Ausstellung "Spedition mit zwei PS" eröffnet / Geschichte des Pferdefuhrwerks

VS-Schwenningen (bn). "Klein, aber fein" sei die Ausstellung "Spedition mit zwei PS", die jetzt im Heimatmuseum eröffnet wurde. In der Tat – was die Restauratorin und Kuratorin Ina Sahl rund um ein Kutschpferdegeschirr zusammengetragen hat, ist zwar ein "Low-budget"-Produkt, aber spannend anzusehen.

Michael Hütt von der Museumsleitung kam deshalb aus dem Loben kaum mehr heraus, als er vor gut einem Dutzend Besuchern am Sonntagnachmittag die Ausstellung eröffnete. Das Geschirr für zwei Kutschpferde wurde auf dem Dachboden des Heimatmuseums in erbärmlichem Zustand aufgefunden. Seit Mai sei das Depot, "das seinen Namen nicht verdient" (Hütt), deshalb geräumt und die Exponate an einen sichereren Ort gebracht worden. "Wir wissen über sie wenig bis nichts", bedauerte Hütt. Ein Glücksfall sei es daher, dass Ina Sahl nicht nur Restauratorin, sondern auch leidenschaftliche Reiterin ist und zudem gerade ihren Führerschein für Kutschen gemacht habe.

"Geballte Fachkompetenz, Interesse und Engagement" seien zusammengetroffen, so Hütt. Als sie von der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart nach "schön kaputten Lederteilen" gefragt worden war, sei sie im Depot auf das Pferdegeschirr aus vielen Lederriemen gestoßen, berichtete Ina Sahl. An dessen Restaurierung habe sich schließlich ein ganzer Studienjahrgang und das Objekt zum Prunkstück der Ausstellung gemacht.

Damit nicht genug: auf dem Museumsdachboden sei sie weiter fündig geworden, habe Bildmaterial, Ochsenjochs und Gerätschaften von Hufschmieden gefunden. Die Idee zur Ausstellung entstand. Die spiegelt jetzt die Zeit vor und während der Berufsbildung des Fuhrmannes wider - vom einfachen Ochsengespann, das zuerst die Erzeugnisse der Saline "Wilhelmshall" transportierte, bis zur stolzen Kutsche als Vorläufer heutiger Speditionen. Auch zu dieser Branche schlägt Ina Sahl in ihrer Ausstellung die Brücke. Sie drehte einen Film, in dem ein Zweispänner hinter einem modernen Lastwagen "unglaublich langsam" Schwenningen durchquert. Museumspädagogische Stationen machen die Ausstellung auch für Kinder spannend. Und eine Mechanikerwerkstatt von damals zeigt, dass das Pferd im Mittelpunkt stehen musste. Viele Hufschmiede waren mit seiner Pflege und "Instandsetzung" betraut und erledigten auch tierärztliche Arbeit.

Als "mahnendes Beispiel" für die Situation rund um die Museumsdepots liegt auch ein fast verrottetes Pferdegeschirr unter Glas inmitten der Ausstellung. "So war die Auffindsituation unseres Geschirres", sagt Ina Sahl. Für Michael Hütt steht angesichts einer gelungenen Ausstellung fest: "So müsste es jetzt eigentlich mit allen unseren vergessenen Exponaten weitergehen".