Rudolf Nenno, 59, aus Schwenningen, hofft auf sachbezogene Diskussionen im Gemeinderat. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Neu im Gemeinderat: Rudolf Nenno / "Zentrales-Rathaus-Rebell"

Von Birgit Heinig

Villingen-Schwenningen. Die Gipsschale hat er noch. Sie erinnert Rudolf Nenno an den Beginn seines kommunalpolitischen Engagements und gehörte seinem Sohn, der als Fünfjähriger vor der Haustür von einem Auto angefahren wurde und sich ein Bein brach. Jetzt kann der "Zentrales-Rathaus-Rebell" im Gemeinderat in der Fraktion der Freien Wähler agieren und er hofft auf "sachbezogene Diskussionen" und darauf, dass er als "einer unter 40" Mehrheitsmeinungen auch zu Minderheitenthemen zustande bringt.

Der 59-Jährige hat nicht erst seit dem Unfall seines Sohnes vor 14 Jahren Interesse an Kommunalpolitik und "zu fast allem eine Meinung". Doch damals begann er, als Bürger aktiv mit der Stadtverwaltung zu diskutieren. Zunächst über die Walter-Rathenau-Straße in Schwenningen, an der sein 100 Jahre altes Haus liegt. Jahrelang ging es um Sicherheit für die Anwohner und den Lärm einer Straße, die durch Verkehrsregelungen in Schwenningen immer mehr zur Durchgangsstraße auch für den Schwerlastverkehr wurde. "Wir haben viele Vorschläge gemacht", erinnert sich Nenno, "aber irgendjemand war immer dagegen".

Inzwischen haben er und seine eigens gegründete Bürgerinitiative immerhin die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Kilometer pro Stunde erreicht. In der damals ebenfalls entstandenen "Lärmliga" ist Nenno bis heute Mitglied.

Zunächst als Leserbriefschreiber klinkte er sich 2012 auch in die Diskussion über das zentrale Rathaus ein. Auf diesem Weg haben er und der Freie Wähler Bertold Ummenhofer zusammengefunden, die beiden Motoren der Bürgerinitiative, die schließlich – wer erinnert sich nicht? - den Neubau eines Rathauses verhinderte.

Vor zehn Jahren sei er von den Grünen schon einmal um eine Kandidatur für den Gemeinderat gebeten worden. Damals habe er abgesagt – keine Zeit. Vor fünf Jahren blieb eine erste Kandidatur für die Freien Wähler erfolglos. Diesmal hat es geklappt, und Nenno will sich im Arbeitskreis Verkehr, im Verwaltungs- und Kulturausschuss, im Volkshochschul- und Bibliotheksbeirat, in der Haushaltsstrukturkommission und im Arbeitskreis Rathaus für die Infrastruktur der Stadt einbringen. Der Wunsch nach Beteiligung im Technischen Ausschuss blieb ihm allerdings verwehrt.

Rudolf Nenno stammt aus Völklingen im Saarland. Nach seinem Studium der Mathematik und Physik, später auch der Informatik, kam er zu Mannesmann-Kienzle ins Oberzentrum. Mit dem Zusammenbruch der Systementwicklung wechselte er in den Apparatebereich und war zuständig für Tanksysteme. Heute ist er als Prozessmanager für Projektqualität bei Continental Automotive tätig.

Mit seiner Frau, seinen beiden Söhnen und zwei Katzen wohnt er in einem Haus, in dem er seine handwerklichen Neigungen ausleben kann. Nicht nur die Schallschutzfenster hat er selbst eingebaut Weitere Maßnahmen sollen folgen. "Dabei sieht man schneller ein Ergebnis als im Gemeinderat", schmunzelt Nenno. Auf den langen Atem hat er sich dort schon eingestellt, trotzdem hofft er, dass die Themen Jugendscheune und Straßensanierungen nicht noch einmal so lange dauern wie sein Kampf in der Walter-Rathenau-Straße.