Wünsch-dir-was-Kinder lernen beim Radiosender Antenne 1 Arbeit unter Zeitdruck kennen

Von Andreas Wende

"Da ist ein Stückchen Heimat für die Schwaben im Ausland, die können uns auch in Brasilien hören", erklärt Redaktionsassistentin Christina Menichini, die beim Radiosender Antenne 1 im Hörercenter arbeitet und auch für Studioführungen tätig ist. Sie und ihre Kollegin Katharina Fuß, Redakteurin und Reporterin, empfangen die Wünsch-dir-was-Besucher im Pressehaus in Stuttgart,von wo aus Antenne 1 seit 25 Jahren Land und Leute im schwäbischen Kernland erreicht. Zoe Roller (elf Jahre) aus Simmersfeld, Manja Keller (neun) aus Blumberg und Noah Schwär (neun) aus Dauchingen haben bei der Aktion "Wünsch dir was", die von der Sparkasse Schwarzwald-Baar unterstützt wird, einen Besuch bei dem Privatsender gewonnen.

Wie überall gehört auch hier Klappern zum Handwerk, daher rühren die beiden Radiofrauen erst einmal kräftig die Werbetrommel. Antenne 1 feierte 2014 das 25-jährige Bestehen – "wie die Fantastischen Vier", sagt Menichini – und hat sich ein neues Logo und neue Sendungen gegönnt. Zum Programm zählt auch der "Schwabenrekord", bei dem es in Zusammenarbeit mit den Hörern gilt, denkwürdige Wettbewerbe ins Radio zu bringen. Ganz aktuell geht es um die aufwändigste Weihnachtsdeko. Auch das beliebteste schwäbische Wort regte die Hörer zu einer Vielzahl von Einsendungen an. "Muckeseckele", die Bezeichnung für die "kleinste schwäbische Maßeinheit", liegt sehr gut im Rennen. "Wir setzten uns dafür ein, dass das Wort in den Duden aufgenommen wird." Exklusive Konzerte in kleinem Kreis und "Tier nach vier" sind weitere Spezialitäten aus der Produktpalette des Privatsenders.

Nach so vielen Informationen, zu denen Getränke und Kekse gereicht werden, geht die Studioführung weiter mit einem Besuch in der Produktion. Hier sitzt Denni Föll vor einem beeindruckenden Pult mit vielen Reglern, flankiert von Computern und mit Ausblick ins Grüne – "wir haben hier ein tolles Fenster, die Kollegen nicht" – und demonstriert, was technisch so alles geht. Föll und ein Kollege produzieren zum Beispiel lustige Einspieler, "Comedys" genannt, die sich am aktuellen Geschehen orientieren und daher nur eine geringe Vorlaufzeit haben.

Als Beispiel zeigt der Producer, wie der Andrang beim "doppelten Abitur" in Baden- Württemberg vor zwei Jahren, bei dem manche Prüflinge in größere Räume außerhalb ihrer Schulen umziehen mussten, ironisch fortgeschrieben werden kann. Da begrüßt der Stadionsprecher zum Deutsch-Abitur in der Mercedes-Benz-Arena, verspricht zur Halbzeit Würstchen und eine Halbe und droht Abschreibern schon vorsorglich die "Rote Karte" an. Im Hintergrund tobt das Publikum, und auch ein Chor ist zu hören.

Was eine Minute läuft, braucht mehrere Stunden von der Idee bis zum fertigen Produkt. Dazwischen stehen Besprechungen, Konferenzen, Aufnahmetermine mit drei Sprechern – dann kann die Comedy "gefahren" werden, also auf den Sender gehen. Föll zeigt einige Tricks auf seinem Pult, etwa wie der "Chor" funktioniert. Dabei werden die Stimmen der Sprecher mehrfach kopiert, bis das nötige Stimmvolumen vorhanden ist.

Antenne 1 verfügt über eine "station voice", einen Sprecher mit markanter Stimme, dessen Ansagen immer wieder in kurzen Einblendungen zu hören sind. Er heißt Michael Lott und sitzt in Hamburg. "Einmal pro Woche schicken wir ihm das Material", erklärt der Producer. Manchmal muss es aber auch schneller gehen. "Die Kollegen brauchen für einen beitrag traurige Musik, und die holen wir ganz schnell aus unserer Datenbank", schildert Föll den Zeitdruck. Denn die benötigte Musik muss exakt zu der Sendezeit erklingen, zu der sie bestellt wurde. "Da geht es manchmal um Sekunden."

Endlich dürfen die Kinder und ihre Begleiter die Redaktion betreten. Vor dem Eingang zum Studio, wo Moderator Ingo Lege gerade mit "Lege liebt dich" auf Sendung ist. Christina Menichini gibt Verhaltensmaßregeln. "Ihr könnt Fragen stellen, solange der Moderator nicht die Kopfhörer auf hat." Wenn das geschieht, geht nicht nur im Studio ein rotes Licht an, auch vor der Tür wird mit einer umfunktionierten Fußgängerampel angezeigt, dass der Zutritt verboten ist.

Die Warnleuchten bleiben dunkel, also dürfen die Besucher eintreten. Lege steht hinter seinem Pult, vor sich einen Computer, der die ausgewählte Musik und Texte einblendet, die Lege selbst geschrieben hat. Lautlos läuft ein Fernsehapparat mit aktuellen Nachrichten aus aller Welt. Hörer können Mails direkt ins Studio schicken, mit Anmerkungen zur Sendung oder Fragen, etwa nach dem gerade gespielten Musiktitel.

Und manchmal kommen auch Verkehrsdurchsagen herein. Antenne 1 ist an den Landesverkehrsdienst Baden-Württemberg angeschlossen. Die Polizei meldet Unfälle und Staus, die an die Sender weitergegeben werden. Auch hier ist Schnelligkeit gefragt; wer schon im Stau steht, wenn er die Meldung hört, fühlt sich eher verschaukelt als informiert.

Und was macht die Weihnachtsdeko-Rekordjagd? Richtig viel sei noch nicht eingegangen, sagt Ingo Lege. Macht nichts: Die Woche ist ja noch lang.