Studierende der Musikhochschule Trossingen begleiten beim Medienfestival Kurzfilm über Tschernobyl

Von Marc Eich

Schwarzwald-Baar-Kreis. Eine Panoramaproduktion über die Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl beim diesjährigen Medienfestival (13. bis 15. März) mit Live-Musik zu begleiten – dieser nicht leichten Herausforderung haben sich die Studierenden der Musikhochschule Trossingen gestellt.

Am 28. April 1986 ereignete sich eine der folgenschwersten Katastrophen, deren Auswirkungen uns bis in die ferne Zukunft begleiten werden. Die von Bernhard van Riel gestaltete und am Freitag, 13. März im ersten Showblock präsentierte HDAV-Show "50 Sievert" versucht, die inzwischen verdrängte und vergessene Gefahr wieder ins Bewusstsein zu rücken.

Festivalmacher Michael Hoyer hatte dabei die Idee, die Produktion besonders zu unterstützen – und zwar mit Live-Musik. Sein erster Schritt: Er nimmt Kontakt auf mit Thomas Wenk, Dozent an der Musikhochschule in Trossingen. Dort unterrichtet Wenk Studierende im Fach Improvisation. "Michael Hoyer entnahm der Zeitung, dass meine Studierenden regelmäßig Live-Filmbegleitungen im Kino Capitol in Schwenningen vorführen und stellte den Kontakt zum Produzenten van Riel her, der sich ebenfalls für die Präsentation mit Live-Musik begeistern ließ", erzählt der 55-Jährige.

Die fünf Studierenden, die sich für das Projekt meldeten, wussten dabei zunächst nicht, um was für einen Film es sich handelt. "Daraus entstand auch eine bizarre Zufallsbesetzung", lacht Wenk. Denn neben zwei Blechbläsern einem Cello und Klavier gesellte sich auch eine Gitarre hinzu. "Es war schon eine Herausforderung sich mit dieser Besetzung ein passendes Stück auszudenken."

Zunächst kontaktierte er allerdings den Regisseur van Riel, um mit ihm die musikalischen Möglichkeiten abzusprechen – und auch, um entsprechende Anpassungen des Films vorzunehmen. Wenk: "Gewisse Stellen, die ich als wichtig empfunden habe, waren zu kurz, um sie mit Musik wirken zu lassen."

Die Studierenden haben aufgrund der pädagogischen Ausrichtung ihres Studiengangs Erfahrung, mit der Musik Geschichten zu erzählen und zu improvisieren. So entwickelten sie zunächst eigene Ideen, welche Musik zu den Bildern passen könnte. "Die ersten Assoziationen sind aber meist sehr kurz und eher illustrativ, daher war es meine Aufgabe etwas zu entwickeln, das länger trägt", erinnert sich der Dozent. Außerdem wurde darauf geachtet, wo musikalische Akzente gesetzt werden und wann sich die Komposition eher im Hintergrund halten soll, "daraus entstand schließlich eine formale Architektur."

Wichtig war dabei für ihn, die Musik nicht zu wertend zu gestalten – da es sich um einen dokumentarischen Film und keine Fantasiegeschichte handelt. "Viele Filme über den Ersten . Weltkrieg haben oftmals manipulative Musik, wir wollten den Blick auf die Katastrophe nicht zu sehr vorgeben – schließlich wollten damals alle die Kernkraftwerke", so Wenk. Sein Ziel: Die Musik soll eine positive Kraft entfalten, "in gewisser Weise melancholisch kraftvoll."

Die Besucher des ersten Showblocks dürfen sich also überraschen lassen, mit welchen Mitteln die Besetzung dies umsetzen wird, und sich daher auf ein besonderes Special freuen.