Wollen noch mehr Maßnahmen gegen religiöse Radikalisierung in VS ergreifen: Khalil Hourani und Tayfun Yengec von Al Salam sowie Hasim Günlü von IGMG. Hourani steht außerdem in Kooperation mit DITIB, durch deren Moschee er die Schüler der Gewerbeschule VIllingen führt. Foto: Bloss

Islamische Glaubensgemeinschaften wollen mehr Aufklärungsmaßnahmen gegen Terror ergreifen.

Villingen-Schwenningen - Die Probleme rund um die Terrorgewalt des IS sind in Deutschland präsenter denn je. Auch die drei großen islamischen Vereine in VS thematisieren die zunehmenden radikalen Tendenzen. Sie hoffen zudem auf die Mithilfe der Stadt.

Tayfun Yengec von Al Salam, der islamischen Glaubensgemeinschaft in Schwenningen, benutzt eine gut verständliches Sinnbild, wenn er über den Missbrauch seiner Religion spricht: die Metapher des Feuers. "Da unten brennt es gewaltig. Und unsere Aufgabe ist, zu verhindern, dass der Funke überspringt."

Yengec und sein Glaubensbruder Khalil Hourani sind sich einig, dass sich Al Salam offen gegen die IS-Bewegungen stellt und Maßnahmen ergreift, um gezielte Aufklärungs- und Präventionsarbeit zu leisten. Und das soll in erster Linie durch Jugendarbeit geschehen. Fragen wie "Was ist IS?", "Wie nutzen die Gläubigen den Islam aus?" oder "Wie machen sie ihre Glaubensvorstellungen den Kindern schmackhaft?" werden am Rande von Sprachkursen und Vereinstreffen immer wieder behandelt.

Bisher sei dem Verein noch kein konkreter Fall im unmittelbaren Umkreis bekannt, bei dem junge Muslime zurück in die Heimat gerufen wurden. Doch worin sieht Yengec den Nährboden, sich irgendwann doch von den "Hassrednern" locken zu lassen? "Unzufriedenheit und Langweile bei den Jugendlichen. Dazu kommt die transparente Multimedia-Welt. Wenn dann noch die Begriffe Freiheit und Religion falsch ausgelegt und verstanden werden, haben wir ein Problem."

Ziel von Al Salam, der ab 2015 in neuen Räumen in der Oberdorfstraße untergebracht ist, sei es, in naher Zukunft ein Gesamtkonzept mit der Stadt zu erarbeiten. Ein Gespräch mit dem Oberbürgermeister habe dazu bereits im November stattgefunden. Beim interreligiösen Dialog, der mehrmals im Jahr in VS stattfindet, soll es demnächst eine Abendveranstaltung zum Thema IS-Gewalt geben.

Khalil Hourani ist zudem Vorsitzender des Kooperationsrats der Muslime in VS, der vor anderthalb Jahren gegründet wurde. Ihm liegt die Aufklärungsarbeit in der Doppelstadt am Herzen. "Prävention vor einem falschen Religionsverständnis fängt bereits im Kleinen an", sagt Hourani. Und so ist auch er derjenige, der für eine kulturell gemischte Klasse der Gewerbeschule eine Führung durch die Moschee am Güterbahnhof in Villingen organisiert. Die abschließende Botschaft, die er den Schülern mit auf den Weg gibt: "Miteinander statt gegeneinander."

Die Moschee ist Gebets- und Begegnungstätte des islamischen Vereins DITIB. Dieser möchte sich zwar nicht zu konkreten Maßnahmen äußern, untermauert aber in einer öffentlichen Stellungnahme seine Sichtweise: "Wir möchten negativ deutlich machen, womit der Islam nicht vereinbar ist und wogegen er sich positioniert."

Auch bei IGMG, dem dritten islamischen Verein in VS, ist der Religionsmissbrauch zurzeit ein heftig diskutiertes Thema, besonders vor und nach den täglichen Gebeten. "Wir unterstützen diese Ausnutzung überhaupt nicht und müssen wirklich vorsichtig sein", sagt Vorsitzender Hasim Günlü. Im Verein ist sogar ein islamischer Seelsorger aktiv, der sich unter anderem mit dem Problem befasst. Die islamische Glaubensgemeinschaft am Villinger Kaiserring ist auch an einem gemeinsamen Integrationskonzept mit der Stadt interessiert. Sprache und Bildung der Asylbewerber sollen dort thematisiert werden, das sei spätestens seit dem Flüchtlingszuwachs in den Erbsenlachen überfällig, so Günlü.

Änhlich wie Hourani sieht er die Verantwortung und die Pflicht, Aufklärungsarbeit in VS zu leisten, bei allen drei Vereinen gemeinsam. "Wir müssen alle an einem Strang ziehen, um das bewältigen zu können."