Klassenlehrerin Friederike Büsing (links) und Englischlehrerin Safaa Khoury (rechts) macht der Unterricht in der Klasse Spaß: "Die Schüler sind motiviert und lernen schnell." Foto: Mielke

"Vab-o": Albert-Schweitzer-Schule bereitet Jugendliche in spezieller Klasse auf das Schulsystem vor.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Seit Oktober 2014 gibt es an der Albert-Schweitzer-Schule in Villingen eine Klasse für Migranten. Der Deutschunterricht steht im Mittelpunkt: Die Schüler sollen für ein Leben und Arbeiten in Deutschland fit gemacht werden.

"Sie sind sehr motiviert und machen gut mit", erzählt Klassenlehrerin Friederike Büsing. Der Fokus in der Klasse für Vorqualifizierung für Arbeit und Beruf ohne Deutschkenntnisse – kurz "Vab-o" – liegt mit 25 Wochenstunden auf dem Deutschunterricht, aber auch Englisch und Mathematik werde gelehrt. "Hier bringen die Schüler schon Vorkenntnisse mit, wir fangen also nicht bei null an."

Die zwölf Schüler sind bunt gemischt, sie kommen aus Syrien, Spanien, Polen, Somalia und Italien. Einige der 16- bis 18-Jährigen sind erst seit ein paar Monaten im Land, die Sprachkenntnisse sind sehr unterschiedlich. "Am Anfang war es schwierig, den Unterricht zu gestalten, aber mit der Zeit bekam ich ein Gefühl dafür. Ich arbeite viel mit Bildern oder zeichne Dinge an die Tafel", erzählt Büsing. "Die Jugendlichen sind motiviert, höflich und lernen sehr schnell." Die Unterrichtssprache sei Deutsch, in den Pausen werde aber auch Englisch gesprochen.

Am Ende des Schuljahres werden die Jugendlichen ein normales Zeugnis erhalten, danach folgt ein weiteres Aufbaujahr an der Schule. "Es geht dabei nicht um einen Schulabschluss", sagt Hildegard Kern, Studiendirektorin und Abteilungsleiterin für alle "Vab-o"-Klassen an der Schule. Die Schüler könnten selbst entscheiden, ob sie nach den zwei Jahren an der Albert-Schweitzer-Schule einen Schulabschluss oder eine Ausbildung anstreben. "Dann sind ihre Deutschkenntnisse ausreichend für eine Regelschule", erklärt Kern.

Seit diesem Halbjahr gebe es auch hauswirtschaftlichen Unterricht und einen Praktikumstag in der Woche. "Wir haben für die Klasse bisher leider noch keine Plätze für Praktika gefunden", bedauert Kern. Gewöhnlich sei es die Aufgabe der Schüler, sich bei den Unternehmen vorzustellen, doch in diesem speziellen Fall begleitet Büsing die Jugendlichen. "Wir sind bereit, eng mit den Unternehmen zusammenzuarbeiten."

Neu ist auch eine individuelle Förderung, die ab diesem Jahr einmal in der Woche stattfinden wird. Zu diesem Zweck werden die Schüler je nach Leistung in Gruppen eingeteilt. "So können wir den Jugendlichen besser bei ihren Problemen helfen", freut sich Kern.

Lange "Warteliste"

Für die "Vab-o"-Klasse mussten im vergangenen Oktober neue Lehrplätze geschaffen werden. "Die Klasse war im Lehrplan eigentlich nicht vorgesehen. Als wir im Oktober den Auftrag des Kultusministeriums bekamen, hatten wir weder Lehrkräfte, noch Räumlichkeiten zur Verfügung", so Kern. Weil der Bedarf an "Vab-o"-Klassen größer als das bisherige Angebot sei, gebe es seit diesem Halbjahr außerdem eine zweite Klasse mit 22 Schülern. "Die Warteliste ist lang", sagt Kern.

Bisher seien nach Deutschland eingewanderte Schüler in regulären Klassen untergebracht worden. Wegen der wachsenden Zahl an Migranten hat das Kultusministerium nun aber landesweit vermehrt Klassen für deutschschwache Schüler in Auftrag gegeben. "Es ist die bessere Lösung", findet auch Hildegard Kern. Nachträglich habe sie noch zwei Schüler aus regulären Klassen in die "Vab-o" geholt, hier lernen sie schneller Deutsch und finden sich eher zurecht.

"Wir lernen viel im Unterricht", erzählt eine Schülerin. "Die Lehrer bemühen sich und helfen uns, wenn wir Probleme haben." Die junge Italienerin ist erst im vergangenen Juli mit ihren Eltern nach Villingen gekommen. Ihre Freunde vermisse sie zwar, doch in der Klasse habe sie schnell neue gefunden.

Mittlerweile seien ihr die zwölf Schüler sehr ans Herz gewachsen, erzählt Friederike Büsing. "Sie vertrauen sich mir immer mehr an." Dass ein paar Jugendliche schlimme Dinge erlebt haben, merke man ihnen im Unterricht selten an. Der geregelte Schulbesuch helfe ihnen, einen Alltag in Deutschland aufzubauen und ihre Probleme für ein paar Stunden zu vergessen: "Sie sind dann wie andere Jugendliche auch, machen Späße oder überschreiten auch mal die Regeln."