucht, zwei verfeindete Jugendbanden zu versöhnen. "Cobras"-Anführerin Lizz (Lea Schradi, kleines Bild) muss sie dafür erst noch auf ihre Seite bringen. Oben links: Bürgermeister Dr. Bukon (Mathias Stauss) will "Arcadia" um jeden Preis loswerden. Fotos: Bienger Foto: Schwarzwälder-Bote

Schüler und Lehrer des Gymnasiums am Deutenberg inszenieren selbst geschriebenes Musical "Strandgut"

Von Alicja Bienger

VS-Schwenningen. Gefühlvolle Balladen, poppiger Rap und Instrumente auf der Bühne: Mit viel Feingefühl einerseits und reichlich Power andererseits inszenierten Schüler und Lehrer des Deutenberg-Gymnasiums das Musical "Strandgut".

"Wir sind wie Strandgut auf dem Meer": Die Textzeilen aus einem der Lieder des Musicals "Strandgut", das Schüler des Deutenberg-Gymnasiums am Donnerstag und gestern Abend auf die Bühne brachten, greifen nicht nur aktuelle Probleme auf, die sich in dem Stück widerspiegeln, sondern auch die innere Zerrissenheit der Protagonisten.

Mit der Inszenierung von "Strandgut" ist den Schülern und Lehrern des Gymnasiums am Deutenberg wahrlich ein großer Coup gelungen. Die Truppe um Alex Ungelenk, der das Musical geschrieben hat, Regie führte und die Lieder am Klavier begleitete, hat sich schauspielerisch und gesanglich selbst übertroffen. Die Publikumsrufe nach Zugabe waren denn auch mehr als gerechtfertigt. Besonders großen Applaus erntete Jessica Müller, die das Flüchtlingsmädchen Cora verkörperte.

Nach der Flucht aus ihrer kriegsumkämpften Heimat wird Cora – wie Strandgut – ans Ufer einer europäischen Küstenstadt gespült. Obwohl in Sicherheit, ist es auch hier keinesfalls friedlich: Auf der illegalen Müllkippe "Arcadia" kämpfen zwei verfeindete Jugendbanden um die Vorherrschaft. Auf einmal steht Cora wieder zwischen den Fronten. Voller Unverständnis dafür, dass die Jugendlichen in einem friedlichen Land nichts anderes im Sinn haben als Gewalt, versucht sie, die Mädchenbande "Cobras" um Anführerin Lizz (Lea Schradi) mit den Kontrahenten Max (Max Kübler), Tom (Luca Strugar), Carla (Sara Saiti) und Anne (Natalie Mouhana) zu versöhnen. Die Zeit drängt, denn der machtgierige Bürgermeister Dr. Bukon (Mathias Stauss) will wiedergewählt werden – und dafür muss er sich der Müllkippe entledigen, die vor allem der Oberschicht stinkt. Und ausgerechnet der Immobilienmakler Herr Meissner (Thomas Wangler), Lizz’ Vater, will auf dem Gelände ein Wellnesszentrum errichten...

Mit der Inszenierung von "Strandgut" zeigten die Schüler und Lehrkräfte nicht nur ein immenses schauspielerisches Können, sondern auch musikalisches Talent, sowohl was die Musiker als auch die Sänger angeht. Die Wahl der Motive beweist großes Feingefühl in Bezug auf die aktuell diskutierte Flüchtlings- und Jugendgewalt-Problematik. Authentisch wirkte das Musical nicht nur durch die moderne und ungeschönte Jugendsprache, sondern auch die Tatsache, dass die Jugendlichen sich mit den Inhalten der Lieder – das Sich-Unverstanden-Fühlen, das Gefühl der Verlassenheit – offenbar auch ein Stück weit identifizieren können.

Bei so viel Talent bleibt ein kleiner Wermutstropfen: Mit der Wahl des zu kleinen Musikraumes statt der größeren Aula haben die Darsteller offensichtlich den Andrang unterschätzt. Schade, denn viele Gäste mussten das Stück stehend im dichtgedrängten Musikraum verfolgen.