Franz Kleinbölting verkörpert in der neuen Stadtführung Graf Berhold von Zähringen. Foto: Strohmeier Foto: Schwarzwälder-Bote

Stadtführung: Franz Kleinbölting verkörpert den Herrscher / Zwei Stunden Geschichte erleben

Ohne Zweifel, Graf Berthold von Zähringen, genannt Bezzelin, war die wichtigste Person in der Villinger Stadtgeschichte. Nun gibt es eine neue Stadführung. Franz Kleinbölting verkörpert den ehemaligen Herrscher.

VS-Villingen. Ohne die Zähringer, die in der Fürstenberger und in der Habsburger Ahnengalerie vertreten sind, gäbe es Villingen, wie es heute ist, nicht. Mehrere Wochen Recherche übernahm Franz Kleinbölting für seine neue Stadtführung "Graf Berthold führt durch seine Stadt". Er ließ sich seinen Bart extra länger wachsen, denn was ein gestandener Graf und Herrscher über weite Teile Süddeutschlands ist, der muss auch entsprechend aussehen. Dazu gehört ein maßgeschneidertes Gewand mit Umhang und Kopfbedeckung.

Den Namen Berthold trugen einige Zähringer, und erst ab dem Namensträger, der den Titel Herzog verliehen bekam, wurden sie durchnummeriert. So ist es bei den Grafen noch hilfreich, ihre Beinamen zu kennen, um sie auseinanderhalten zu können.

Die neue Stadtführung mit der historischen Figur beginnt am Bertholds-Denkmal. Hier wird sich der Graf der Baar, von Villingen und Vertreter des Kaisers in diesem Gebiet den Gästen vorstellen und sich mit ihnen auf Zeitreise begeben. Sie beginnt um das Jahr 400, als die ersten Alemannen im Steppach siedelten, es einen Stammesführer namens Vilo gab, von dem der Stadtname abgeleitet wird. Um 800 beginnt die Chrstianisierung. Ludwig der Fromme überschrieb nach einem einschneidenden Erlebnis die Zinsen seiner Gebiete Villingen, Tannheim und Schwenningen an das Kloster St. Gallen. Die drei Städte traten erstmals in einer schriftlichen Erwähnung in das Licht der Geschichte – auch Nordstetten ist dokumentiert, doch in einem anderen Zusammenhang wurde Nordstetten bereits 50 Jahre früher in einer Urkunde genannt.

Der kaisertreue Graf Berthold machte sich verdient. Er nahm den Gegenpapst gefangen und führte diesen dem Kaiser zu – im Gegenzug erhielt er im Jahr 999 Markt-, Zoll- und Münzrecht für Villingen. Die Herrscherfamilie baute Villingen nach und nach aus. Doch Berthold V. hatte nur einen Sohn, der vor ihm starb, sein Erbe fiel an seine beiden Schwestern Agnes und Anna. Agnes war mit dem Grafen von Urach und einem Vorfahr der Fürstenberger verheiratet und Anna mit einem Grafen Kyburg, einem Ahnherr der Habsburger. Auch das Haus Baden stammt aus einer Sei tenlinie der Zähringer, so blieb das Herrschaftsgebiet schlussendlich doch in der Familie.

Die nächsten Stationen des Rundgangs sind das Pulvertürmle, der Kaiserturm, die Gerberstraße, die Schlössle gasse, die evangelische Kirche, die Bickenstraße, die Stadtkasse, der Münsterplatz, die ehemalige Stadtapotheke, das Gasthaus Ott, die Rietgasse und als Abschluss der Rietgarten. Überall wandeln die Interessierten auf den Spuren der Zähringer, erfahren, warum das Bickentor schlussendlich doch nicht abgerissen wurde, warum Villingen unter den Zähringern nie von Feinden eingenommen wurde, wo sich ein Atomschutzbunker befindet und lernen am Privathaus von Kleinbölting die Wappen anderer Zähringerstädte kennen. Denn er hat sie alle in einem Fenster aufgehängt.

Die Führung dauert rund zwei Stunden und wird erstmals am 25. Mai für die Öffentlichkeit durchgeführt. Sie kann für Gruppen auch gebucht werden.