Rupert Kubon zeigt stolz die Schultüte mit dem Herzchen drauf an seinem ersten Schultag. Fotos: Archiv Kubon Foto: Schwarzwälder-Bote

Geburtstag: Oberbürgermeister Rupert Kubon feiert heute seinen 60. Geburtstag mit Freunden / Offizieller Empfang am Montag

Villingen-Schwenningen. Oberbürgermeister Rupert Kubon feiert am heutigen Samstag, 27. Mai, seinen 60. Geburtstag im privaten Kreis mit 70 Gästen im Fohrenhof Unterkirnach. Das im 15. Jahr amtierende Stadtoberhaupt nimmt seinen runden Geburtstag zum Anlass, zurück und voraus zu schauen.

Was wünschen Sie sich zu ihrem 60. Geburtstag? Zum 50. gab es ein Narrohäs und eine Merz-Scheme.

Es kommt mir nicht darauf an, was zu wünschen, sondern dankbar zu sein, diesen Tag begehen zu können. Es geht mir sehr gut. Ich bin wunschlos glücklich. Doch – eines würde ich mir schon wünschen: Dass die Leute die Sonne sehen und nicht immer die letzten Wolken. Es geht den meisten Menschen in der Stadt sehr gut. Ich wünsche mir, dass sie das wahrnehmen, wie gut es ihnen in unserer Stadt geht.

Wie feiern Sie? In diesen Tagen stand für Sie auch die silberne Hochzeit an.

Bei meiner privaten Geburtstagsfeier freue ich mich über Spenden für den Fohrenhof, beim offiziellen Termin am Montag über Spenden für die Nachsorgeklinik in Tannheim und das Hospiz Via Luce. Die Stadt hat am Montag, 29. Mai, zum offiziellen Empfang ins Theater am Ring Gemeinderäte und Repräsentanten der Stadt eingeladen. Wer kommen möchte, kann dies tun. Es wird keiner abgewiesen.

Die silberne Hochzeit haben meine Frau und ich sehr privat gefeiert – an der Amalfiküste südlich von Neapel. Ich finde es sehr schön, 25 Jahre verheiratet zu sein.

Es gibt ein bekanntes Lied von Curd Jürgens "60 Jahre und kein bisschen weise". Können Sie dem zustimmen?

Man kann an Weisheit immer zulegen. Es wäre Ausdruck mangelnder Weisheit, wenn man denkt, man hätte sie mit Löffeln gegessen. Manche verwechseln Weisheit auch mit Altersstarrsinn. Ich hoffe, dass mir das erspart bleibt. Das wäre also noch ein Wunsch, den ich habe.

Wenn Sie auf ihr bisheriges Leben zurückblicken, welche Bilanz ziehen Sie?

Ich kann unheimlich dankbar sein. Kurz vor meinem 30. Geburtstag habe ich zum ersten Mal Exerzitien gemacht. Das war für mein Leben die einschneidendste Erfahrung. In der damals schwierigen Lebenssituation, das Studium noch nicht abgeschlossen, im Beruf noch nicht Fuß gefasst, ich fühlte mich schlecht und bereits uralt. Es war noch nichts geregelt. Mein Exerzitienmeister sagte mir damals "komm in die Gegenwart". Seither übe ich das, die Gegenwart wahrzunehmen, zu unterscheiden und dann zu entscheiden. Diese Gedanken des Ignatius von Loyola sind eine ständige Herausforderung für mich.

Wie bleiben Sie jung im Prozess des Alterns?

Alles hat seine Zeit, deshalb habe ich auch keine schwarzen Haare mehr. Jung bleiben heißt für mich, in der Gegenwart zu sein. Denn alt ist man, wenn man sich an die Jugend zurück sehnt. Ich möchte heute keine 20, 30 oder 50 Jahre alt mehr sein, aber auch noch keine 70.

Glauben Sie, bisher im Leben alles richtig gemacht zu haben?

Vieles macht man nicht planmäßig. Ich bin aber dankbar für die Entscheidungen, die ich und andere für mich getroffen haben. Wenn ich die Anzeige in der Süddeutschen Zeitung nicht gelesen hätte, hätte ich mich nicht für das Amt des Oberbürgermeisters in Villingen-Schwenningen beworben. Und Kultusminister wäre ich, wie ich das noch als Zehnjähriger wollte, aber trotzdem nicht geworden. Im Gegensatz zu dieser Position kann ich als Oberbürgermeister etwas bewegen und selbst entscheiden. Kultusminister ist im Gegensatz dazu ein eher schwieriger Job und nie so vielfältig wie der des Oberbürgermeisters. Das konnte ich vor 50 Jahren, als ich den Schulaufsatz geschrieben habe, noch nicht so exakt austarieren.

Ihre Passion ist auch heute noch das Theaterspielen. Wäre das die bessere Berufswahl gewesen?

Ich habe lange zwischen der Politik und dem Theater hin und her geschwankt. Habe mich an zwei Schauspielschulen in Stuttgart und München beworben, wurde aber nicht aufgenommen. Daraufhin habe ich ein Studium der Germanistik und Geschichte in Konstanz begonnen, weil ich dort am Stadttheater zunächst hospitieren durfte, später habe ich kleinere Rollen gespielt und Regieassistenz geführt. In Konstanz konnte ich sogar vom Theaterspielen leben. Mitte der 80er-Jahre habe ich mir dann schon die Frage gestellt, Studium beenden oder Theaterspielen. Die Vernunft obsiegte. Nach zehn Semestern erfolgte das erste Staatsexamen für Lehramt an Gymnasien sowie der Magisterabschluss und schließlich die Promotion.

Und Ihre Familie?

Sie ist wichtig, kommt aber mitunter in diesem nicht familienfreundlichen Beruf zu kurz. Da habe ich zu wenig getan, vor allem fehlte die Zeit für mehr Aufmerksamkeit den beiden Töchtern gegenüber. Und jetzt sind sie aus dem Haus. Es ist manchmal schon belastend, ständig öffentliches Eigentum zu sein und schlimm ist auch der Rückgang an gegenseitigem Respekt in allen Bereichen des öffentlichen Lebens.

Mit 60 Jahren denken viele Menschen daran, etwas kürzer zu treten. Sie auch?

Na ja, Sie haben vorhin Curd Jürgens zitiert, wie wär’s mit Udo Jürgens: Mit 66 Jahren fängt das Leben richtig an? Sie dürfen sicher sein, ich werde weiterhin mit ganzer Kraft meine Arbeit tun.

■ Die Fragen stellte Sabine Streck