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Porträt / Max Bammert erinnert sich an besondere Fälle und seine Zeit als Lehrer

"Ich lerne jeden Tag dazu – das hätte ich mir nie träumen lassen". Max Bammert hat das Ehrenamt für die Opferschutzorganisation "Weisser Ring" für sich entdeckt und in den vergangenen drei Jahren rund 70 Kriminalitätsopfer unterstützt.

Villingen-Schwenningen. An seinen ersten Fall kann sich der 70-Jährige noch gut erinnern: Einer über 80 Jahre alten Dame war die Handtasche gestohlen worden, darin die Rente für einen Monat und alle Ausweispapiere. Er konnte ihr nicht nur eine monetäre Soforthilfe aushändigen, er half ihr auch, bei den Behörden die Ausweise neu ausstellen zu lassen.

Impuls durch die Zeitung

Max Bammert hat mittlerweile auch Opfer von häuslicher Gewalt, Körperverletzungen und sexueller Nötigung bis hin zum Missbrauch betreut. Sein Antrieb sei es dabei, Menschen wieder zu einem selbstbestimmten Leben zu verhelfen, "so, wie es in einem Staat mit einem vorbildlichen Grundgesetz möglich sein muss", sagt Bammert. Als Präventionsbeauftragter klärt er zudem auf, wie man sich vor windigen Haustürgeschäften und vor Einbruch schützt.

Auf die Idee zu dieser ehrenamtlichen Beschäftigung in einem Team von zwölf engagierten Menschen kam Max Bammert 2013 durch einen Zeitungsartikel über den "Weissen Ring". 2012 war er in den Ruhestand getreten, seine Frau starb. 2013 besuchte er ein unverbindliches Seminar und blieb dabei.

Er schlägt Lehrerberuf ein

"Ich bin nicht der Typ, der nur zu Hause sitzt", sagt er rückblickend. Das war der Grund- und Hauptschullehrer noch nie. Geboren in Vöhrenbach, wechselte Max Bammert nach der Mittleren Reife am Pro-Gymnasium in Furtwangen – "damals noch ein außergewöhnlicher Schritt" – zum Romäusgymnasium nach Villingen und legte dort 1966 sein Abitur ab. "Ich wollte alles werden, nur kein Lehrer", sagt er heute.

Nach zwei Semestern Jura war allerdings klar – auch als Jurist würde er seinen Lebensunterhalt nicht verdienen. Er jobbte bei der SABA – noch heute funktioniert das Radio, Modell "HiFI Studio 8070", das er sich vom ersten selbstverdienten Geld leistete. Ein Freund nahm ihn zu einer Vorlesung für das Lehramt mit nach Freiburg und schließlich wurde Realität, was Bammert selbst strikt ausgeschlossen hatte.

1971 war er Klassenlehrer einer Mädchenklasse in Klengen – seine erste Stelle. Alsbald kam der Wechsel an die Bickebergschule, wo der Vollblut-Pädagoge über 40 Jahre lang unterrichten sollte. Und nicht nur das – er war Mitglied der Lehrplankommission und an der Entwicklung zum mittleren Bildungsabschluss an der Hauptschule beteiligt. Diesen Abschluss mit dem neuen Fach "Wirtschaftslehre" gab es in den Anfängen nur noch an drei weiteren Schulen in Baden-Württemberg. Schon 1976 feierte das zehnte Schuljahr an der Bickebergschule – Vorläufer der Werkrealschule, die erst viele Jahre später flächendeckend eingeführt wurde – große Erfolge.

Als junger Lehrer gründete Max Bammert 1972 die erste Schülerzeitung. "Unter der Lupe" hieß das 40-Pfennig-Blättchen, für das er mit Schülern für 300 Exemplare Matrizen abzog. 1992 dann die Neugründung. Mit Schreibmaschine geschriebene Artikel und geklebte Bilder waren der Beginn des "Bickeburgers", den es bis heute gibt. "Den Namen erfand Gunnar Frey, unser damaliger Chefredakteur", erinnert sich Bammert. Schon die zweite Ausgabe erhielt beim Wettbewerb für Schülerzeitungen auf Landesebene den ersten Preis. In 15 Jahren heimste der "Bickeburger" rund 20 Landes- und Bundespreise ein.

Den größten Erfolg hatte die von Bammert betreute Schülerredaktion mit der Ausgabe Nummer 24: Man qualifizierte sich 2004 als Landessieger zum Bundeswettbewerb, erhielt dort den mit 500 Euro dotierten dritten Preis und den Sonderpreis für "das beste Erscheinungsbild als unverwechselbare Marke" – 1500 Euro. "Dafür haben wir eine gute Kamera und Computersoftware gekauft", weiß Max Bammert noch. 2005 gewann das Team der Bickebergschule bei einem Wettbewerb des Schwarzwälder Boten ein Essen mit der damaligen Bundesministerin für Bildung und Forschung, Annette Schavan.

Er kocht gerne Marmelade

Max Bammert hat seinen Beruf geliebt, doch er genießt zusammen mit seinen vier Kindern und einem Enkel jetzt auch sein Dasein als ehrenamtlich tätiger Pensionär. Er fährt für sein Leben gern Fahrrad, ist ein leidenschaftlicher Beerensammler und Marmeladenkocher, er verwöhnt seine Familie mit Leckereien aus der Küche und hat sich dafür selbst ein ganz persönliches Kochbuch geschrieben. Insgeheim wünscht er sich noch einen Cego-Kreis, in dem er seine fast vergessenen Regelkenntnisse auffrischen kann.