Christen feiern / Früher ein Allheilmittel

Von Martin Disch

VS-Villingen. Mit dem Palmsonntag beginnt für die Christen die sogenannte "Heilige Woche", die ihren Höhepunkt in der Osternacht haben wird, in der man der Auferstehung gedenkt. Im Vorfeld des Palmsonntags hatten in allen katholischen Gemeinden die Erstkommunionkinder Palmen gebastelt.

In der Münsterpfarrei binden seit Jahrzehnten die Frauen der Frauengemeinschaft kunstvolle Palmen. Am Sonntagmorgen ertönte das festliche Geläut der Münsterglocken und lud zum Gottesdienst ein, der am Palmsonntag immer auf dem Kirchplatz beginnt. Dort trafen sich die Kinder des Kindergartens Maria Frieden, des Kinderchors, die Erstkommunikanten sowie Dekan Josef Fischer, Konzelebrant Ewald Beha und die Ministranten.

Passionsgeschehen kindgerecht verpackt

Nach der Segnung der Palmen zog man gemeinsam in Erinnerung an den Einzug Jesu in Jerusalem in die Kirche ein. Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst durch den Kinderchor unter Leitung von Roman Laub.

Die Kinder des Kindergartens trugen verkleidet als römische Soldaten oder jüdische Gesetzeslehrer in kindgerechter Art und Weise sehr eindrucksvoll das Passionsgeschehen vor. Da musste sogar Dekan Josef Fischer lächeln, als ein Kindergartenkind lauthals und inbrünstig "Hosianna" ins Mikrofon schrie. Die Kinder begleiteten den Pfarrer und die Ministranten mit kleinen Palmenbüscheln, die mit ausgeblasenen Eiern, dem Kreuz oder anderen Symbolen verziert waren, in die Kirche. Mangels Palm- und Ölbaumzweigen, die Jesus zu Füßen gelegt wurden, werden hierzulande Weiden- oder Hasel-Gerten, Thujazweige oder Buchsbaumsträuße zur Weihe getragen. Ursprünglich maß man den geweihten Palmen symbolische Bedeutung als Zeichen des Lebens und der Hoffnung bei.

Der Volksglaube schrieb ihnen eine magische Wirkung zu. Oft werden die geweihten Zweige heute noch als wetterabwehrendes Mittel unter den Dachsparren verwahrt oder hinter ein religiöses Wandbild oder das Kruzifix in der guten Stube gesteckt.

In alter Zeit waren die Verwendungsmöglichkeiten der geweihten Palmen noch vielfältiger: Man steckte sie zum Schutz gegen Hagel auf die Felder; trocknete sie und verfütterte sie zum Schutz gegen Krankheiten an das Vieh. Bei besonders schlimmen Übeln wurden sie auch von Menschen geschluckt. Selbst vorbeugende Wirkung sollten geweihte Zweige haben: Gegen Kreuzweh schlug man sich mit ihnen gegenseitig den Rücken, und drei unzerkaut verzehrte Palmkätzchen sollten vor Fieber, Halsschmerzen und Zahnweh schützen. Bei schweren Gewittern warf die besorgte Hausfrau jeweils ein Ästchen der Palmen ins Herdfeuer. Es sollte vor Feuer schützen und zur Abwehr von Blitzschlägen dienen.