Auch drei Monate nachdem das Gesundheitsamt die Abkochordnung für das VS-Trinkwasser aufgehoben hat, sind für manche Bürger die Nachwirkungen der bakteriellen Verunreinigung noch zu spüren. Foto: geargodz – stock.adobe.com

Drei Monate nach Abkochordnung für VS-Wasser geht Ursachenforschung weiter. Verunsicherung groß.

Villingen-Schwenningen - "Das Wasser riecht noch immer nach Chlor." Auch drei Monate nachdem das Gesundheitsamt die Abkochordnung für das VS-Trinkwasser aufgehoben hat, sind für manche Bürger die Nachwirkungen der bakteriellen Verunreinigung noch zu spüren. Die Ursachenforschung geht derweil weiter.

Die Verunsicherung in der Bevölkerung war groß, als bei einer Überprüfung des Trinkwassers in den Leitungen der Stadtwerke VS (SVS) eine Grenzwertüberschreitung im Bereich der coliformen Bakterien festgestellt wurde. Am 17. August wurde daraufhin vom Gesundheitsamt ein Abkochgebot ausgesprochen. Was ist seit dem passiert und wie geht es weiter?

Rückblick

Es war das Thema des Sommers: Im Bereich Schwenningen, Weilersbach, Obereschach, Wöschhalde, Auf Herdenen, Schilterhäusle, Zollhaus, Nordstetten, Mühlhausen sowie Dauchingen mussten die Bewohner das Leitungswasser zehn Minuten lang abkochen, sofern sie es zum Trinken, Kochen, Zähneputzen oder zur Zubereitung von Speisen oder Getränken verwendeten. Gleichzeitig hatte die SVS in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt eine Desinfektion für das betroffene Netz mittels Chlorung eingeleitet. Dies war für das Wassernetz der SVS allerdings keine Premiere: Das Wasser aus den Wieselsbachquellen wurde aufgrund der natürlichen Einträge schon länger gechlort.

Und auch das Wasser im Netzbereich, das von der Verunreinigung betroffen war, hatte bereits vor der eingeleiteten Desinfektion eine geringe Menge an Chlor. Der Grund: Das Mischwasser stammt nach Angaben der Stadtwerke aus der Deißlinger Keckquelle und der Bodenseewasserversorgung, wobei beide Wässer "seit jeher in den jeweiligen Wasserwerken in Deißlingen und Sipplingen mit einer so genannten Transportchlorung versehen" wurden, berichtet SVS-Pressesprecherin Susanna Kurz. Dies solle ein Aufkeimen des Wassers auf dem Weg vom Wasserwerk zum Kunden verhindern. "Im Schwenninger Netz waren bisher nur noch geringe Restkonzentrationen von Chlor vorhanden, was die Kunden nur vereinzelt oder gar nicht wahrgenommen haben."

Vor der Feststellung der Verunreinigung habe laut der Stadtwerke keine Notwendigkeit bestanden, "diese Chlordosis unnötig hoch zu halten." Das hinge mit dem Minimierungsgebot zusammen. Kurz: "Demnach soll dem Wasser nur das zugesetzt werden, was unbedingt notwendig ist." Nachdem eine erhöhte Konzentration der coliformen Bakterien nachgewiesen wurde, habe die SVS jedoch reagieren müssen: Die Dosierung des Chlorwertes und damit die Desinfektionswirkung im Netz wurde erhöht.

Das Gebot konnte schließlich am 29. August aufgehoben werden, nachdem die Stadtwerke drei aufeinanderfolgende Messreihen ohne bakteriellen Fund vorlegen konnten. Bis dahin wurde als Entgegenkommen seitens der SVS den betroffenen Bürgern 309 888 Liter Mineralwasser zur Verfügung gestellt.

Ist-Zustand

Seit dem sind nun drei Monate vergangen – dennoch beklagen sich Bürger in den sozialen Netzwerken immer wieder darüber, dass das Wasser noch stark nach Chlor rieche. Woran liegt das?

Die SVS-Pressesprecherin klärt auf: "Der Chlorgeruch im Wasser beziehungsweise die Desinfektionswirkung hängt im Wesentlichen von der Verweilzeit des Wassers und der Umgebungstemperatur ab, somit wird der Chlorgeruch unterschiedlich wahrgenommen." Das hänge auch davon ab, dass jeder Mensch das Chlor mehr oder weniger stark rieche. So sei während dem Abkochgebot beispielsweise eine Besucherin des Neckarbads auf die Verantwortlichen zukommen, ob das Wasser dort nun stärker gechlort würde – sie hatte verstärkten Geruch wahrgenommen. "An der Chlordosierung wurde jedoch nichts geändert." Mittlerweile werde das gesamte Trinkwasser in Villingen-Schwenningen gechlort. Der Dosierwert lag laut SVS bisher etwa ein Drittel unter der maximal zulässigen Dosiermenge gemäß der Trinkwasserverordnung.

Unklar ist bislang aber, worin die Ursache für die Verunreinigung liegt. Zur Ursachenforschung und der Analyse des Hygienekonzeptes hatten die Verantwortlichen das Karlsruher Technologiezentrum Wasser (TZW) zu Rate gezogen. "Es liegen bislang aber keine Ergebnisse vor, die Untersuchungen werden noch einige Zeit in Anspruch nehmen", berichtet die SVS-Pressesprecherin. Vermutet wird, dass der warme Sommer und die Temperaturen im Boden einen Nährboden für Keime gebildet hatten – denn gerade während der Urlaubszeit stünde das erwärmte Wasser über längere Zeit in den Leitungen.

Zukunft

Da die Chlorung beibehalten wird, planen die Stadtwerke nun den Einbau von dauerhaften Chlordosierungsanlagen, diese seien im Haushalt 2018 berücksichtigt. "Die Detailplanung ergibt sich auch aus den Ergebnissen der Analyse des TZW", so Kurz. Sie betont gleichzeitig: "Zum derzeitigen Zeitpunkt ist eine Preiserhöhung nicht absehbar."