Peter Michael Dick (von links), Harald Marquardt, Joachim Schulz, Gerhard Warnke und Südwestmetall-Geschäftsführer Ralph Wurster bei der Mitgliederversammlung des Verbandes vor der Neuen Tonhalle in Villingen. Foto: Schück Foto: Schwarzwälder-Bote

Produktionsaufbau findet vor allem im Ausland statt / "In China rollen sie uns den roten Tepich aus" / Stagnierende Beschäftigung

Von Felicitas Schück

Schwarzwald-Baar-Kreis. Trotz "insgesamt noch ordentlicher Konjunkturlage" warnen die Metallarbeitgeber in der Region Schwarzwald-Hegau die Politik, "mit weiteren gesetzlichen Regelungen die Standortbedingungen für Industrie und Produktion in Deutschland weiter zu verschlechtern.

Bei der Mitgliederversammlung der Südwestmetall-Bezirksgruppe Schwarzwald-Hegau in Villingen-Schwenningen erklärte Peter Michael Dick, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes: "Der Produktionsaufbau findet momentan vor allem im Ausland statt, das heißt, wir müssen aufpassen, dass nicht Teile der Industrie abwandern. Wenn Forschung und Entwicklung erst einmal weg sind, haben wir ein Problem."

Auch Joachim Schulz, Geschäftsführer der Bezirksgruppe Schwarzwald-Hegau, erklärte bei seiner Ansprache vor ungefähr 50 Mitgliedsunternehmen in der Neuen Tonhalle in VS, es seien Entwicklungen zu beobachten, "die die hervorragende Wettbewerbsposition unserer Industrie gefährden". Er verwies auf eine aktuelle Umfrage unter den zirka 90 Mitgliedsunternehmen mit mehr als 34 000 Beschäftigten, an der sich 36 Betriebe beteiligt hatten. Zwar bestätigten die positiven Rückmeldungen zu den Fragen zunächst die "insgesamt gute Lage". Allerdings, so Schulz, zeigten die Ergebnisse auch, "dass die aktuelle Lage sehr unterschiedlich bewertet wird." Die Bandbreite sei sehr groß. "Vielen geht es gut oder sehr gut, einigen aber auch deutlich schlechter." Schulz bemühte das Bild vom Glas, das je nach Betrachtung entweder halb voll oder halb leer ist. Bei den Aufträgen, die, so Schulz, ein wichtiger Indikator für die Zukunft seien, gebe ungefähr die Hälfte der Unternehmen an, dass sich in den nächsten Monaten kaum etwas ändern werde. Ein knappes Drittel rechne sogar mit mehr Aufträgen. Aber jedes fünfte Unternehmen erwarte einen Rückgang. Zirka die Hälfte der Unternehmen rechnet in den kommenden Monaten mit einem Anstieg des Umsatzes, jedes vierte sogar mit einem deutlichen Plus. 26 Prozent der Firmen gehen von einem gleich bleibenden Niveau aus, ebenso viele rechnen aber mit einer Verschlechterung, jedes dritte Unternehmen sogar mit einer deutlichen Verschlechterung.

Impulse erwarten die Unternehmer vor allem von den Märkten in Nordamerika und China, zum Teil auch aus dem Inland, aus Indien oder Westeuropa.

Bei der Beschäftigung rechnen die Mitgliedsunternehmen eher mit Stagnation und Rückgang, auch deswegen, weil der Produktionsaufbau im Ausland stattfinde und es sich rechne, näher an den Märkten zu sein und günstiger produzieren zu können. In China, so erzählte Schulz als Beispiel, werde für die mittelständischen Unternehmen geradezu ein roter Teppich ausgelegt, sie würden von der Politik mehr geschätzt als hierzulande. "Es gibt zwei Effekte: Wir haben ein Kostenproblem und hinzu kommt der Fachkräftemangel", erklärte der Vorsitzende der Bezirksgruppe Schwarzwald-Hegau. Vor allem die einfachen Tätigkeiten seien von Auslagerungen ins Ausland tangiert, ergänzte Peter Michael Dick.

Oberbürgermeister Rupert Kubon würdigte Südwestmetall in einem Grußwort als geschätzten Partner. In Villingen-Schwenningen will der Arbeitgeberverband für einen einstelligen Millionenbetrag gegenüber dem Landratsamt ein neues Geschäftsgebäude errichten. Im Frühling 2016 ist Baubeginn.

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