Ein dichtes weißes Netz umhüllt den Stamm und die Äste dieser Traubenkirsche im Schwenninger Moos. Die Larven entwickeln sich in den nächsten Tagen zu Faltern. Foto: Hennings

Riesiges Netz aus weißen Fäden: Im Schwenninger Moos ziehen Tiere zurzeit neugierige Blicke auf sich.

VS-Schwenningen - Es ist ein Naturschauspiel, das im ersten Moment so gar nicht in unsere Landschaft zu passen scheint: Larven der Gespinstmotte umhüllen mit ihren Fäden ganze Bäume, fressen diese kahl. Im Moos ziehen die Tiere zurzeit neugierige Blicke auf sich.

Der Baumstamm, die Äste, der Boden, ja selbst Zäune und Sitzbänke ringsherum – alles an der Traubenkirsche ist in diesen Tagen mit weißen Fäden umspannt, die sich zu einem riesigen dichten Netz vereinen. Es wirkt alles sehr kahl, düster und unwirklich. Gerade in der Dämmerung lässt der Anblick vermuten, dass hier gerade ein neuer "Tatort"-Krimi gedreht wird.

Doch eine Gefahr durch dieses Spektakel besteht nicht, weder für Mensch und Tier noch für die Pflanzen. Auch wer die Fäden oder Raupen versehentlich berührt, braucht sich nach Angaben von Armin Schott, Vorsitzender des Trägervereins Umweltzentrum Schwarzwald-Baar-Neckar, keine Sorgen zu machen. Selbst die Traubenkirsche, die immer im Mai und Juni von den Larven heimgesucht und kahlgefressen wird, überlebt. Sie treibt im Sommer neu aus.

"Gerade dürften wir den Höhepunkt erreicht haben", schätzt Schott ein. Heißt: Die Larven der Gespinstmotte haben sich sattgefressen. Während sie in der Hitze an Fronleichnam noch eifrig umhergekrochen sind und gefressen haben, bewegten sich die Tiere gestern bei den kälteren Temperaturen kaum mehr. Vielmehr verpuppen sie sich nun zu Tausenden und entwickeln sich in den kommenden Tagen bis Mitte oder Ende Juni zu Faltern.

"Das Ausmaß ist vielleicht einen Tick größer als im vergangenen Jahr", schätzt Armin Schott, der immer wieder besorgte Bürger beruhigen muss, die sich wegen der Raupen und Netze bei ihm melden. Außer im Moos sind die auffälligen "Spinnereien" bei Marbach am Radweg entlang des Talbachs zu finden. "Es bleibt uns nichts anderes übrig, als diese jährliche Erscheinung zu beobachten", sagt er. Spritzmittel würde wenig Sinn machen, da man Nützlingen schade. Und im Moos als Naturschutzgebiet ist das sowieso nicht erlaubt. Armin Schott: "Das würde auch das Gleichgewicht der Natur durcheinanderbringen."