Ins Gebäude an der Schubertstraße könnten bald Obdachlose einziehen. Der TA berät heute Abend darüber. Foto: Bloss Foto: Schwarzwälder-Bote

Umnutzung: Bürger sehen Pläne für den Standort des Obdachlosenheims in der Schubertstraße kritisch

Es war ein langes Prozedere, bis die Asylbewerberunterkunft in der Schubertstraße fertiggestellt und bezogen werden konnte. Jetzt plant die Stadt dort das neue Obdachlosenheim zu errichten. Nicht jeder Anwohner reagiert darauf positiv.

VS-Schwenningen. Eine bewegte Zeit liegt hinter dem ehemaligen Fabrikgebäude in der Schuberstraße 59, das vom Kreis im Frühjahr 2015 angemietet wurde: Ein Widerspruch der Anwohner gegen den Bauvorbescheid, ein daraus resultierendes Gerichtsverfahren und wiederum dessen Ablehnung hatten das Projekt Asylbewerberheim deutlich hinausgezögert.

Und auch die Baumaßnahmen – die Außenfassade wurde erneuert, ein dritter Stock errichtet und die Inneneinrichtung wohntauglich gemacht – nahmen rund ein Jahr ein Anspruch. Seit Mai ist das Gebäude mit Asylbewerbern belegt: Waren es zunächst 17, sind es mittlerweile 30 Personen, die in der Schuberstraße eine vorübergehende Heimat gefunden haben, wie Heike Frank, Pressesprecherin beim Landratsamt, mitteilt. Platz ist jedoch für 120 Personen vorgesehen.

Ob die derzeitigen Bewohner bald ihre schön hergerichtete Unterkunft wieder verlassen und in eine anderes Asylbewerberheim ziehen müssen, darüber wird der Technische Ausschuss in seiner heutigen Sitzung debattieren. Denn – wie berichtet – hat der Kreis der Stadt VS das Gebäude als neuen Standort für das Obdachlosenheim angeboten. Dieses besteht derzeit noch an der Turnerstraße, ein neuer Standort ist aber dringend erforderlich.

"Die Zuweisungen der Flüchtlinge in unseren Kreis gehen derzeit stark zurück, es sind Kapazitäten freigeworden", berichtet Heike Frank. Derzeit erarbeite das Sozialamt eine Strategie, inwiefern die freien Plätze genutzt werden könnten. In der Alleenstraße seien 59, in der Villinger Straße 86 Personen untergebracht. Auch hier sind die Plätze nahezu nur zur Hälfte ausgenutzt.

Wie es mit den Mitarbeitern der Asylbewerberunterkunft Schuberstraße – Heim- und Sozialarbeiter – weitergehe, sei noch nicht klar und müsse intern besprochen werden. "Sie sind nicht an das Gebäude gebunden", erklärt Frank.

Und was sagen die Anwohner zu den neuen Plänen der Stadt? "Bisher bin ich mit den Flüchtlingen gut klargekommen", meint ein Schubertstraßen-Bewohner aus den Reihenhäusern direkt gegenüber. "Wenn es mit den Obdachlosen auch gut klappt, habe ich nichts dagegen, dass sie kommen. Irgendwo müssen sie ja untergebracht werden."

Anderer Meinung ist das Nachbars-Ehepaar, das von den neuen Plänen zum ersten Mal hört: "Wir hoffen sehr, dass es nicht soweit kommt. Wir möchten nicht noch mehr Müll und vor allem Lärm", sagen sie. Denn bereits mit den neuen Flüchtlingen hätten sie nicht nur gute Erfahrungen gemacht. "Es ist eben eine andere Mentalität, aber die Bewohner müssen sich anpassen", meint die Frau in Bezug auf den häufigen nächtlichen Lärm, den sie wahrnehme.

Auch auf der anderen Seite der Asylbewerberunterkunft an der Gewerbestraße sorgt das Thema für Diskussionsstoff: Laut seien zwar besonders die Kinder, wenn sie abends im Hof spielten, sagt ein junger Mann, der erst vor einigen Wochen hierher gezogen ist. Trotzdem: "Sie sind mir auf jeden Fall lieber als Obdachlose, die den Hof vermüllen und noch lauter sind."

Sie möchte dem Vorhaben zwar nicht nur negativ gegenüber eingestellt sein, sagt derweil eine Nachbarin. "Ich habe aber Angst, dass die Polizei dann jeden Tag auf der Matte steht. Wir möchten hier einfach friedlich leben."